Ein Mann© A. Boye

„Es ist wie nach Hause zu kom­men"

von Aenne Boye

Tim Flo­ri­an Horn ist 2013 mit 31 Jah­ren Eu­ro­pas jüngs­ter Pla­ne­ta­ri­ums-Di­rek­tor ge­wor­den. Vom 4. bis 6. Mai be­such­te er die Ta­gung der Ge­sell­schaft Deutsch­spra­chi­ger Pla­ne­ta­ri­en (GDP) an der FH Kiel. Damit kehrt er an sei­nen Aus­bil­dungs- und Hei­mat­ort zu­rück. Horn ist im Stadt­teil Neu­müh­len-Diet­richs­dorf auf­ge­wach­sen und stu­dier­te von 2002 bis 2005 Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion (MMP) an der FH. Da­nach folg­te eine stei­le Kar­rie­re. Über Ham­burg und San Fran­cis­co ging es schlie­ß­lich nach Ber­lin, wo er das Zeiss-Gro­ß­pla­ne­ta­ri­um seit sechs Jah­ren er­folg­reich lei­tet.

An­ge­fan­gen hat bei Tim Flo­ri­an Horn alles mit der Astro-AG und Ju­gend­grup­pe im alten Pla­ne­ta­ri­um am Kno­oper Weg. Mit zwölf Jah­ren wurde er dort Mit­glied. „Mit 15 Jah­ren habe ich das erste Mal eine Show mo­de­riert. Ich habe Kasse ge­macht, Flyer ver­teilt und vie­les mehr. Edu­ard Tho­mas, der Me­di­en­dom-Di­rek­tor, hat uns da­mals viele Frei­hei­ten ge­ge­ben“, er­in­nert sich Horn. Der 37-Jäh­ri­ge hat auf der Toni-Jen­sen-Ge­mein­schafts­schu­le sein Ab­itur ge­macht. Nach Ab­itur und Zi­vil­dienst fing er da­mals an, MMP an der FH zu stu­die­ren. „Da­mals habe ich ge­lernt, die Kup­pel zu nut­zen“, er­klärt er. „Ich habe dann auch im Me­di­en­dom als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft ge­ar­bei­tet. Dort habe ich Shows pro­du­ziert, wie zum Bei­spiel das Er­öff­nungs­pro­gramm mit Heide Si­mo­nis, das an­läss­lich des Um­zugs ans Ost­ufer statt­fand.“

Nach be­ruf­li­chen Sta­tio­nen als Pro­duk­ti­ons­lei­ter in Ham­burg und San Fran­cis­co, wurde Horn mit nur 31 Jah­ren der Pla­ne­ta­ri­um-Di­rek­tor vom Zeiss-Gro­ß­pla­ne­ta­ri­um in Ber­lin. „Am An­fang gab es schon Si­tua­tio­nen, in denen ich un­ter­schätzt wurde. Bei­spiels­wei­se hat mal eine Emp­fangs­mit­ar­bei­te­rin ge­sagt, dass es nett sei, dass ich die Ta­sche für Herrn Horn brin­gen würde. Dar­auf­hin habe ich ge­ant­wor­tet ‚Ich bin Herr Horn.’“, be­rich­tet er la­chend. Mitt­ler­wei­le ist er zudem Lei­ter und Vor­stand der Stif­tung Pla­ne­ta­ri­um Ber­lin. Unter sei­ner Lei­tung und Dank eines auf­wen­di­gen Um­baus haben sich die Be­su­cher­zah­len fast ver­vier­facht. Zur GDP-Ta­gung hat Horn sechs Mit­ar­bei­ter mit­ge­bracht, weil er den Dia­log für sehr wich­tig hält. Be­son­ders lobt er den Aus­tausch zwi­schen den Pla­ne­ta­ri­ums-Kol­le­gen, der hier auf Au­gen­hö­he statt­fin­de. Das sei nicht immer so. Zwi­schen gro­ßen und klei­nen Pla­ne­ta­ri­en gäbe es da lei­der oft Dif­fe­ren­zen, be­dau­ert er. Bei der GDP-Ta­gung konn­ten viele In­sti­tu­tio­nen ihr Wis­sen und ihre Werke prä­sen­tie­ren. Be­ein­druckt war Horn von dem Pro­gramm über Wale von dem Ver­ein „Ocean Mind Founda­ti­on“. Er er­klärt, dass das fast das Schöns­te ge­we­sen sei, was er je­mals in einer Kup­pel ge­se­hen hätte. Die fo­to­rea­lis­ti­schen Bil­der und die Ori­gi­nal­tö­ne hät­ten eine tolle Sze­ne­rie ge­schaf­fen.

Auch in Ber­lin setzt das Pla­ne­ta­ri­um auf Live-Mo­dera­ti­on. Das ist eine große Ge­mein­sam­keit. Die per­sön­li­che An­spra­che des Pu­bli­kums ist Horn sehr wich­tig. „Häu­fig wird die Mo­dera­ti­on vom Band ab­ge­spielt. So ver­kommt man schnell zu einem Kup­pel-Kino“, sagt er. Der Dis­kurs mit dem Pu­bli­kum sei das Be­son­de­re an einem Pla­ne­ta­ri­um. Die per­sön­li­che An­spra­che von einem Ex­per­ten hat Horn aus Kiel mit zu allen sei­ner be­ruf­li­chen Sta­tio­nen ge­nom­men. Der Kie­ler Me­di­en­dom hat 60 Sitz­plät­ze – der Ber­li­ner 307. Durch die Live-Mo­dera­ti­on schaf­fe das große Ber­li­ner Pla­ne­ta­ri­um trotz­dem noch eine per­sön­li­che At­mo­sphä­re, be­tont er.

Einen wich­ti­gen Stel­len­wert hatte der Kli­ma­wan­del auf der GDP-Ta­gung. „Meh­re­re Häu­ser haben sich zu­sam­men­ge­schlos­sen, den Kli­ma­wan­del stär­ker zu the­ma­ti­sie­ren. Das ist aus Sicht der Pla­ne­ta­ri­en ein wert­vol­ler Bei­trag“, be­rich­tet Horn. Er war mit sei­ner äl­tes­ten Toch­ter bei der De­mons­tra­ti­on von Greta Thun­berg in Ber­lin. Zu­sam­men mit Fri­days for Fu­ture ist jetzt ein Pla­ne­ta­ri­ums­pro­gramm ge­plant. Horn: „Wir haben eine Ver­ant­wor­tung für die jün­ge­re Ge­ne­ra­ti­on.“

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