Ein Mann in hellem Sakko steht vor einem Universitätsgebäude und lächelt freudig in die Kamera.© S. Meise
Frank Peinl hat den Kon­takt zur Fach­hoch­schu­le Kiel seit sei­nem Ab­schluss 1992 nie ver­lo­ren.

Ein Weg­be­rei­ter für die En­er­gie­wen­de

von viel.-Re­dak­ti­on

FH-Ab­sol­vent Frank Peinl ge­stal­tet die Di­gi­ta­li­sie­rung im En­er­gie­sek­tor mit

In­no­va­ti­ve Sys­tem­lö­sun­gen, Strom­lei­tungs­aus­bau, Di­gi­ta­li­sie­rung der En­er­gie­wirt­schaft – Frank Peinl wirkt bei der En­er­gie­wen­de in Deutsch­land an vor­ders­ter Front mit. Als Mit­ar­bei­ter im Mi­nis­te­ri­um für En­er­gie­wen­de, Land­wirt­schaft, Um­welt, Natur und Di­gi­ta­li­sie­rung des Lan­des Schles­wig-Hol­stein ist er nicht nur an der Ent­wick­lung im ech­ten Nor­den, son­dern auch auf Bun­des­ebe­ne ge­fragt. Stu­diert hat der Di­plom-In­ge­nieur für elek­tri­sche En­er­gie­tech­nik an der Fach­hoch­schu­le Kiel.

 

1992 war der Fach­be­reich Elek­tro­tech­nik noch am Kno­oper Weg, Ecke Le­gi­en­stra­ße an­ge­sie­delt. „Das war in einer Zeit der For­tran-Pro­gram­mier­spra­che, Na­del­dru­cker mit End­los­pa­pier, Dis­ket­ten­lauf­wer­ke und einer ana­lo­gen elek­tri­schen En­er­gie­welt“, er­in­nert sich Frank Peinl. „Da hatte man keine Vor­stel­lung davon, wie sich die Welt im En­er­gie­be­reich über­haupt än­dern könn­te. Aber seit­dem hat sich ins­be­son­de­re bei der Leis­tungs­elek­tro­nik mit der Di­gi­ta­li­sie­rung so viel getan“, sagt Peinl.

Neben sei­nem na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Ab­schluss kommt ihm eine wei­te­re Aus­bil­dung zu­gu­te, die er Mitte der 90er Jahre an das FH-Stu­di­um an­schloss. Er war da­mals einer von 600 ar­beits­su­chen­den In­ge­nieu­ren im Raum Kiel – mit dem Fall der Mauer waren viele Fach­kräf­te in den Wes­ten ge­wan­dert. Nach kur­zen Zwi­schen­stopps an der Chris­ti­an-Al­brechts-Uni­ver­si­tät und der Wirt­schafts­aka­de­mie mach­te er an der Ver­wal­tungs­fach­hoch­schu­le Al­ten­holz noch den Di­plom-Ver­wal­tungs­wirt. „Auf den ers­ten Blick klang die Ar­beit in einem Mi­nis­te­ri­um nach tro­cke­ner Ak­ten­ver­wal­tung, nichts für einen jun­gen In­ge­nieur, der tech­ni­sche Her­aus­for­de­run­gen sucht“, schil­dert Peil. Tat­säch­lich aber sei ge­ra­de die öf­fent­li­che Ver­ant­wor­tung für die Ent­wick­lung der En­er­gie­wirt­schaft einer der grö­ß­ten auch tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen. Im Stu­di­um nahm er früh Kon­takt zur En­er­gie­ab­tei­lung des Lan­des auf, mach­te dort ein Prak­ti­kum und war „zu­neh­mend be­geis­tert“. Und mit Ab­schluss des Ver­wal­tungs­stu­di­ums fing er auch dort im Re­fe­rat für En­er­gie­ef­fi­zi­enz und En­er­gie­ein­spa­rung an.

Er ent­wi­ckel­te Pro­gram­me zur För­de­rung der en­er­ge­ti­schen Sa­nie­rung von Ge­bäu­den, zur En­er­gie­ein­spa­rung bei Be­leuch­tung und für den Ein­satz ef­fi­zi­en­ter elek­tri­scher An­trie­be. Neben der tech­ni­schen Be­ur­tei­lung der Ent­wick­lung der Solar- und Wind­tech­no­lo­gie kam mit dem Be­ginn des Aus­baus der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en die Ent­wick­lung der Strom­net­ze dazu. Eben­so ist die Ge­stal­tung der en­er­gie­recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen in den Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren eine sei­ner Haupt­auf­ga­ben. Ak­tu­ell be­schäf­tigt ihn neben der Be­ur­tei­lung ein­zel­ner Mo­dell­vor­ha­ben das Gro­ß­pro­jekt Nord­deut­sche En­er­gie­wen­de 4.0 (NEW 4.0), bei dem Un­ter­neh­men aus Ham­burg und Schles­wig-Hol­stein ge­mein­sam mit den Hoch­schu­len der Län­der dar­stel­len wer­den, wie der Strom­be­darf in der Re­gi­on bis 2035 zu 100 Pro­zent aus er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en ge­deckt wer­den kann.

Auch der Netz­aus­bau ist eine Bau­stel­le für den Kie­ler. Die damit ver­bun­de­nen Strom­lei­tun­gen sind viel dis­ku­tiert. Peinl: „Es ist schwer in der kon­ser­va­ti­ven Denk­wei­se etwas zu ver­än­dern. Ich ver­su­che seit Jah­ren, zum Bei­spiel für ein an­de­res De­sign der alt­her­ge­brach­ten Stahl­git­ter­mas­ten zu wer­ben.“ In Ir­land etwa gebe es Strom­mas­ten in Form mensch­li­cher Fi­gu­ren. „Etwas ganz Ty­pi­sches als Aus­hän­ge­schild  un­se­rer Re­gi­on  zu schaf­fen – das hätte für unser Land so viel Charme und könn­te für den Nor­den wer­ben“, ist Peinl über­zeugt, der oft mehr mit In­hal­ten sei­nes En­er­gie­tech­nik­stu­di­ums zu tun hat als mit rei­nen Ver­wal­tungs­fra­gen, die Kom­bi­na­ti­on aus bei­den aber sehr schätzt. „Es ist hilf­reich, wenn man zwi­schen Ki­lo­watt und Ki­lo­watt­stun­de un­ter­schei­den kann“, sagt Peinl und lä­chelt.

Den Kon­takt zur Fach­hoch­schu­le Kiel hat er seit sei­nem Ab­schluss 1992 nie ver­lo­ren. „Ich habe pro­jekt­be­zo­gen und nicht zu­letzt auch über un­se­re Prak­ti­kan­ten einen engen Draht zur wis­sen­schaft­li­chen Ent­wick­lung und ver­su­che, den Pro­fes­so­ren zu­rück zu spie­geln, woran es uns fehlt. Die En­er­gie­wen­de geht Hand in Hand mit dem wis­sen­schaft­li­chen Fort­schritt, der schnel­len Markt­in­te­gra­ti­on und vor allem den krea­ti­ven, en­ga­gier­ten Ab­sol­ven­ten un­se­rer Hoch­schu­len“, so Peinl.

Su­san­ne Meise

© Fach­hoch­schu­le Kiel