Taschen werfende Menschen© S. Wel­ler
Eine Ak­ti­on zum Equal Pay Day im Stadt­mu­se­um Ber­lin, Eph­raim Pa­lais.

Equal Pay Day 2025

von Dr. Ma­ri­ke Schmeck

Lohn­un­gleich­heit zwi­schen Frau­en und Män­nern ist auch in Deutsch­land nach wie vor ein Thema. Um dar­auf auf­merk­sam zu ma­chen, mar­kiert der Equal Pay Day jedes Jahr den Tag, bis zu dem Frau­en über das vor­an­ge­gan­ge­ne Jahr hin­aus ar­bei­ten müss­ten, um auf den­sel­ben Durch­schnitts­ver­dienst wie Män­ner zu kom­men. Damit macht der Equal Pay Day sicht­bar, was ei­gent­lich längst Ge­schich­te sein soll­te: Frau­en ver­die­nen in Deutsch­land im Schnitt immer noch 16 Pro­zent we­ni­ger als Män­ner. In die­sem Jahr fällt der Equal Pay Day auf den 7. März, was be­deu­tet, dass Frau­en rech­ne­risch in 2024 mehr als zwei Mo­na­te zu­sätz­lich hät­ten ar­bei­ten müs­sen, um den glei­chen Durch­schnitts­lohn wie Män­ner zu er­hal­ten. 2024 ver­dien­ten Frau­en im Schnitt 22,24 Euro pro Stun­de – rund 4,10 Euro we­ni­ger als Män­ner (26,34 Euro).

Doch wie kommt es zu die­ser ge­schlechts­be­zo­ge­nen Lohn­lü­cke, dem so­ge­nann­ten Gen­der Pay Gap? Zu­nächst lässt sich zwi­schen dem un­be­rei­nig­ten und dem be­rei­nig­ten Gen­der Pay Gap dif­fe­ren­zie­ren. Der un­be­rei­nig­te Gen­der Pay Gap von der­zeit 16 Pro­zent ist im Zu­sam­men­hang mit der struk­tu­rel­len Be­nach­tei­li­gung von Frau­en zu be­trach­ten, die in un­glei­che Ar­beits-, Ein­kom­mens- und Kar­rie­re­chan­cen mün­det. Auf­grund der Dop­pel­be­las­tung durch fa­mi­liä­re Sor­ge­ar­beit sind es über­wie­gend Frau­en, die ihre Er­werbs­tä­tig­keit un­ter­bre­chen und ver­stärkt in Teil­zeit ar­bei­ten - mit ne­ga­ti­ven Fol­gen in Hin­blick auf Auf­stieg­mög­lich­kei­ten, Ein­kom­men und so­zia­le Ab­si­che­rung. Die Teil­zeit­quo­te von Müt­tern be­trug zu­letzt 73 Pro­zent, die von Vä­tern da­ge­gen nur 8,6 Pro­zent. Auch wer­den Be­rufs­bran­chen, in denen über­wie­gend Frau­en ar­bei­ten, schlech­ter be­zahlt als „klas­si­sche Män­ner­do­mä­nen“. Hinzu kommt das Ehe­gat­ten­split­ting, das das Fort­be­stehen der ge­schlechts­be­zo­ge­nen Lohn­lü­cke be­güns­tigt. Aber auch, wenn sol­che struk­tu­rel­len Un­ter­schie­de in den Er­werbs­be­din­gun­gen von Frau­en und Män­nern her­aus­ge­rech­net wer­den, ver­weist der so­ge­nann­te be­rei­nig­te Gen­der Pay Gap auf eine dar­über hin­aus be­stehen­de Loh­nun­ge­rech­tig­keit:

„Selbst wenn man diese Fak­to­ren her­aus­rech­net und sich gleich­qua­li­fi­zier­te Frau­en und Män­ner an­schaut, die in der glei­chen Bran­che und glei­chen Po­si­ti­on gleich viel ar­bei­ten, dann er­gibt sich in Deutsch­land immer noch eine nicht zu er­klä­ren­de Lohn­lü­cke von sechs Pro­zent.“, so der Ver­ein Busi­ness and Pro­fes­sio­nal Women Ger­many e.V., In­itia­tor des all­jähr­li­chen Ak­ti­ons­tags für Ent­gelt­gleich­heit.

Höchs­te Zeit, dass sich das än­dert, fin­det auch die Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te Dr.in Ma­ri­ke Schmeck. „Für Frau­en er­höht sich durch das durch­schnitt­lich ge­rin­ge­re Le­bens­ein­kom­men das Ri­si­ko für Al­ters­ar­mut enorm. Ehe­li­che Ar­ran­ge­ments sind in die­sem Zu­sam­men­hang oft­mals eine trü­ge­ri­sche Si­cher­heit, die häu­fig Ab­hän­gig­kei­ten be­för­dert. Davon un­ab­hän­gig stel­len Frau­en qua­li­fi­zier­te Ar­beits­kräf­te mit wert­vol­lem Po­ten­ti­al für den Ar­beits­markt dar.“

„Mehr Ent­gelt­trans­pa­renz, bes­se­re Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Beruf und ein ge­samt­ge­sell­schaft­li­ches und po­li­ti­sches Pro­blem­be­wusst­sein für struk­tu­rel­le Un­gleich­heit sind zen­tra­le Hebel, um für Lohn­ge­rech­tig­keit zu sor­gen.“ er­gänzt Fenja Ra­th­jen, Re­fe­ren­tin der Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten.

Aus die­sem Grund or­ga­ni­siert die Gleich­stel­lungs­stel­le am 19. März 2025 in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Deut­schen Ge­werk­schafts­bund der Kiel Re­gi­on  und ihrem Pro­jekt „Was ver­dient die Frau? Mehr Zeit, Geld und Re­spekt!“ einen Lunch Talk von 12 bis 13 Uhr zum Thema Equal Pay & wirt­schaft­li­che Un­ab­hän­gig­keit für alle Hoch­schul­an­ge­hö­ri­gen. Neben der Dis­kus­si­on um Ur­sa­chen der Lohn­un­gleich­heit zwi­schen den Ge­schlech­tern sol­len auch prak­ti­sche Lö­sungs­an­sät­ze be­leuch­tet wer­den, die die wirt­schaft­li­che Un­ab­hän­gig­keit von Frau­en stär­ken. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen wie ein Ar­gu­men­ta­ri­um gegen Falsch­an­nah­men rund um den Gen­der Pay Gap sowie die An­mel­dung zu der Ver­an­stal­tung fin­den Be­schäf­tig­te im Ge­sund­heits-, In­for­ma­ti­ons- und Fort­bil­dungs­pro­gramm und Stu­die­ren­de auf der Web­sei­te der Gleich­stel­lungs­stel­le.

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