Während auf der Weltbühne noch darüber diskutiert wird, wie stark sich der Klimawandel auswirken wird ist klar: Wärmer und trockener wird es in Schleswig-Holstein auf jeden Fall. Die steigenden Temperaturen und immer längeren Dürren treiben die Landwirtinnen und Landwirte um. Die Sojabohne jedoch könnte wärmere Temperaturen besser nutzen als beispielsweise Sommergetreide und käme als stickstoffsammelnde Leguminose sogar ohne Düngung aus.
„Seit mittlerweile zwölf Jahren bauen wir in Zusammenarbeit mit der Landessaatzuchtanstalt an der Universität Hohenheim und anderen Züchtern neue gezüchtete Sojabohnensorten auf dem Versuchsfeld Lindenhof an“, erklärt Prof. Dr. Ute Kropf vom Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel. Eigentlich wächst die Sojabohne aufgrund ihres sehr hohen Temperaturbedarfs vor allem in Brasilien, USA und Argentinien, die für 80 Prozent der weltweiten Sojaproduktion verantwortlich sind.
Diese Früchte mögen es warm, weiß Kropf. „Die Sojabohnen, die wir auf dem Versuchsfeld anbauen, benötigen mindestens einen zehn Grad warmen Boden. Daher kann Soja bei uns im Norden gegenwärtig frühestens Anfang Mai gesät werden.“ Angestammte Kandidaten sind genügsamer, wie Kropf ausführt: „Die heimische Ackerbohne kann schon im März in den noch zwei Grad kalten Boden gesät werden.“ Bei der späten Mai-Saat reicht die Wärmesumme nur unter günstigen Witterungsbedingungen bis zur Druschreife – und das auch nur bei sehr frühreifen Sojasorten.
„In den zwölf Jahren unseres Testanbaus, konnten wir nur drei Ernten mit einem Ertrag zwischen 10 und 20 dt/ha dreschen“, ist das Fazit der Professorin. Allerdings räumt sie ein, dass es auf Flächen im wärmeren Süddeutschland anders aus. „Auf geeigneten Standorten in Deutschland liegt der Ertrag bei 30 bis 50 dt/ha.“ Entsprechend ist es das Ziel, durch Züchtung Soja-Sorten zu schaffen, die auch im Norden druschfähig werden. „Doch bis wir das mit konventionellen Methoden erreichen, wird es noch mindestens 10 Jahre dauern“, ist sich Kropf sicher. Zumindest für den Soja-Anbau ist der Klimawandel ein begünstigender Faktor.
Attraktiv wäre der Soja-Anbau für Landwirte tatsächlich, denn die Nachfrage nach heimischem Soja aus gentechnisch unveränderten Organismen nimmt vor allem in der menschlichen Ernährung stetig weiter zu. Einer der Gründe: Soja hat mehr als 40 Prozent Eiweiß im Samen und damit einen höheren Eiweißgehalt als die hier etablierten Ackerbohnen, mit lediglich 30 Prozent. Zusätzlich liefert Soja knapp 20 Prozent Öl. „Entsprechend ist es ein Ziel, den Soja-Anbau in Mitteleuropa immer weiter in den Norden voranzubringen. Aber das kann mittelfristiges nur züchterisch durch die Entwicklung kältetoleranter Sorten geschehen“, schließt die Professorin.