Peter Hertling mit Hut und Brille© J. Kös­ter

Fas­zi­na­ti­on Film: Von der Kunst zu zei­gen, wie eine Rose riecht

von Su­san­ne Meise

Stu­die­ren­de des Stu­di­en­gangs Mu­lit­me­dia Pro­duc­tion be­geis­tern mit ihren Fil­men oft­mals nicht nur das Pu­bli­kum, son­dern auch Jurys von so man­chen Wett­be­wer­ben. Be­kannt ist das noch viel zu wenig. Doch das soll sich jetzt än­dern: mit der Aus­lo­bung des Peter-K.-Hertling-Prei­ses, der erst­mals am 9. Mai in­ner­halb  des Film­fests Schles­wig-Hol­stein ver­lie­hen wird.

Dass es den Preis geben wird, wurde bei der Film­schau zum 20-jäh­ri­gen Be­stehen des Stu­di­en­gangs Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion im No­vem­ber be­kannt­ge­ge­ben. „Das hat mich sprach­los ge­macht“, ver­rät der Na­mens­ge­ber Prof. Peter K. Hertling, der seit 2001 am Fach­be­reich Film und Video un­ter­rich­tet. „Ich hätte mit allem ge­rech­net, nur damit nicht“, sagt er wei­ter. In jedem Se­mes­ter gebe es Stu­die­ren­de, die mit gro­ßem En­thu­si­as­mus an die Film­ar­beit gehen. Das werde nun durch den Preis nach außen ver­mit­telt und die Ar­beit der Stu­die­ren­den auf­ge­wer­tet - „gro­ß­ar­tig“.

14 Filme in den drei Ka­te­go­ri­en Kurz­film, Do­ku­men­tar­film und Cor­po­ra­te Video wur­den ein­ge­reicht. Eine An­zahl, die Prof. Hertling zu­frie­den stimmt. Denn oft­mals trau­ten sich Stu­die­ren­de nicht, mit ihren Ar­bei­ten an­zu­tre­ten. „Aber die Chan­ce, einen Preis zu ge­win­nen, steigt um 100 Pro­zent mit der An­mel­dung“, er­zählt der Do­ku­men­tar­fil­mer, was er sei­nen Stu­die­ren­den immer mit auf den Weg gibt.

„Filme ma­chen lernt man durch Filme gu­cken“, ist der 74-Jäh­ri­ge über­zeugt. Seine Be­geis­te­rung für das be­weg­te Bild wurde schon in der Kind­heit in Bie­tig­heim bei Karls­ru­he ge­weckt. „Ich bin in den Film hin­ein­ge­bo­ren wor­den – mein Vater hatte Kinos“, er­klärt Hertling. Nach der Schu­le ging er zur Bun­des­wehr, stu­dier­te dann Po­li­tik und Jour­na­lis­mus in Mün­chen. Es folg­te ein Vo­lon­ta­ri­at in der Film­pro­duk­ti­on, wo er unter an­de­rem lern­te, „dem Zu­schau­er zu zei­gen, wie eine Rose riecht“. Als Frei­er Mit­ar­bei­ter fing er schlie­ß­lich beim Bay­ri­schen Rund­funk an. Weil seine Frau den Föhn nicht ver­trug, zog die Fa­mi­lie nach Nord­deutsch­land. „Im ZDF-Lan­des­stu­dio Schles­wig-Hol­stein war eine Stel­le va­kant. Mit ein paar Film­do­sen un­term Arm bin ich zum Wall ge­fah­ren und hab mich vor­ge­stellt“, be­rich­tet Hertling. Mit der Aus­sicht „Wir mel­den uns“ ver­ließ er das Stu­dio. Als er nach einer Woche noch immer nichts ge­hört hatte, schrieb er sie­ben Ex­po­sés zu ak­tu­el­len The­men und schick­te sie per Post an das ZDF. „Tags drauf bekam ich einen Anruf und das An­ge­bot, für die Dreh­schei­be einen Bei­trag über eine Tanz­par­ty in Viöl zu ma­chen. Der da­ma­li­ge Land­wirt­schafts­mi­nis­ter Gün­ter Fless­ner war mit sechs Mi­nu­ten ein­ge­plant ge­we­sen, hatte aber ab­ge­sagt. Die Zeit galt es nun zu fül­len. Das war meine Chan­ce“, sagt Hertling. Und sie wurde der Be­ginn einer Fest­an­stel­lung, die er 1984 kün­dig­te, um sich selbst­stän­dig und Do­ku­men­tar­fil­me für an­de­re Sen­der wie BBC, ORF und den NDR zu ma­chen.

