Immer und überall online, das Smartphone als Alltagsbegleiter, vernetzt über Social Media auf der ganzen Welt: Die Digitalisierung bringt die Menschen näher zusammen. Eigentlich. Denn in Deutschland zählt ein Großteil aller Senior*innen ab 60 Jahren zu den sogenannten Offliner*innen, denjenigen also, die keinen Zugang zum Internet besitzen. Sie gehören zu einer Gesellschaftsgruppe, die digital überholt, sogar ausgeschlossen wird.
Dieser digitalen Exklusion nimmt sich die Fachtagung „Ältere Menschen und Digitalisierung – Please Mind the Gap!“ des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit und des Institutes für Interdisziplinäre Genderforschung und Diversity (IGD) der FH Kiel an. Gemeinsam mit Dr. Christian Meyer-Heidemann, dem Landesbeauftragten für politische Bildung in Schleswig-Holstein, bietet die Hochschule damit einen Rahmen für ein hochsensibles Thema der aktuellen gesellschaftlichen Debatte.
Am 27. und 28. September 2019 haben Wissenschaftler*innen, Studierende, Fachkräfte aus der Sozialen Arbeit, der Pflege, der Geragogik und den Sozialwissenschaften sowie Privatpersonen aus der interessierten Öffentlichkeit die Chance, nicht nur einen Einblick in gegenwärtige Positionen zum Umgang mit der Digitalisierung im Alter zu erlangen, sondern auch gehaltvolle Vorträge führender Wissenschaftler*innen aus Estland zu erleben. Estland gilt als Pionierland für die Digitalisierung in ganz Europa.
Fachtagung an der FH Kiel: Erfahren und mitdiskutieren
Der erste Veranstaltungstag startet um 9 Uhr mit dem Schwerpunkt: „Vermittlung von Medienkompetenz in der Senior*innenarbeit — ein Weg zu mehr Wohlbefinden?“ Unter anderem stellen Dr. Juliane Köchling-Farahwaran vom Fachbereich Soziale Arbeit und Sonja Börm, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IGD, die Ergebnisse des Forschungs-Praxis-Projekts der FH Kiel „CONNECT-ED– Wege aus der sozialen Isolation durch Begegnungen im Kontext neuer Medien“ vor (wir berichteten). Anschließend präsentieren Referent*innen weitere Erfahrungswerte aus der Senior*innenarbeit mit digitalen Medien. So diskutiert Prof. Dr. Bernhard Schmidt-Hertha von der Universität Tübingen, wie viel Digitales ältere Menschen für die soziale Teilhabe tatsächlich benötigen. In einer Podiumsdiskussion am Nachmittag werden weitere zeitgemäße Angebote aus der sozialen Arbeit betrachtet und im Austausch mit Expert*innen und dem Publikum debattiert. Ab 14 Uhr beleuchten Meelis Rebane und Sirje Jakobson vom Lääne-Viru College in Estland in englischsprachigen Vorträgen, wie Estland die Herausforderungen der Digitalisierung meistert und alle Altersgruppen der estnischen Gesellschaft im Rahmen digitaler Lebensräume zusammenbringt.
Am zweiten Tag der Fachtagung nehmen sich weitere Präsentationen der Fragestellung an, wie Digitalisierung in ländlichen Räumen gestaltet wird und noch werden kann. Darüber, dass kommunale Digitalisierung dafür sorgen kann, die Lebensqualität von Senior*innen anzuheben, können sich alle Gäste mit Dr. Sabine Sütherlin-Waack, Ministerin für Justiz, Europa, Verbraucherschutz und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein, austauschen. Sie wird Deutschland im Digitalvergleich zu anderen Ländern Europas einordnen. Weitere Perspektiven auf kommunaler Ebene für ältere Menschen bringen Andreas Bett vom Amt Hüttener Berge und Thomas Höhn von der Höhn Consulting GmbH in die Tagung ein.
In praxisorientierten Workshops zwischen 13 und 15 Uhr können alle Besucher*innen gemeinsam in deutsch- und englischsprachigen Runden daran arbeiten, konkrete digitale Lösungsansätze zu entwickeln. Der Fokus in den Workshops liegt hierbei zum Beispiel auf der medizinischen Versorgung in ländlichen Räumen durch Konzepte wie Telemedizin. Die Fachtagung endet mit der Präsentation der Workshops und einem Abschiedsvotrag von Gisela Peolke vom Deutschen Frauenring.
Programm
Die zweitägige Tagung findet im Mehrzweckgebäude der FH Kiel statt. Das vollständige Programm ist hier einzusehen. Alle Interessierten können sich für die gesamte Veranstaltung oder auch nur einen der Tage anmelden. Ein Anmeldeformular steht unter https://www.fh-kiel.de/index.php?id=23574 bereit. Bei Fragen stehen Juliane Köchling-Farahwaran (juliane.koechling-farahwaran(at)fh-kiel.de, Tel. 0431 210 1786) und Sonja Börm (sonja.boerm(at)fh-kiel.de, Tel. 0431 210 1784) zur Verfügung.