„Beim Betreten eines Raumes kann man sich gleich von einer gemütlichen Atmosphäre umfangen fühlen, aber man kann auch in eine gespannte Atmosphäre hineingeraten.“ So beschreibt der Philosoph Gernot Böhme schon 1995 in seinem Essayband „Atmosphäre“ ein Phänomen, das in der aktuellen Forschung wachsendes Interesse findet. Während Böhme jedoch ganz selbstverständlich von der Wohlfühlatmosphäre seines Hauses schwärmt, steht die Wissenschaft diesem Ausdruck subjektiven Erlebens skeptisch gegenüber – schließlich ist sie der Objektivität verpflichtet. Aber hat eine Atmosphäre tatsächlich etwas Faktisches, etwas Objektives außerhalb des Subjekts?
Diese Frage steht im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz „illusion immersion involvement“ (iii) an der Fachhochschule (FH) Kiel, unter dem Motto „Atmosphären: Gestimmte Räume und sinnliche Wahrnehmung“ vom 2. bis 3. November 2012. Zum Einstieg der fachübergreifenden Diskussionen analysiert der Psychologe Rainer Mausfeld von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die spezifische Fähigkeit des menschlichen Geistes, mehrere Perspektiven zu umfassen. Diese Multiperspektivität ermöglicht den Einstieg in virtuelle Welten. Neben Hermann Schmitz, der die Neue Phänomenologie entwickelte und über leibliche Kommunikation spricht, stellt Gernot Böhme seine Arbeiten zum Begriff der Atmosphäre vor. Elisabeth Blum behandelt das Thema aus der Perspektive von Architektur sowie Design und präsentiert ihre Hypothesen zum Prozess der räumlichen Wahrnehmung.
Daneben bietet die Konferenz vier jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Forschung zu präsentieren. Unternehmen zeigen die neuesten technischen Entwicklungen aus der Medienpraxis. So präsentieren zum Beispiel Evans & Sutherland, Weltmarktführer bei Kuppelprojektionssystemen, ihre neue Software Digistar 5. Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) macht mit seiner Multikanal-Tonanlage und „Spatial Sound“ die Erforschung ungeahnter Klangräume möglich.
Das Gesamtprogramm sowie die Abstracts der Vorträge und die Vitae der Referentinnen und Referenten gibt es unter www.konferenz-iii.de.
Ebenfalls vom 2. bis 3. November 2012 findet erstmalig das „Koordinaten- Festival der räumlichen Medien“ an der FH Kiel statt. Es bietet Medienschaffenden, freien Künstlerinnen und Künstlern, Komponistinnen und Komponisten sowie Studierenden eine Bühne für ihre Arbeiten. Ob Klangkunst, Fulldome-Animation, Stereo-3-D-Film, Raumwelten, interaktive Anwendung, Gaming oder Forschungsprojekt – der Wettbewerb steht allen räumlichen Darstellungsformen offen. Einen Höhepunkt bildet die musikalische Performance der Komponistin, Violinistin und Wissenschaftlerin Barbara Lüneburg am Abend des 3. November. Im Anschluss daran findet die Preisverleihung statt. Eine gleichzeitige Teilnahme an beiden Veranstaltungen ist möglich.
Das Festivalprogramm und weitere Informationen finden Sie in der Anlage und unter www.immersive-medien.de und www.facebook.com/KoordinatenFestival.
veröffentlicht am 19.10.2012
© Fachhochschule Kiel