von Kriske Heinemeier
E-Autos sind momentan in aller Munde. Trotzdem sind in Kiel sind aktuell nur 0,18 Prozent aller zugelassenen PKW Elektrofahrzeuge. Geringe Reichweiten und fehlende Ladesäulen sind häufig genannte Gründe für die geringe Verbreitung. Der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer ist trotzdem überzeugt: „Wer schon einmal ein E-Auto ausprobieren konnte, ist begeistert.“ Stimmt das? Davon wollte Kriske Heinemeier sich selbst überzeugen und durfte eines der E-Mobile der FH Kiel, einen Peugeot iOn, testen.
Vier Tage lang habe ich meinen Benziner gegen das E-Auto getauscht. Zusätzlich zum Auto gab es eine Chipkarte vom Kompetenzzentrum Elektromobilität Schleswig-Holstein (KESH), mit der ich alle Ladestationen des KESH und der Stadtwerke Kiel AG nutzen konnte. Der Peugeot iOn ist ein Kleinwagen mit 49 Kilowatt – das entspricht ungefähr 67 PS und reicht bei aktuellem Batteriezustand etwa 100 Kilometer weit. Ausgestattet ist er mit diversen Annehmlichkeiten wie Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern und Radio. Einzige Auffälligkeiten: Statt einer Tankanzeige gibt es eine Anzeige für den Batterieladezustand und den Drehzahlmesser ersetzt eine Anzeige, die den momentanen Stromverbrauch angibt. Die erste Überraschung erlebte ich dann beim Anlassen des iOn. Bis auf einen Signalton war rein gar nichts zu hören, was mich kurz irritierte. Es fehlte das gewohnte Motorengeräusch, das mir versichert, dass das Auto auch wirklich angesprungen ist. Bei dem E-Auto übernimmt dies der Signalton sowie der Hinweis „Ready“ auf dem Armaturenbrett. Nach den ersten Kilometern im iOn konnte ich OB Kämpfer nur zustimmen. Das E-Auto fährt sich sehr angenehm. Schalten muss man nicht und der Wagen ist sehr leise. Auch die verhältnismäßig geringe Leistung erwies sich als trügerisch. Wenn man einmal richtig durchtritt, zieht der iOn ordentlich.
An meinem ersten Tag habe ich gleich eine größere Fahrt gemacht und bin von der FH Kiel über Umwege bis nach Schilksee gefahren. Dabei merkte ich, wie mein Blick immer wieder auf der Reichweitenanzeige landete. Denn im Vergleich sind 100 Kilometer Reichweite natürlich relativ wenig. Am Nachmittag von Tag eins waren – nur – noch 46 Kilometer übrig. Trotzdem ging es nun in die Stadt, um das Laden im öffentlichen Raum zu testen. Ich hatte mich vorher informiert und mir genau überlegt, welche Ladesäule ich ansteuern wollte. Versuch Nummer eins war die Ladesäule auf dem Parkplatz des Kieler Rathauses. Gefunden war die Säule schnell. Einziges Problem: Einer der zwei Ladeplätze war besetzt und der andere gesperrt. Na super. Also zu Versuch Nummer zwei. Der Parkplatz der Sparkasse am Lorentzendamm. Dieser war, wie sich dann herausstellte, aber nur für Sparkassenkunden zugänglich. Gibt’s doch nicht. Bei Versuch Nummer drei hatte ich dann endlich Glück. Eine Ladesäule in der Mittelstraße, in der Nähe vom Dreiecksplatz. Beide vorgesehenen Plätze waren frei und das Laden funktionierte einwandfrei.
Auf einen Kaffee und ein paar Besorgungen ging es dann in die Stadt. Verlassen hatte ich das E-Auto mit einer Reichweite von 38 Kilometer. Nach knapp über einer Stunde kam ich dann zum Auto zurück. Laut Ladesäule hatte der Wagen 3,5 KW geladen. Die neue Reichweite betrug 60 Kilometer. Das sollte mehr als ausreichen, um nach Hause und am nächsten Tag zur Arbeit zu gelangen. Wer sich ein E-Auto zulegt, installiert sich höchstwahrscheinlich auch zuhause eine eigene Ladesäule. Was ich bis dato noch nicht wusste – ein E-Auto kann auch mit unserem normalen Hausstrom laden. Dann dauert der Ladevorgang allerdings deutlich länger. Ausprobieren konnte ich das allerdings nicht, denn von meiner Wohnung aus hätte ich ein Verlängerungskabel aus dem zweiten Stock und über die Straße bis zum Auto legen müssen – das hielt ich dann doch für eine weniger gute Idee.
In den nächsten Tagen war ich dann weniger experimentierfreudig unterwegs. Schließlich wollte ich wissen, ob sich ein Elektro-Auto im Alltag bewährt. An Tag zwei fuhr ich morgens zur Arbeit. An der Ladesäule der FH konnte der Wagen vollständig aufladen. Nachmittags ging es dann zum Einkaufen und ich muss sagen, im Stadtverkehr bewährte sich der iOn absolut. Während mein Benziner deutlich mehr verbraucht, wenn ich ständig bremsen und wieder anfahren muss, erwies sich der iOn als sehr sparsam. Denn das E-Auto verfällt jedes Mal in den „Charge Modus“, sobald man den Fuß von Gas nimmt und das Auto an Tempo verliert. So kann die Batterie jedes Mal ein bisschen aufladen. Ich war an der FH mit 104 Kilometern Reichweite losgefahren und kam nach ca. 10 Kilometern Fahrt durch die Stadt mit 103 Kilometern Reichweite zuhause an – super!
Auch die letzten beiden Tage gestalteten sich sehr angenehm. Ich kam ohne Probleme von A nach B, da ich im Alltag hauptsächlich kurze Strecken durch die Stadt fahre. Einziges Manko: Sobald man die Klimaanlage einschaltet, schrumpft auch die Reichweite. Das ist bei Benzinern und Diesel natürlich ähnlich, macht sich aber deutlich stärker bemerkbar, wenn der Wagen eine ohnehin geringe Reichweite hat.
Durch die Testfahrt im Peugeot iOn habe ich sowohl die Vorteile als auch die Nachteile der Elektrofahrzeuge kennengelernt. Die geringe Reichweite ist meiner Meinung nach nur dann ein Problem, wenn man im Alltag weitere Strecken zurückzulegen hat und wenn – und da kommen wir zu Problem Nummer zwei – nur wenig Ladestationen zur Verfügung stehen. Mit schnellem Tanken von Sprit ist das natürlich nicht zu vergleichen. Eine eigene Ladestation zuhause ist da ein absolutes Muss. Von Vorteil ist es auch, wenn am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit vorhanden ist. Insgesamt ziehe ich nach vier Tagen aber ein positives Fazit. Vom angenehmen Fahrgefühl bis zum geringen Lärm hat mich das E-Auto wirklich überzeugt. Wer sich ein E-Mobil anschaffen möchte, sollte sich vorher in jedem Fall mit den Nachteilen auseinandersetzen. Bei kurzen Wegen und einer eigenen Ladestation steht dem Umstieg auf ein E-Auto kaum noch etwas im Wege. Ich ziehe ein E-Auto für die Zukunft auf jeden Fall in Betracht!