Beim ZDF hatte er sich als Spe­zia­list für Schiff­fahrt, Ma­ri­ne und in­ter­na­tio­na­les See­recht einen Namen ge­macht, was ihn zu einer Kon­fe­renz zum Ant­ark­tis-Ver­trag nach Bonn führ­te. Dar­über lern­te er den Kie­ler Po­lar­for­scher Prof. Gott­hilf Hem­pel ken­nen, der ihn ein­lud, mit auf Ex­pe­di­ti­on zu kom­men und einen Bei­trag für das Fern­se­hen zu ma­chen. Am Ende waren es fünf über die Ant­ark­tis und zwei über die Ark­tis, die im ZDF ge­zeigt wur­den.

Über sei­nen lang­jäh­ri­gen Freund Rai­ner Bur­chardt, den ehe­ma­li­gen Chef­re­dak­teur des Deutsch­land Funks, fand Hertling 2001 den Weg an die Fach­hoch­schu­le Kiel, wo er unter an­de­rem Stu­die­ren­de für wei­te­re Po­lar­fil­me be­geis­tern konn­te, aber auch für schwie­ri­ge The­men wie Aids, das ein Team von Frau­en mit dem Film „Schat­ten über Afri­kas Kin­dern“ be­leuch­tet hat. Er wurde im No­vem­ber 2004 beim Do­ku­men­tar­film­fes­ti­val in Le Mans/ Frank­reich mit dem ers­ten Preis in der Ka­te­go­rie „Con­cours Eu­ropéen du 1er Film Do­cu­men­taire“ aus­ge­zeich­net. „Es gibt aber auch Stu­die­ren­de, die durch mich ge­lernt haben, was sie nicht ma­chen wol­len: Filme“, sagt Hertling, „denn das ist sehr auf­wen­dig und frisst viel Zeit.“

Ein un­ver­ges­se­ner Mo­ment aus all den Jah­ren an der FH stammt aus einem Do­ku­men­tar­film-Se­mi­nar im Jahr 2012. Hertling prä­sen­tier­te sei­nen ers­ten Do­ku­men­tar­film, den er fürs ZDF ge­dreht hatte: „Ar­beits­platz Nord­see – mit dem KÜMO un­ter­wegs“ von 1977. „Es war Som­mer, spä­ter Nach­mit­tag. Die Stu­dies waren nicht mehr ganz so auf­nah­me­fä­hig und auch etwas dösig, als plötz­lich eine Stu­den­tin schrie ,Das ist ja mein Opa!!!‘“ Die Szene zeig­te einen Ka­nal­lot­sen, der an Bord des Schif­fes kam und das Team bis Kiel-Hol­ten­au be­glei­te­te. Hertling: „Die Stu­den­tin kann­te ihren Opa nur von Fotos und Er­zäh­lun­gen und sah ihn plötz­lich auf der Lein­wand sich be­we­gen und spre­chend. Das war ein sehr emo­tio­na­ler Mo­ment. Die Se­mi­nar­teil­neh­mer waren alle sehr ge­rührt - und ich na­tür­lich auch.“

Ge­rührt sein wird si­cher auch so man­che/r bei der ers­ten Ver­lei­hung des Peter-K.-Hertling-Prei­ses, die am Don­ners­tag, 9. Mai, um 20 Uhr in der Pumpe be­ginnt.

© Fach­hoch­schu­le Kiel