Eine Frau© C. Haas

Erste Mit­ar­bei­te­rin der FH nutzt ERAS­MUS-Pro­gramm für Sprach­kur­sus

von Aenne Boye

Chris­tia­ne Haas hat bei ihrer Ar­beit in der Bi­blio­thek der Fach­hoch­schu­le häu­fig mit aus­län­di­schen Stu­die­ren­den zu tun. Da­durch kommt sie immer öfter in Be­rüh­rung mit der eng­li­schen Spra­che. Ob­wohl ihr das Lesen von eng­li­schen Tex­ten immer leicht fiel, be­rei­te­te ihr das Hören und Spre­chen Schwie­rig­kei­ten. Von einer Be­kann­ten hörte sie, dass diese über ihren Ar­beit­ge­ber eine ge­för­der­te Sprach­rei­se wahr­ge­nom­men hatte. Das in­spi­rier­te sie. „Ich habe ein­fach im In­ter­na­tio­nal Of­fice (IO) der FH nach­ge­fragt“, be­rich­tet die 57-Jäh­ri­ge. Im März 2018 hatte Haas die Idee, und im Juli brach sie be­reits zu einem zwei­wö­chi­gen Auf­ent­halt in Eng­land auf.

Vor der Reise gab es für sie viel zu be­an­tra­gen und zu or­ga­ni­sie­ren. Sie schrieb eine Be­wer­bung mit ihrer Mo­ti­va­ti­on für einen ERAS­MUS-Mo­bi­li­täts­zu­schuss an das In­ter­na­tio­nal Of­fice, ar­bei­te­te einen Fra­ge­bo­gen (Trai­ning Agree­ment) auf Eng­lisch durch und begab sich auf die Suche nach einer pas­sen­den Sprach­schu­le in Eng­land. „Dann habe ich mit der LAL Tor­bay eine preis­wer­te Sprach­schu­le in der Küs­ten­stadt Paign­ton in Süd­eng­land ge­fun­den. Lei­der war ich so spät dran, dass in der be­lieb­ten Ur­laubs­re­gi­on alle Bed-and-Break­fast-An­ge­bo­te aus­ge­bucht waren. Des­halb habe ich mir ein güns­ti­ge­res Zim­mer in dem Stu­den­ten­wohn­heim „Hun­ters Lodge“ der Sprach­schu­le ge­bucht. Dort bekam ich ein Zim­mer mit Meer­blick“, er­zählt Haas. Die erste Woche rech­ne­te die FH-Mit­ar­bei­te­rin als Aus­lands­dienst­rei­se ab. Sie er­hielt eine täg­li­che Auf­ent­halts­pau­scha­le, eine Rei­se­kos­ten­pau­scha­le und einen Zu­schuss zu den Kos­ten des Sprach­kur­ses in Höhe von 250 Euro aus ERAS­MUS-Mit­teln. Für die zwei­te Woche reich­te Haas Bil­dungs­ur­laub ein, so­dass zwar keine Ur­laubs­ta­ge ver­lo­ren gin­gen, aber sie alle wei­te­ren Kos­ten sel­ber tra­gen muss­te.

Wäh­rend ihrer Zeit in Eng­land mach­te die 57-Jäh­ri­ge viele span­nen­de Er­fah­run­gen. An den Wo­chen­ta­gen stand bis 15 Uhr Sprach­un­ter­richt auf dem Plan. „Über­haupt wie­der zu ler­nen, war eine Her­aus­for­de­rung für mich. Nach dem Un­ter­richt habe ich jeden Tag klei­ne Aus­flü­ge un­ter­nom­men und abends noch meine Haus­auf­ga­ben ge­macht, die am nächs­ten Tag immer ab­ge­fragt wur­den. Zudem gab es jeden Frei­tag eine Ar­beit. Das war alles wie in der Schu­le“, sagt Haas. Die erste Woche hat sie gar kein Deutsch ge­spro­chen und so schnell die Scheu vorm Eng­lisch­spre­chen ab­ge­legt. Be­son­ders ge­noss sie die Ge­sell­schaft von Men­schen aus der gan­zen Welt. Mit einer gleich­alt­ri­gen Ita­lie­ne­rin hat Haas bis heute re­gel­mä­ßi­gen Kon­takt. „Ich habe Sa­chen er­lebt, die ich sonst nicht er­le­be“, er­in­nert sie sich. Eine Sprach­schü­le­rin aus Saudi-Ara­bi­en bei­spiels­wei­se drück­te Haas ge­gen­über Be­wun­de­rung dafür aus, dass diese in Deutsch­land ein ei­ge­nes Auto be­sitzt, und ein Mann aus Saudi-Ara­bi­en be­rich­te­te, dass er zu Hause 200 Ka­me­le hat.

