Vom 5. bis 9. November 2012 findet das Erstsemesterprojekt „startIng!" am Fachbereich Maschinenwesen der Fachhochschule (FH) Kiel statt. In zehn konkurrierenden Teams stellen sich 120 Studienneulinge einer realen Herausforderung aus der Industrie. Das Projekt findet bereits zum sechsten Mal statt. Durch die Simulation des späteren Berufsalltags konnte die Hochschule die Studienmotivation ihrer Ingenieurstudierenden in den vergangenen Jahren stärken und so Studienabbrüchen in höheren Semestern entgegenwirken.
Projektpate ist in diesem Jahr das Institut für Computer Integrated Manufacturing Technologietransfer (CIMTT) der FH Kiel, das „startIng!" von Beginn an personell, organisatorisch und mit Räumlichkeiten unterstützt hat. Die Aufgabe stammt von einem Industriepartner des CIMTT, der Hohenwestedter Oberflächen Technik (HOT). Das Unternehmen gehört zur Hohenwestedter Werkstatt, die mehr als 140 Menschen mit Behinderung die Möglichkeit der beruflichen Förderung und Bildung in verschiedenen Arbeitsbereichen bietet. Schwerpunkt der HOT ist die Pulverbeschichtung.
Die zu beschichtenden Teile seien in den vergangenen Jahren größer und schwerer geworden, so Rainer Dörffer, Betriebsleiter der HOT. Diesen Anforderungen habe sich das Unternehmen mit einer neuen Fertigungsanlage samt größerem Schienensystem angepasst. „Da die alte Anlage jedoch noch voll funktionsfähig ist, nutzen wir diese zusätzlich – mit dem kleineren Schienensystem", erklärt Dörffer. Aufgabe der Studierenden sei es, die beiden unterschiedlichen Fördersysteme miteinander zu verbinden. „Unter Berücksichtigung der größtmöglichen Flexibilität, der größtmöglichen Laufruhe und der kostengünstigsten Lösung sollen sie eine Technik finden, die in ihrer Anwendung einfach zu bedienen ist", so Dörffer.
„startIng!" hat sich als innovative Lehrform an der FH Kiel etabliert. „Aus didaktischer Perspektive ist dieses Projekt ein gelungenes Beispiel für problemorientiertes oder sogar forschendes Lernen auf mehreren Ebenen. Gleichzeitig gilt es, technische und soziale Herausforderungen zu meistern", erklärt Prof. Dr. Wolfgang Huhn, Vizepräsident der FH Kiel. Die Forderung nach mehr Ingenieurinnen und Ingenieuren sei heute stets begleitet von der Forderung nach ihrer sozialen Kompetenz. „Wenn Projekte scheitern, dann nicht an den technischen Möglichkeiten, Ideen oder Voraussetzungen, sondern häufig an der Umsetzung und hier besonders an der Zusammenarbeit der Menschen", so Prof. Huhn. Demnach müsse technisches Lernen immer auch soziales Lernen sein. Diese Schlüsselkompetenzen werden durch das an „startIng!" angegliederte Betreuungsprojekt „coachIng!" vermittelt: Hier arbeiten Studierende höherer Semester aus den Fachbereichen Maschinenwesen sowie Soziale Arbeit und Gesundheit zusammen, um die Teams fachlich bzw. pädagogisch-didaktisch zu betreuen.
Organisiert wird „startIng!" vom Fachbereich Maschinenwesen der FH Kiel unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Henrik Weychardt. Im Rahmen der MINT-Initiative (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft & Technik) wird das Projekt vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein sowie vom Arbeitgeberverband NORDMETALL (NM) unterstützt. Peter Golinski, Abteilungsleiter Bildungspolitik bei NM, zeigt sich zufrieden: „Bei ,startIng!‘ erfahren die Studierenden schon im ersten Semester den Sinn ihres Studiums in der Praxis. Das motiviert, auch anstrengendere Phasen zu meistern. Und die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen: Die Abbruchquote unter Teilnehmenden des Projekts ist geringer als bei den übrigen Ingenieurstudierenden. Das hilft, unseren Mitgliedsunternehmen den dringend benötigten Ingenieurnachwuchs zur Verfügung zu stellen."
Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, bei Schülerinnen und Schülern das Interesse für ein Ingenieurstudium zu wecken. Daher sind Mitglieder von Schulprojekten mit technischem Hintergrund zur öffentlichen Abschlussveranstaltung eingeladen. Sie findet am Mittwoch, 14. November 2012 von 13 bis 17 Uhr im Großen Hörsaalgebäude der FH Kiel statt (Gebäude 2, Hörsaal 6, Sokratesplatz 6, 24149 Kiel). Vor Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Wirtschaft, Hochschule und Presse präsentieren die zehn Teams ihre Lösungen. Abschließend kürt die Jury die Siegerteams verschiedener Bewertungskategorien.
Kontakt
Projektleiter
Prof. Dr.-Ing. Jan Henrik Weychardt (E-Mail: Jan.Henrik.Weychardt(at)FH-Kiel.de)
Projektkoordinator
B. Eng. Christoph Preuß (E-Mail: starting(at)FH-Kiel.de)
veröffentlicht am 05.11.2012
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