Studierende der Ingenieurwissenschaften haben im Wahlmodul von Prof. Dr. Thilo Rohlfs den Betrieb des frisch gekürten „Energielandwirt des Jahres“, Martin Lass, in Tüttendorf und seine hochmoderne Biogasanlage besichtigt.
80 mal 40 Meter misst der europaweit größte Biogas-Speicher, der in der Region auch als das „Tüttendorfer Ei“ bekannt ist. 44.000 Kubikmeter fasst der Niederdruckspeicher, der auf einer Fläche von 12.500 Quadratmetern aufgebaut wurde. Die dafür verbaute Folie wog 10,5 Tonnen.
Bei einer herkömmlichen Biogasanlage wird das Gas, welches durch eine Vergärung von Biomasse wie Gülle, Rüben, Mais etc. im Fermenter entsteht, direkt in einem Blockheizkraftwerk zu Strom verarbeitet. Dabei entsteht Prozesswärme, die für lokale Nahwärmenetze genutzt werden kann.
Die Biogasanlage in Tüttendorf verfügt darüber hinaus über einen großen Gas- und einen großen Wärmespeicher. Diese sorgen dafür, dass die erneuerbare Energie aus Biogas dann bereitgestellt werden kann, wenn sie wirklich benötigt wird, weil andere regenerative Quellen wie Sonne und Wind gerade nicht ausreichend verfügbar sind.
Das aktuell mit der Energie versorgte Quartier Gettorf mit rund 8.000 Einwohnern ist so etwas wie ein Reallabor, um eine resiliente, von Gas- und Öllieferungen unabhängige Wärme und Stromlieferung zu günstigen Preisen darzustellen. In einem nächsten Schritt plant die Firma von Martin Lass, zusammen mit einem anderen Biogaserzeuger ganz Gettorf mit Strom und Wärme zu versorgen. Weil aber der Transport von Heißwasser über weite Entfernungen unwirtschaftlich ist, soll mindestens ein weiteres „Heizhaus“ in der Gemeinde entstehen. Dorthin fließt dann das in Tüttendorf erzeugte Biogas in ein Blockheizkraftwerk. Ein weiterer Standort könnte beim Klärwerk liegen. Für den Aufbau des entsprechenden Netzes sind Investitionen von zweistelligen Millionenbeträgen erforderlich.
Anschließend ging es weiter in das Info-Center der Firma BioEnergie Gettorf. Dort konnten die Studierenden mit den Fachleuten der Firma die mit der Umstellung auf eine regenerative Wärmeversorgung von Gebäuden verbundenen rechtlichen und technischen Herausforderungen der „kommunalen Wärmeplanung“ diskutieren. Dabei ging es auch um die Möglichkeit der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an den Netzen („Bürgerwärmenetze“).