Die Sportlerinnen und Sportler Schleswig-Holsteins sind zukünftig nicht nur auf Fußballplätzen, in Sporthallen oder auf hoher See zu finden, sondern auch an der Konsole. E-Sport erhält durch die Förderung der Landesregierung Schleswig-Holsteins eine neue Plattform in Norddeutschland. Der Erlass des Ministeriums für Inneres, ländliche Räume und Integration vom 3. April 2019 stellt die Weichen für einen Ausbau der E-Sport-Branche. Mittlerweile können auch Kieler Studierende zu echten E-Sportler*innen werden – An der Christian-Albrechts-Universität lädt die Hochschulgruppe E-Sports Kiel sowohl Anfänger*innen als auch erfahrenere Spieler*innen ein, in die Welt des E-Sports einzutauchen.
Nach einem ersten Treffen im Dezember 2017 erfolgte die Gründung der E-Sports-Gruppe, die aus Kieler Studierenden besteht. Im Frühjahr 2018 feierte sie ihre Eintragung als Hochschulgruppe. Innerhalb der Community verabreden sich Mitglieder*innen, um in Spielen wie League of Legends, Counter Strike, Rocket League, Overwatch und Hearthstone gegeneinander anzutreten. Auch zuhause ist es möglich, über das Text- und Video-Portal „Discord“ oder den „Teamspeak“ während des Spielens mit Kommiliton*innen in Verbindung zu bleiben. Diejenigen, die davon noch nicht genug haben, können zudem in der Uniliga aktiv werden und als Kieler Student*in die eigene Hochschule gegen Studierende aus ganz Deutschland vertreten. „Im Oktober 2017 habe ich in einer Doku über E-Sport an der Sporthochschule Köln von der Uniliga gehört.“, erinnert sich Alexander Utecht, Gründer der Kieler E-Sports-Hochschulgruppe. Da Schleswig-Holstein zu dieser Zeit über kein ausgeprägtes E-Sport-Angebot verfügte, machte Utecht es sich zur Aufgabe, Kieler Studierenden eine Teilnahme in der Uniliga zu ermöglichen, um dort die Landeshauptstadt zu vertreten – mit Erfolg. Denn seither kann das Kieler Hochschul-Team zwei Vizemeisterschaften und mehrere Top-5-Platzierungen in verschiedenen Disziplinen der Uniliga vorweisen. „Wir streben natürlich unseren ersten Titel in der Uniliga an“, zeigt sich Alexander Utecht zuversichtlich für die Zukunft. Insgesamt sei der Wettkampf und das stetige Verbessern der individuellen als auch kollektiven Leistung des Teams für ihn der größte Antrieb im E-Sport.
Neben dem Wettbewerb in der Uniliga stehen für die E-Sports-Hochschulgruppe Kiel aber auch andere Projekte auf dem Plan. Generell werden Sponsoren für die Finanzierung von Trikots, mit denen das Team auf Veranstaltungen geschlossen antreten könnte, gesucht. Außerdem ist es das Ziel der E-Sportler*innen, ihren Sport in Kiel zu fördern und allgemein bekannter zu machen. Derzeit finden Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern statt, um in Kiel E-Sport-Public Viewings für das nächste Jahr zu organisieren.
Immer mehr Hochschulen setzen sich mit dem Thema E-Sport auseinander, forschen in diesem Bereich und veröffentlichen Studien dazu. Die Entwicklung der Branche geht also einher mit wissenschaftlichem Interesse – zu Recht, findet Alexander Utecht. „Eine Hochschule sollte immer offen für Neues sein und sich auch mit aktuellen Themen der Gesellschaft beschäftigen.“ Deutschlandweit werden Teams für Studierende gegründet, die sich online und vor Ort miteinander messen. Dafür stellen Hochschulen Geräte und Räumlichkeiten zur Verfügung, um Studierenden die Chance zu ermöglichen, E-Sport als Sportart auszuüben.
Die Förderung des Landes Schleswig-Holstein kommt den Kieler Studierenden dabei sehr gelegen. Durch die Zuschüsse soll in Schleswig-Holstein, laut Förderungsrichtlinie, ein landesweites E-Sport-Angebot mithilfe von Einrichtungen, Maßnahmen und Projekten entstehen. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung von E-Sport-Räumen, die Beschaffung von Hard- und Software, Informationsveranstaltungen sowie Aus- und Fortbildungen im E-Sport-Bereich, als auch die Ausrichtung von E-Sport-Meisterschaften. Die Förderung der Landesregierung orientiert sich an der wachsenden E-Sport-Branche, welche in Schleswig-Holstein dadurch weiter an Aufmerksamkeit und Interesse gewinnt. Sport- und Bewegungsangeboten soll weiterhin Vorrang gewährt werden, jedoch wird eine Verbindung von „allgemeinem Sport“ mit E-Sport angestrebt. Außerdem nennt das Land Prävention von Gewalt und Spielsucht als Voraussetzung für die Förderung.
Kritiker werfen dem E-Sport häufig vor, eine gewaltverherrlichende Wirkung zu haben. Darius Karampoor, der zusammen mit Daniela Stahl die E-Sports-Agentur nordix-play.de gegründet hat und damit unter anderem Holstein Kiel im Bereich E-Sport betreut, weiß darauf eine Antwort: „Es wird oft vergessen, dass es beim E-Sport darum geht, im Team mithilfe von taktischen Entscheidungen, Strategie sowie Kommunikation die andere Mannschaft zu besiegen.“ Somit sei Teamarbeit der zentrale Bestandteil beim E-Sport, nicht Gewalt. Karampoor, der in Kiel bei diversen E-Sports-Veranstaltungen mitwirkt, hebt die Bedeutung der lokalen Wettbewerbsatmosphäre hervor. „Wir möchten, dass Spieler sich unterhalten, kennenlernen und über das Spiel austauschen.“ E-Sport-Veranstaltungen seien daher ein wichtiger Faktor, um Spieler*innen die direkte Kommunikation zu ermöglichen. Zudem spielt körperliche Betätigung im E-Sport eine größere Rolle, als man zunächst annehmen mag. „E-Sport ist auch Spitzensport“, sagt Karampoor bestimmt. Daher sei für die verschiedenen Events oft ein Physiotherapeut vor Ort, welcher Teilnehmer*innen die richtige Haltung zum Spielen an der Konsole erklärt oder ihnen Übungen für zwischendurch an die Hand gibt. Zudem trainierten E-Sportler*innen Fähigkeiten, welche beim Gaming benötigt werden, auch mit körperlicher Betätigung. So werden zum Beispiel Tennisbälle aus kurzer Distanz gegen die Wand geworfen und wieder aufgefangen, um die Reaktionsschnelligkeit zu fördern. „In der Regel betreiben die E-Sportler, die wir betreuen, auch irgendeine andere Sportart“, berichtet Karampoor.
Zweifellos ist E-Sport in Kiel auf dem Vormarsch. Mithilfe der Förderung der Landesregierung wird diese Entwicklung vorangetrieben. Auch auf den Kieler Campus gewinnt das Thema E-Sport zunehmend an Bedeutung. Studierende, die sich für E-Sport interessieren und gerne Teil der Hochschulgruppe E-Sports Kiel werden möchten, finden weitere Informationen auf: www.esport-hsg.uni-kiel.de.