Ungefähr seit Semesterbeginn leben die Schweizer Studentinnen Rayyan Waldburger und Sarina Höppner in Kiel. Beide studieren im dritten Semester Multimedia Production an der Fachhochschule Graubünden und haben beschlossen im Rahmen ihres Auslandssemesters an die Fachhochschule Kiel zu kommen. Obwohl Sarina und Rayyan im selben Semester an der selben Hochschule studieren, haben sie sich erst in Kiel kennengelernt. Das liegt daran, dass sie in der Schweiz an unterschiedlichen Standorten studieren - Sarina in Bern und Rayyan in Chur. Zwei Orte, die mit der Landschaft Schleswig-Holsteins wenig gemeinsam haben: „Ich bin eigentlich umgeben von Bergen, also das komplette Gegenteil von hier“, erzählt Rayyan. Dass ihre Wahl auf Kiel fiel hatte unterschiedliche Gründe. Für Rayyan waren es vor allem die Studieninhalte des Kieler Multimedia-Production-Studiengangs, die sich zum großen Teil mit ihrem Studium in der Schweiz deckten. Ein weiterer Grund sei Kiels Lage an der Ostsee gewesen, der auch Sarina überzeugte: „Ein großer Traum von mir war es immer, dass ich eines Tages am Meer lebe. Jetzt kann ich mir diesen Traum verwirklichen.“
An der FH Kiel belegen die beiden Module wie Audio- und Videoproduktion. Das Studium hier sei zwar ähnlich, dennoch haben die Schweizerinnen ein paar Unterschiede feststellen können. „Ich genieße es, hier mal ein bisschen was Fiktionales zu machen, und in den Fächern habe ich meine Interessen vertiefen können. Außerdem sieht man das Ganze aus einem anderen Blickwinkel“, so Sarina. Rayyan stimmt ihr zu: „Man merkt, dass die Schweiz relativ klein und vielleicht in gewissen technologischen Bereichen noch nicht so fortgeschritten oder offen ist wie Deutschland.“ Zudem mögen Rayyan und Sarina die Stimmung am Fachbereich, obwohl der Austausch mit den Dozierenden und Kommilliton*innen coronabedingt nur online stattfinden kann.
Was den beiden Studentinnen in ihrer Zeit in Kiel bisher aufgefallen ist, ist die norddeutsche Mentalität. Die sei nämlich anders als in der Schweiz: „Ich finde die Leute total entspannt hier“, so Rayyan. „Und auch ein bisschen offener“, ergänzt Sarina. Außerdem merke man die Nähe zu Skandinavien, da Dänemark, Norwegen und Schweden ein häufiges Reiseziel der Norddeutschen seien. Auch Sarina mag Skandinavien und belegt dieses Semester einen Norwegisch-Kurs im Sprachenzentrum der FH.
Ihr Auslandssemester trotz der Corona-Pandemie anzutreten, war für die Schweizerinnen eine bewusste Entscheidung. „Es gab bei uns viele Krisensitzungen, und uns wurde gesagt, dass es zu einem zweiten Shutdown kommen könnte, oder dass uns vermutlich keiner besuchen kann. Jetzt sind wir hier, und es ist trotzdem schön, und ich genieße die Zeit trotzdem“, so Rayyan. Auch Sarina bereut ihre Entscheidung nicht, nach Kiel gekommen zu sein: „Vielleicht bin ich jetzt mehr zuhause, aber da kann ich auch Dinge erleben. Ich bin in dem Haus, in dem ich lebe, auch nicht alleine, gestern hatten wir zum Beispiel einen Spieleabend.“ Einsam fühlen sich die Studentinnen in Kiel auf jeden Fall nicht. Sarina wohnt in einem Studierendenwohnheim in der Nähe der Kiellinie und Rayyan in einer WG, ebenfalls auf dem Westufer. Beiden gefällt die Größe Kiels: „Von mir aus kann ich alles zu Fuß machen, ich bin schnell am Bahnhof, schnell an der Förde und kann auch schnell einkaufen gehen“, sagt Sarina.
Auch wenn Kiel für die Schweizerinnen nicht die schönste Stadt der Welt ist, finden sie, dass die Landeshauptstadt viele schöne Ecken hat und vor allem das Miteinander einen Ort lebenswert macht: „Kiel ist keine Perle, aber wenn man näher hinguckt ist es sehr schön. Außerdem habe ich schon total viele coole Leute kennengelernt und das macht viel aus“, so Rayyan. Zwar haben sich die Studentinnen ihr Auslandssemester zu Beginn ihres Studiums ein wenig anders vorgestellt, dennoch sind beide froh, nach Kiel gekommen zu sein, und gespannt auf ihre verbleibende Zeit in Norddeutschland. Und auch wenn es momentan Einschränkungen im öffentlichen Leben gibt, hat Kiel doch einen entscheidenden Vorteil zu anderen Orten, findet Sarina: „Man kann immer noch ans Meer gehen!“