Bienen liefern leckeren Honig und Wachs für angenehm duftende und hübsch anzusehende Kerzen. Tatsächlich liegt die Imkerei im Trend. Seit 2009 steigt die Zahl der Imkerinnen und Imker in Schleswig-Holstein kontinuierlich an. 2017 waren knapp 3.100 Imkerinnen und Imker im Land tätig. Allerdings steigt die Zahl der Bienenvölker nicht im gleichen Maße; ein Hinweis darauf, dass immer mehr Menschen die Imkerei lediglich als ein Hobby betreiben.
In der professionellen Landwirtschaft hingegen spielen Bienen eine wichtige Rolle, weiß Prof. Dr. Helge Stephan vom Fachbereich Agrarwirtschaft: „Auf viele Kulturpflanzen wirken sich die Bienen sehr positiv aus. Das gilt insbesondere in Bezug auf Ölfrüchte wie Raps oder Leguminosen, also Hülsenfrüchte, wie Erbsen und Ackerbohnen. Mit ihrer Bestäubungsleistung tragen die Bienen dazu bei, die Erträge zu erhöhen.“ So haben viele Landwirtinnen und Landwirte ein großes Interesse daran, bei ihrer Arbeit nicht nur Rücksicht auf die Bienen zu nehmen, sondern ihnen auch optimale Lebensbedingungen zu bieten.
„Zwar tragen Hummeln und Wildbienen viel zur Steigerung der Erträge bei“, weiß Stephan „aber viele Landwirte arbeiten auch eng mit Imkerinnen und Imkern zusammen. Im Zusammenspiel geht es viel um gegenseitige Rücksichtnahme auf die jeweiligen Bedürfnisse, vor allem wenn es um die Standplätze für eine große Zahl von Bienenvölkern geht.“ Das gilt insbesondere in Schleswig-Holstein, wo breite Teile des Landes vom Raps-Anbau geprägt sind. „Allerdings“, ergänzt Stephan „brauchen die Bienen das ganze Jahr über eine Tracht.“ Nur mit vier Wochen Rapsblüte im Jahr ist es also nicht getan.
Auf der anderen Seite gibt es auch landwirtschaftliche Anbauformen, die nicht auf Bienen angewiesen sind, erklärt Stephan: „Im Getreideanbau beispielsweise, spielen die Bienen für den Ertrag keine Rolle. Aber dennoch bemühen sich auch Landwirtinnen und Landwirte, die Mais und Gerste anbauen, darum, gute Lebensräume für Bienen zu schaffen. Wenn ein Maisfeld von einem breiten Streifen Sonnenblumen eingerahmt ist, sieht das nicht nur schön aus, auch die Bienen danken es.“
Solche Maßnahmen, bei denen bienenfreundliche Pflanzen zu Lasten der Ertragsfläche hinzugenommen werden, wirken sich negativ auf die Erntemengen aus. Allerdings werden Landwirtinnen und Landwirte auch für solche ‚bienenfreundlichen Maßnahmen‘ im Rahmen von Förderprogrammen vom Land entschädigt. So legen dann auch viele Landwirtinnen und Landwirte, für deren Arbeit es eigentlich nicht notwendig wäre, Grünstreifen an. „Die Landwirtschaft arbeitet in einem komplexen Spannungsfeld der Ökosysteme. Daher sind die Landwirtinnen und Landwirte auch immer darum bemüht, weiter als nur bis zu den Grenzen des eigenen Betriebs zu denken“, erklärt Stephan. „Einen solchen Blick über die räumlichen Grenzen des eigenen Umfeldes und verantwortungsvolles Handeln vermitteln wir auch unseren Studierenden.“