Ganz unterschiedliche Gründe haben Oliver Rebizant (25) und Joris Willrodt (26) zum Medieningenieur-Studium an die FH Kiel geführt. Der Eckernförder Oliver Rebizant hatte zuvor bereits in Flensburg Medieninformatik studiert, war aber das Pendeln leid und auf der Suche nach einem passenden Studienangebot in der Nähe seiner Heimat. Joris Willrodt hatte zuvor an den Kieler Bühnen eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker absolviert und schaute sich nach einem weiterführenden Studium um, das seine Interessen an Kreativität, Kultur und Technik miteinander verbinden konnte.
„Ich hatte eigentlich nie großes Interesse am Programmieren und auch keine Berührungspunkte während der Schulzeit“, erinnert sich Rebizant. „Erst als ich mich während meines Studiums dann damit auseinandergesetzt habe, ist es schnell zu meiner Leidenschaft geworden. Als ich im ersten Semester in dem Modul Programmieren mit einem einfachen Programm in der Lage war, einen Roboter zu steuern, da hat es bei mir ‚Klick‘ gemacht.“ Auch Willrodt hatte vor seinem Studium wenig Interesse am Entwickeln von Software-Programmen. „Mein Bruder hat damals bereits viel mit Mikrocontrollern wie dem Raspberry Pi gebastelt, aber für mich war das nichts“, erzählt der Student. Doch auch für ihn ist das Programmieren, das eine tragende Säule des Medieningenieur-Studiums ist, zur Leidenschaft geworden. So sind die beiden jungen Männer durch ihr Studium zu leidenschaftlichen Programmierern geworden.
„Das Tolle ist, dass man weder Vorkenntnisse im Programmieren noch ein Faible für Mathe braucht, um als Medieningenieur durchstarten zu können“, schwärmt Oliver Rebizant von seinem Studiengang. Wichtig ist den beiden allerdings auch zu betonen, dass die Erstellung von Software-Anwendungen nur ein Aspekt des vielfältigen interdisziplinären Curriculums ist, das Module der Fachbereiche Informatik und Elektrotechnik sowie Medien beinhaltet. „Wir lernen alle Phasen des Entwicklungsprozesses kennen – angefangen beim Gespräch mit dem Kunden, der seine Anforderungen darlegt, über das Projektmanagement und die Konzeption beziehungsweise Architektur einer Anwendung, bis hin zur Gestaltung und abschließend der Umsetzung einer Software.“ Die beiden jungen Männer sind Generalisten im besten Sinne: Sie sind in der Lage, einen Überblick über alle Aspekte der Software-Entwicklung zu behalten und können so zwischen verschiedenen Stakeholdern im Projekt gut vermitteln.
Der enge Praxisbezug begeistert die beiden Studierenden ebenfalls. Oliver Rebizant erzählt, dass sie alles, was sie in den Modulen und Seminaren gelernt haben, in Projekten innerhalb von kleinen Gruppen von zwei bis fünf Personen während des Semesters direkt umgesetzt haben. Im Laufe seines Studiums arbeitete er an veschiedenen Softwareprojekten. Die objektorientierte Programmierung erlernte er bei der Entwicklung eines Shoot-‘em-up-Spiels. Auf dieser Grundlage entwickelte er eine Android-App zur Visualisierung von Aktienkursen. Darüber hinaus konzipierte und entwickelte er eine Virtual-Reality-Anwendung zum Lernen von Vokabeln. Doch auch in weiteren Wahlmodulen an der Fachhochschule boten sich den beiden Studenten Möglichkeiten, ihrer Leidenschaft für das Programmieren nachzukommen. Sie entwickelten kurzerhand ein Spiel, bei dem mehrere Akteure gegeneinander mit ihren Figuren in der Kuppel des Mediendoms antreten. Unerwartet wurde das Semester-Projekt dann bei einem Kongress der Digistar Users Group in Luzern mit einem Preis ausgezeichnet.
Eine andere Veranstaltung begeisterte die Studenten für ihre jüngste Leidenschaft. Unter dem Titel ‚XR@SH‘ brachte das LINK-Labor der FH Kiel regionale Unternehmen und Institutionen, die sich mit digitalen Realitäten befassen, mit Studierenden zusammen. Seither brennen Rebizant und Willrodt für Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). Im Rahmen ihrer Betriebspraktika konzipierten die beiden unter anderem eine VR-Anwendung für Präsentationsübungen, digitalisierten Museumsobjekte durch 3D-Scans und setzten neue AR- und VR-Funktionen in Prototypen um.
Nun steht für Rebizant und Willrodt der Endspurt an. Beide schreiben aktuell an ihren Bachelor-Arbeiten, die sie in Kooperation mit Dataport, dem IT-Dienstleister der öffentlichen Verwaltung in Schleswig-Holstein und sechs weiteren Bundesländern, durchführen. Durch das Praktikum hatten sie den Kulturbereich von Dataport kennengelernt und die jungen Männer konnten sich für die gestellten Thesis-Aufgaben in der VR-Entwicklung begeistern. Während Rebizant im Anschluss bei dem Unternehmen bleiben möchte, will Willrodt einen Informatik-Master im Wintersemester nachschieben. So unterschiedlich die Wege sind, die die beiden gehen – ihr Studium können sie allen an Kreativität und Programmierung Interessierten vorbehaltlos empfehlen.