Haas nahm an dem Eng­lisch-Un­ter­richt auf B1.2-Ni­veau teil. „Die sprach­li­che Be­treu­ung an der Sprach­schu­le war sehr gut“, lobt sie. Vor­mit­tags hatte Haas Un­ter­richt mit einer in­ter­na­tio­na­len Grup­pe von zwölf Leu­ten, und nach­mit­tags übte sie Hören und Spre­chen in einem klei­ne­ren Rah­men von circa vier Schü­lern. Ei­gent­lich dach­te Haas, dass zwei Wo­chen nicht genug wären, um ihr Eng­lisch spür­bar ver­bes­sern zu kön­nen, doch auf der Rück­tour im Bus konn­te sie die dort aus­ge­leg­te Bro­schü­re, die ihr auf der Hin­fahrt Pro­ble­me be­rei­tet hatte, pro­blem­los lesen. „Auch die schnell­spre­chen­den Mo­de­ra­to­ren im Radio konn­te ich bes­ser ver­ste­hen“, be­rich­tet Haas er­freut.

Ihre freie Zeit nutz­te sie, um Land und Leute ken­nen­zu­ler­nen. Haas be­reis­te unter an­de­rem die Ha­fen­stadt Car­diff an der Süd­küs­te von Wales, die Städ­te Tot­nes, Bath und Dart­mo­uth sowie die Hü­gel­land­schaft Dart­mo­or, in der viele be­kann­te Filme und Bü­cher spie­len. Auch be­sich­tig­te sie das Som­mer­haus der be­rühm­ten Schrift­stel­le­rin Aga­tha Chris­tie – eines ihrer per­sön­li­chen High­lights. Der son­ni­ge Som­mer mach­te Haas Auf­ent­halt noch schö­ner. „Das Wet­ter war toll. Ich hatte ins­ge­samt nur zwei Re­gen­ta­ge. Das Wet­ter war in Eng­land ge­nau­so gut wie in Deutsch­land die­sen Som­mer“, schwärmt sie. Aus ihren vo­ri­gen Ur­lau­ben in Eng­land sei Haas näm­lich ge­wohnt ge­we­sen, Re­gen­ja­cke und Gum­mi­stie­fel tra­gen zu müs­sen.

Aus ihrer Zeit in Eng­land nimmt die Bi­blio­theks-Mit­ar­bei­te­rin, die seit 1981 an der Fach­hoch­schu­le ar­bei­tet, noch mehr mit außer bes­se­re Sprach­kennt­nis­se: Sie könne die Si­tua­ti­on der Aus­tausch­stu­die­ren­den jetzt viel bes­ser ver­ste­hen, da sie nun weiß, wie es ist, fremd in einem Land zu sein, indem man die Spra­che nicht gut spricht. Wei­te­ren Be­wer­bern emp­fiehlt sie, sich recht­zei­ti­ger als sie um ihren Auf­ent­halt zu küm­mern. „Dann ist noch nicht so viel aus­ge­bucht, und die Un­ter­kunft soll­te nicht zu weit ent­fernt von Sprach­schu­le und Stadt sein, damit man mobil bleibt“, rät sie.

Haas hat mit ihrer Teil­nah­me an dem ERAS­MUS-ge­för­der­ten Eng­lisch­sprach­kurs Pio­nier­ar­beit ge­leis­tet. „Wir möch­ten, dass noch mehr FH-Mit­ar­bei­te­rin­nen und -Mit­ar­bei­ter das ERAS­MUS-Pro­gramm zur Mo­bi­li­tät zu Fort- und Wei­ter­bil­dungs­zwe­cken (ERAS­MUS-STT) wahr­neh­men. Wir freu­en uns über jede Be­wer­bung“, be­kräf­tigt Re­na­te Hahn vom In­ter­na­tio­nal Of­fice. Das In­ter­na­tio­nal Of­fice be­an­tragt jedes Jahr ERAS­MUS-Mit­tel für Stu­die­ren­de, Leh­ren­de und für Mit­ar­bei­ter*innen, die das ERAS­MUS-STT er­stat­tet. Die Auf­ent­halts­pau­scha­le für Eng­land be­trägt zur­zeit 180 Euro pro Tag. Dazu gibt es eine Rei­se­kos­ten­pau­scha­le von 275 Euro.

Wer eben­falls Lust auf das ERAS­MUS-Pro­gramm für Mo­bi­li­tät zu Fort- und Wei­ter­bil­dungs­zwe­cken be­kom­men hat, kann sich bei per­sön­li­chen Fra­gen gerne an Chris­tia­ne Haas be­zie­hungs­wei­se di­rekt an das In­ter­na­tio­nal Of­fice wen­den. Dabei wird emp­foh­len, sich recht­zei­tig zu in­for­mie­ren und be­ra­ten zu las­sen, da die Mit­tel be­grenzt sind. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen fin­den sie unter https://​www.​fh-​kiel.​de/​index.​php?​id=10528.

Aenne Boye

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