Über ein Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie freut sich FH-Kiel-Absolvent Lasse Hochfeldt. Gemeinsam mit zwei weiteren Kieler Hochschulabsolvent*innen kann er sich nun ganz auf die Unternehmensgründung von FLINsail konzentrieren. Das Startup mit Sitz auf einem Werftgelände in Kiel entwickelt ein solarbasiertes Energiesystem für Segelyachten.
Anfang 2019 rüstete Lasse Hochfeldt den benzinbetriebenen Außenborder seiner Segelyacht auf Elektrobetrieb um. Damit verbesserte der Masterabsolvent der Elektrischen Technologien und leidenschaftliche Segler zwar seine Umweltbilanz, stand aber vor einem ganz neuen Problem: Wie sollte er nun seinen signifikant gestiegenen Strombedarf decken? Gängige Solarmodule wollte Hochfeldt nicht nutzen, weil sein kleines Boot nur wenig Platz an Deck bietet. Stattdessen entwickelte er auf der Basis von semiflexiblen Solarmodulen und besonders belastbaren Spezialseilen sein ganz individuelles Energiesystem. Und das funktioniert folgendermaßen: Hochfeldt hisst sechs leichtgewichtige Solarmodule bei Bedarf an Stelle des Großsegels in den Mast und richtet diese optimal zur Sonne aus. So kann er – auf eigentlich ungenutztem Raum – eine sehr große Solarfläche realisieren. Seine Erfindung nannte er FLINsail, eine Kombination aus den Worten „Flux“ (Strom) und „Inductus“ (Antrieb). Unterwegs auf Nord- und Ostsee sei er immer wieder von anderen Segler*innen auf sein Solar-Kraftwerk Marke Eigenbau angesprochen worden, erinnert sich Hochfeldt. “Da habe ich gemerkt, wie groß das Interesse an dem Solarsystem ist und habe mir die Konstruktion patentrechtlich schützen lassen.“ Um auszutesten, ob FLINsail womöglich Potential für ein Startup hat, stellte der gebürtige Kieler seine Entwicklung auf der Hamburg Boat Show 2019 vor: „Die Resonanz war super und mir war klar, dass es weitergehen muss!“
Aber nicht allein. Hochfeldt holte die Betriebswirtin Christina Kayma und seinen Kommilitonen Malte Näthke mit an Bord. Näthke – ebenfalls Masterabsolvent der Elektrischen Technologien an der FH Kiel – bringt Erfahrungen aus dem Bereich der maritimen E-Mobilität mit. Im Rahmen des Projekts „Fördefoil“ hat er ein elektrisch angetriebenes Hydrofoilsurfboard entwickelt und steuert jetzt bei FLINsail sein Know-how aus der Produktfertigung bei. Die Dritte im Bunde ist Christina Kayma. Die Betriebswirtin hat sich im Studium an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel auf Projektmanagement und Entrepreneurship spezialisiert und sammelte durch die Zusammenarbeit mit Start-ups Praxiserfahrungen im Bereich der Unternehmensgründung. In ihrer Masterthesis entwickelt sie aktuell ein Vermarktungskonzept für FLINsail. Zunächst soll der Markt auf dem Wasser erobert werden, langfristig plant das Team, sein Produktportfolio auf terrestrische Anwendungen auszuweiten, z.B. auf die Applikation von Solarsystemen an Flaggenmasten oder Hausfassaden.
Durch das EXIST-Gründerstipendium (Start 1. September 2020) sind die Gehälter des Teams in Höhe von monatlich jeweils 2500 Euro für ein Jahr und Sachmittel in Höhe von 30.000 Euro gesichert. Mentor der Unternehmensgründung ist Prof. Dr.-Ing. Christoph Weber. Der Dekan des Fachbereichs Informatik und Elektrotechnik der Fachhochschule Kiel betreute die Bachelorthesis von Malte Näthke und die Masterthesis von Lasse Hochfeldt. Er wird FLINsail technisch und organisatorisch unterstützen. „Es zeigt sich immer wieder, dass unsere praxisnahe Ausbildung junge Menschen darin unterstützt, aus eigenen Ideen reale Innovationen zu schaffen. Es zahlt aus, dass wir neben dem notwendigen technischen Know-how gezielt auch wichtige andere Kompetenzen fördern, die z. B. auch für eine Unternehmensgründung erforderlich sind.“
Weitere Informationen unter: https://flin-solar.de/