46 Studierende aus 32 Studiengängen der Fachhochschule (FH) Kiel erhielten gestern (19. November 2024) ihre Urkunden für das Deutschlandstipendium. Sie werden ein Jahr lang mit 300 Euro monatlich gefördert. Im Rahmen der Veranstaltung nutzen die Stipendiat*innen die Gelegenheit, sich mit den fördernden Personen, Stiftungen und Unternehmen erstmals auszutauschen.
Fanny Sußmann hat früh ihre Leidenschaft für das Maritime entdeckt: Anstatt nach dem Abitur zu studieren, heuerte die gebürtige Hamburgerin auf Segelschiffen an. Ihre Begeisterung für die Seefahrt hatte ihr Großvater geweckt, mit ihm war sie als Kind viel gesegelt. Zwei Jahre lang arbeitete Fanny Sußmann als Matrosin und weil ihr die handwerklichen Arbeiten auf den Schiffen immer viel Freude bereiteten, ließ sie sich zur Bootsbauerin ausbilden. Sie arbeitete in dem Beruf, fuhr wieder zur See und besuchte die niederländische Seefahrtsschule. Seit diesem Wintersemester studiert Fanny Sußmann Schiffbau und Maritime Technik an der FH Kiel: „Ich bin bei meiner Arbeit häufig an Wissensgrenzen gestoßen und wollte mich gerne detaillierter mit den Themen auseinandersetzen“, erklärt die 25-Jährige. „Das Studium ermöglicht mir hoffentlich in Zukunft mehr in die Boots- und Schiffskonstruktion einzusteigen und praxisnah mit meiner Erfahrung aus dem Handwerk zu arbeiten. Ich schätze es sehr, noch die Möglichkeit zu haben mich weiterzubilden. Durch das Stipendium kann ich mich mehr auf das Studium konzentrieren, weil ich nebenbei weniger arbeiten muss.“
Einen weiten Weg hat Victor Setiawan Effendi zurückgelegt: 2018 hatte er seine HeimatstadtSurakarta in Indonesien verlassen, im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes in Leverkusen arbeitete er in einem Kindergarten. Doch Effendi wollte studieren, aber dafür musste er zunächst seine Studienzugangsberechtigung an einem Studienkolleg erlangen. Im Sommer 2019 absolvierte er seine Aufnahmeprüfung in Kiel und entschied sich – trotz anfänglicher Bedenken – für Kiel. „Ich war skeptisch. Denn Kiel liegt ganz im Norden und ich hatte Angst davor, von der Welt abgeschnitten zu sein“, gesteht Effendi. Aber nach seinem Umzug stellte er fest, dass es hier nicht nur viele Möwen, Wasser und Wind, sondern auch sehr nette Menschen gibt.
Für das Studium der Fahrzeugtechnik zog er nach Wolfsburg, für den Master in Elektrische Technologien kehrte er zurück an die Förde: „Rückblickend war ich hier glücklich, dieses Gefühl habe ich in Wolfsburg nicht gefunden. Mein Bachelorstudium in Fahrzeugtechnik war maschinenbaulastig. Mir hat die Elektrotechnik gefehlt, dieses Fachgebiet interessiert mich ebenfalls. Im Studium sollte man vieles ausprobieren. Also habe ich mich entschieden, in eine andere Richtung zu gehen.“ Deutschland sei seine neue Heimat geworden, sagt der 24-Jährige. „In den letzten Jahren mussten wir leider viele Krisen erleben. Nichtsdestotrotz möchte ich nicht von hier weggehen, weil ich mich hier sehr gut eingelebt habe und mich wohl fühle.“
Luisa Bronk istin diesem Sommer vom Stadtrand Berlins an die Ostsee gezogen. Ihr Ziel: Der Doppelbachelor Betriebswirtschaftslehre an der FH Kiel und der deutsch-französischen Hochschule. Schon seit ihrer Schulzeit liebt sie die französische Sprache. „Ich möchte Französisch gerne auch in meinem weiteren (Berufs-)Leben sprechen“, erklärt die 19-Jährige. „Durch diese Zusatzqualifikation verspreche ich mir gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und ich möchte durch einen weiteren Auslandsaufenthalt meine persönlichen Fähigkeiten, mein Wissen und meinen Horizont erweitern.“
Außerdem interessiert sich Luisa Bronk für wirtschaftliche Zusammenhänge und Managementprozesse. An ihrem FH-Studium schätzt sie dessen thematische Bandbreite und Interdisziplinarität. Dies, hofft die 19-Jährige, eröffne ihr nach dem Studium eine Karriere in ganz unterschiedlichen Branchen. Das Deutschlandstipendium ist für sie eine Anerkennung ihrer bisherigen Leistungen und eine große finanzielle Erleichterung: „Ich kann mich besser auf das Studium konzentrieren. Das Stipendium als Teil meines Lebenslaufes kann hoffentlich meine beruflichen Perspektiven verbessern, auch durch nützliche Kontakte für meine weitere akademische und berufliche Laufbahn. Außerdem motiviert mich diese Anerkennung, meine Ziele zu verfolgen und auch weiterhin gute akademische Leistungen zu liefern.“
Die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung finanziert seit mehreren Jahren zehn Deutschland-Stipendien an der FH Kiel und ist damit auch in diesem Jahr einer der größten Stifter. „Unsere Stiftung fördert nachdrücklich die Vergabe von Deutschland-Stipendien insbesondere in den MINT-Fächern, weil wir in dem Programm ein Stück Zukunftsinvestition sehen“, erklärt Dr. Christian Zöllner, stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer, das Engagement der Stiftung. „Wir wollen dadurch engagierten jungen Menschen den Weg in die Hochschule ebnen und ihnen dort etwas mehr Freiraum zur eigenen Entfaltung ermöglichen. Mit einem abgeschlossenen Studium leisten sie ihren Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Da dies ein vorrangiges Ziel unserer Stiftungsarbeit ist, fühlen wir uns partnerschaftlich auch mit der FH Kiel verbunden."
Liste der Fördernden:
- Actemium Cegelec Mitte GmbH
- CITTI Handelsgesellschaft mbH & Co. KG
- Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
- FH Kiel Stiftung
- Förde Sparkasse Stiftergemeinschaft
- Lydia und Hermann Früchtenicht Stiftung
- Raffinerie Heide GmbH
- Investitionsbank Schleswig-Holstein
- Kieler Volksbank AG
- Lions Förderverein Kiel-Oben e.V.
- Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung
- Rotary Hilfe Kiel e.V.
- Schleswig-Holstein Netz AG
- Stadtwerke Kiel AG
- Vater Holding GmbH
- Verein zur Förderung ausländischer Studierender Kiel e.V.