Sechs Stationen markieren den beruflichen Werdegang von Klaus-Michael Heinze. Dass es so viele werden würden, hätte er nicht gedacht, als er 1979 nach seinem Studium an der Verwaltungsfachhochschule Altenholz im Haushaltsdezernat der Christian-Albrechts-Universität anfing. „Ich wollte da nie wieder weg“, erzählt Heinze mit einem Lachen. Denn: Er blieb nicht. Dafür begleitete ihn das Gefühl, in der jeweiligen Position bleiben zu wollen, an alle weiteren Dienstorte seiner Laufbahn. Mit dem Wechsel an die Fachhochschule Kiel, wo er 1991 die Leitung der Personalabteilung übernahm, aber schien es, als würde sich das Gefühl zum ersten Mal bewahrheiten: Er blieb zehn Jahre – deutlich länger als an seinen beruflichen Stationen davor.
Als sich die Gelegenheit bot, die Kunsthochschule Kiel zu gründen und damit mehr Verantwortung zu übernehmen, kehrte er der FH Kiel 2001 allerdings doch den Rücken, kam aber fünf Jahre später als Kanzler an die Hochschule zurück, wo er seither nicht nur Chef der Verwaltung ist. „Ich habe in meinem beruflichen Leben immer versucht, mit Begeisterung und Hingabe die Erwartungen an mich zu übertreffen“, sagt Heinze. So hat er nicht nur die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass sich die Hochschule entwickeln kann, hat „tolle Teams für das Kerngeschäft der Verwaltung“ – Bauen, Finanzen, Personal – aufgebaut und immer wieder neue „Steine aus dem Weg geräumt“. Auch der Entfaltung eines Charakters für den Campus in Dietrichsdorf hat er sich mit viel Herzblut gewidmet. So hauchte er der einstigen Industrieimmobilie als Kulturbeauftragter der FH Kiel mit Kunst im öffentlichen Raum Seele ein. Im Laufe der Jahre entstand so eine hochschuleigene Kunstsammlung, die mittlerweile mehr als 800 Werke umfasst. Auf über 120 von ihm organisierte Ausstellungen blickt Heinze heute zurück, die tausende Besucher*innen in ihren Bann gezogen haben – darunter viele, die durch diese Ausstellungen erst einen Zugang zur Kunst gefunden haben.
Mit dem Umbau des einstigen Werkschutzbunkers der Howaldtswerke-Deutsche Werft zum Kulturzentrum inklusive Galerie, Kino und Café sowie des Hochbunkers am Eichenbergskamp zum drittgrößten Computermuseum Deutschlands setzte der Kanzler eine Vision um, die er für diese „Unorte als Gedenkstätten des Völkermords“ entwickelt hatte. „Damit bin ich völlig aus der normalen Verwaltungsdenke ausgebrochen“, sagt Heinze und erzählt, dass die Wenigsten damals geglaubt hätten, dass ihm das gelingen würde. Doch hier wie an anderen Stellen in seinem Leben half ihm sein Urvertrauen – „das Vertrauen in die Endlichkeit, das Gute im Menschen und die eigenen Kräfte“, erläutert er. Heinze: „Entstanden ist ein Alleinstellungsmerkmal, das eher an einer alten Universität, denn an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften üblich ist. Das macht unseren Standort attraktiv.“
Aus diesem Engagement heraus entstand 2017 auch ein Lehrauftrag am Fachbereich Medien: Im Wahlpflichtmodul im Studiengang Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation vermittelte Heinze mit direktem Praxisbezug die Inhalte des Kulturmarketings. Das Angebot traf auf so große Resonanz, dass es mittlerweile als Pflichtmodul „Organisationskommunikation im globalen Kontext“ mit dem Thema Event- und Kulturmarketing im Curriculum fest verankert ist. „Ich treffe dort auf total tolle Talente, die sich für Kunst und Kultur begeistern“, schwärmt Heinze und berichtet exemplarisch von zwei jungen Studierenden, die aus dem Modul alles mitgenommen haben, was sie für ihre Selbstvermarktung als Künstler*in brauchen, und die mittlerweile mit ihrem künstlerischen Können ihr Studium finanzieren.
Die Menschen mitzureißen mit seinem Tun und dabei auch die „Verrückten - die Visionäre und Verzweifelten“ mitzunehmen, ist dem 66-Jährigen immer eine Herzensangelegenheit gewesen. Beruflich wie auch privat, wo er sich seit über 20 Jahren in verschiedenen Gremien ehrenamtlich für die Lebenshilfe Plön engagiert.
Am 30. Juni wird Klaus-Michael Heinze als Kanzler der Fachhochschule Kiel in den Ruhestand verabschiedet. Ein halbes Jahr nach Angela Merkel, mit der er übrigens nicht nur den Titel Kanzler*in gemeinsam hatte. Beide blickten 2019 mit nur wenigen Tagen Abstand auf 5.000 Tage in ihrem Amt zurück. „Ich bin glücklich darüber, eine gut bestellte Hochschule an meine Nachfolge zu übergeben im Wissen, sie wird darauf aufbauen und weiter gestalten können“, sagt er und lässt den Blick aus dem Fenster seines Büros über die Förde schweifen. Ein bisschen wehmütig schaue er auf das Erreichte zurück, gibt er zu. Rückblickend erinnert er sich an einige Glücksmomente an der Hochschule - darunter den Abend in der Schwentine Mensa, an dem er das Kanzleramt von seinem Vorgänger Dietmar Wabbel übernahm, die realisierten Neubauten und die zahlreichen Ausstellungseröffnungen auf dem Campus Dietrichsdorf.
Dass es ihm nach so vielen Jahren intensiven Engagements ab dem 1. Juli langweilig werden könnte, ist nicht zu befürchten. „Bücher lesen, Motorrad fahren, im Garten arbeiten“ zählt Heinze einige seiner zukünftigen Tätigkeiten auf, und die Vorfreude schwingt in seiner Stimme deutlich mit. „Es gibt beruflich nichts, was mich noch reizen könnte“, sagt er und fügt nach einer kurzen Pause verschmitzt hinzu: „Wer weiß, was sich in der Zukunft verwirklichen lässt.“
Weitere Artikel zum Wirken von Klaus-Michael Heinze als Kanzler finden sich in der aktuellen Ausgabe des Campusmagazins.