Eine Frau in einem organenen Pullover sitzt auf einem Stuhl und blickt auf einen Schreiblock auf ihrem Schoß. Im Hintergrund sitzen zwei Frauen, die ihr zuhören.© F. Klein
Nach­be­spre­chung des Be­suchs bei Ethik-First.

Ethik live – Stu­die­ren­de dis­ku­tie­ren mo­ra­li­sche Di­lem­ma­ta

von Felix Klein

Stu­die­ren­de der Me­di­zin und Be­rufs­an­fän­ger*innen aus dem me­di­zi­ni­schen Be­reich haben im Rah­men des Pro­jekts Ethik-First die Mög­lich­keit, ein im kli­ni­schen All­tag er­leb­tes mo­ra­li­sches Di­lem­ma zu dis­ku­tie­ren und unter An­lei­tung zu re­flek­tie­ren. Seit fast sechs Jah­ren fin­den diese Fall­kon­fe­ren­zen – ein Pro­jekt am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Schles­wig-Hol­stein (UKSH) – mo­nat­lich statt. Ethik-First wird von der Stif­tung „Gutes tun“ des UKSH ge­för­dert. Seit dem Win­ter­se­mes­ter 23/24 haben auch Stu­die­ren­de des Mas­ter-Stu­di­en­gangs Kli­ni­sche So­zi­al­ar­beit des Fach­be­reichs So­zia­le Ar­beit und Ge­sund­heit der Fach­hoch­schu­le Kiel die Mög­lich­keit, an die­sen Kon­fe­ren­zen teil­neh­men. Im Rah­men des Se­mi­nars Ethik in der Ge­sund­heits­ver­sor­gung er­prob­ten Stu­die­ren­de ge­lern­te Theo­rie in der Pra­xis.

Zur Fall­kon­fe­renz kamen Stu­die­ren­de un­ter­schied­li­cher Fach­rich­tun­gen zu­sam­men: Me­di­zin, Psy­cho­lo­gie und Kli­ni­sche So­zi­al­ar­beit waren ver­tre­ten. Nach einer kur­zen Ein­füh­rung luden Laura Lun­den und Alina Paur, Ärz­tin­nen die das Pro­jekt be­glei­ten, die Teil­neh­me­rin­nen ein, an der Fall­be­spre­chung teil­zu­neh­men. Da­nach folg­te die Dis­kus­si­on. Eine Stu­den­tin des Mas­ters Kli­ni­sche So­zi­al­ar­beit hob die wert­schät­zen­de Zu­sam­men­ar­beit po­si­tiv her­vor: „Was zu­nächst nach einer Her­aus­for­de­rung klang, wurde zu einer span­nen­den Ge­sprächs­run­de. Ob­wohl wir keine Me­di­zi­ne­rin­nen sind, durf­ten wir auf Au­gen­hö­he mit­dis­ku­tie­ren.“ Die Grup­pe stell­te schnell fest, wie wert­voll die un­ter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven der ver­schie­de­nen Pro­fes­sio­nen sind. „Ein Fall und die darin ent­hal­te­nen ethi­schen Di­lem­ma­ta hat viele Ebe­nen“, er­gänz­te sie. Diese seien teils ein­fa­cher und manch­mal schwie­ri­ger zu­ein­an­der in Be­zie­hung zu set­zen.

Ein Seminarraum an der FH Kiel. An den Tischen sitzen Studierende.©F. Klein
Im Modul Ethik in der Ge­sund­heits­ver­sor­gung ler­nen die Stu­die­ren­den mehr über ethi­sche Ent­schei­dungs­fin­dungs­mo­del­le und For­men des ethi­schen Ar­gu­men­tie­rens.

Eine Hilfe für die Fall­be­spre­chung boten die me­di­zi­nethi­schen Prin­zi­pi­en nach Tom I. Beauch­amp und James F. Childress. Diese set­zen sich aus dem Selbst­be­stim­mungs­recht der Pa­ti­ent*innen, dem Prin­zip der Scha­dens­ver­mei­dung, dem Pa­ti­ent*in­nen­wohl und der so­zia­len Ge­rech­tig­keit zu­sam­men. An­hand des dis­ku­tier­ten Falls über­leg­ten die Teil­neh­me­rin­nen, wel­che Fak­to­ren sich dabei im Di­lem­ma ge­gen­über­ste­hen. Die Stu­den­tin fasst zu­sam­men: „Un­se­re ver­schie­de­nen fach­li­chen Zu­gän­ge haben span­nen­de Dis­kus­si­ons­im­pul­se ge­bo­ten und die Be­deu­tung von in­ter­dis­zi­pli­nä­rer Zu­sam­men­ar­beit auf Au­gen­hö­he ver­deut­licht.“

Zum Ab­schluss der Fall­be­spre­chung fass­te die Grup­pe alle denk­ba­ren Hand­lungs­schrit­te zu­sam­men. Dann ent­schie­den die Teil­neh­mer*innen über das theo­re­ti­sche wei­te­re Vor­ge­hen. Da der Fall aus der Pra­xis einer der mo­de­rie­ren­den Ärz­tin­nen kam, konn­te sie den wei­te­ren Ver­lauf und das Er­geb­nis mit allen tei­len. „Das hat den Abend ab­ge­run­det und trotz eines lan­gen Tags an der FH waren wir froh, dabei zu sein“, er­zählt die Teil­neh­me­rin.

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