Mann schaut sich Aushang an© V. Berg­mann

En­er­gie­wen­de: hoch­span­nen­der Bei­trag aus Kiel

von Prof. Dr. Kay Reth­mei­er

Es sind also ver­bes­ser­te nor­mier­te Mess­ver­fah­ren er­for­der­lich, um die ge­wohn­te gute Ver­sor­gungs­si­cher­heit in Deutsch­land auch in Zu­kunft zu ga­ran­tie­ren. Mit Stolz neh­men die drei FH-Stu­die­ren­den zur Kennt­nis, dass ihr klei­ner Bei­trag zur Fach­kon­fe­renz ein gro­ßer für die En­er­gie­wen­de ge­we­sen sein könn­te. „Das gibt Auf­wind für das wei­te­re Stu­di­um“, be­stä­ti­gen alle drei ein­hel­lig, und neh­men die­sen Mo­ti­va­ti­ons­schub mit auf die Ziel­ge­ra­de, die ab­schlie­ßen­de Mas­ter­the­sis an der Fach­hoch­schu­le Kiel.

Die knis­tern­de Span­nung in der Luft ist na­he­zu spür­bar, wenn alle vier Jahre die füh­ren­den Ex­pert*innen auf dem Ge­biet der Hoch­span­nungs­tech­nik in Dres­den zu­sam­men­kom­men. Auf der eta­blier­ten Fach­kon­fe­renz „High­volt Kol­lo­qui­um“ tra­fen sich am 9. und 10. Mai fast 200 Know-how-Trä­ger*innen aus den Be­rei­chen In­dus­trie, Strom­ver­sor­ger, Hoch­schu­le und Po­li­tik, um im ge­gen­sei­ti­gen Er­fah­rungs­aus­tausch zum Ge­lin­gen der En­er­gie­wen­de ge­mein­sam an einem Strang zu zie­hen.

Wel­che neuen Tech­no­lo­gi­en sind ver­füg­bar - was muss neu ent­wi­ckelt wer­den? Wel­che ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen haben sich in letz­ter Zeit ge­än­dert – wel­che neuen Ge­set­zes­in­itia­ti­ven könn­ten den Netz­aus­bau vor­an­trei­ben? Diese Ge­dan­ken ste­hen ex­em­pla­risch für eine Viel­zahl von Fra­ge­stel­lun­gen, die in fun­dier­ten Fach­vor­trä­gen, in Po­di­ums­dis­kus­si­on und vor allem in den auf un­ge­zwun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on aus­ge­leg­ten Kaf­fee­pau­sen unter den Teil­neh­mer*innen an­ge­regt dis­ku­tiert wur­den.

Den hohen po­li­ti­schen und vor allem ge­sell­schaft­li­chen Stel­len­wert der En­er­gie­wen­de un­ter­strich der Mi­nis­ter­prä­si­dent des Frei­staa­tes Sach­sen, Mi­cha­el Kret­sch­mer, der in sei­ner Er­öff­nungs­re­de den po­li­tisch ge­woll­ten Koh­le­aus­stieg in den Fokus rück­te. Ge­ra­de für die öst­li­chen Bun­des­län­der mit vie­len Be­schäf­tig­ten in der Braun­koh­le­indus­trie ein kon­tro­vers dis­ku­tier­tes Thema – hier fal­len viele Ar­beits­plät­ze weg. Wei­te­re Red­ner*innen gaben einen Ein­blick in die tech­ni­schen Pro­blem­stel­lun­gen, die noch nicht alle zu 100% ge­löst sind.

Im Zen­trum des tech­ni­schen Teils der Ta­gung stand hier unter an­de­rem die Iso­la­ti­on von Strom­ka­beln, Schal­tern und Trans­for­ma­to­ren, die bei den ge­plan­ten von Nord nach Süd lau­fen­den neuen Strom­au­to­bah­nen mit Gleich­span­nung be­trie­ben wer­den sol­len. Im Ge­gen­satz zu un­se­ren bis­he­ri­gen Strom­net­zen, die seit Jahr­zehn­ten mit Wech­sel­span­nung be­trie­ben wer­den, lie­gen für die nun zwin­gend not­wen­di­gen Gleich­strom­an­wen­dun­gen, die mit der kost­ba­ren En­er­gie viel ef­fi­zi­en­ter um­ge­hen, nur wenig bis gar keine Er­fah­run­gen vor.

Genau hier setzt ein stu­den­ti­sches Pro­jekt der Fach­hoch­schu­le Kiel an, das im Rah­men einer For­schungs­prä­sen­ta­ti­on der ge­la­de­nen Hoch­schu­len vor­ge­stellt wurde. Die Mas­ter­stu­die­ren­den Jo­se­phi­ne Hingst, Lucca Schwi­tal­la und Pa­trick Hoff un­ter­such­ten ein Se­mes­ter lang die Aus­fall­wahr­schein­lich­kei­ten von Kunst­stoff­iso­lie­run­gen und be­ant­wor­te­ten damit die Frage, wie zu­ver­läs­sig die An­ga­ben der Her­stel­ler­fir­men zur Lang­le­big­keit ihrer Pro­duk­te wirk­lich sind. Was kam dabei her­aus? Ob­wohl ein­heit­lich ge­norm­te Ver­fah­ren zur An­wen­dung kom­men, ist die Aus­sa­ge­kraft über die Qua­li­tät von be­stimm­ten Ma­te­ria­li­en mit sehr gro­ßer Vor­sicht zu ge­nie­ßen. Stellt näm­lich ein Kunst­stoff­pro­du­zent fest, dass sein Ma­te­ri­al für die ge­for­der­te Span­nung von ei­ni­gen hun­dert­tau­send Volt nach Norm ge­eig­net ist, so sind ge­wis­se sta­tis­ti­sche Aus­rei­ßer zu­ge­las­sen. Pro­ble­ma­tisch nur, wenn ge­ra­de eine sol­che schwä­che­re Ma­te­ri­al­kom­po­nen­te in einem wich­ti­gen Strom­ka­bel ver­baut wird. Ein Black­out, also ein groß­flä­chi­ger Strom­aus­fall, wäre eine mög­li­che Folge.

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