Biene auf gelber Blüte© Pe­xels/Pixa­bay
Bie­nen spie­len eine wich­ti­ge Rolle in un­se­rem kom­ple­xen Öko­sys­te­men.

Die nette Biene von ne­ben­an

von Joa­chim Kläschen

Bie­nen lie­fern le­cke­ren Honig und Wachs für an­ge­nehm duf­ten­de und hübsch an­zu­se­hen­de Ker­zen. Tat­säch­lich liegt die Im­ke­rei im Trend. Seit 2009 steigt die Zahl der Im­ke­rin­nen und Imker in Schles­wig-Hol­stein kon­ti­nu­ier­lich an. 2017 waren knapp 3.100 Im­ke­rin­nen und Imker im Land tätig. Al­ler­dings steigt die Zahl der Bie­nen­völ­ker nicht im glei­chen Maße; ein Hin­weis dar­auf, dass immer mehr Men­schen die Im­ke­rei le­dig­lich als ein Hobby be­trei­ben.

In der pro­fes­sio­nel­len Land­wirt­schaft hin­ge­gen spie­len Bie­nen eine wich­ti­ge Rolle, weiß Prof. Dr. Helge Ste­phan vom Fach­be­reich Agrar­wirt­schaft: „Auf viele Kul­tur­pflan­zen wir­ken sich die Bie­nen sehr po­si­tiv aus. Das gilt ins­be­son­de­re in Bezug auf Öl­früch­te wie Raps oder Le­gu­mi­no­sen, also Hül­sen­früch­te, wie Erb­sen und Acker­boh­nen. Mit ihrer Be­stäu­bungs­leis­tung tra­gen die Bie­nen dazu bei, die Er­trä­ge zu er­hö­hen.“ So haben viele Land­wir­tin­nen und Land­wir­te ein gro­ßes In­ter­es­se daran, bei ihrer Ar­beit nicht nur Rück­sicht auf die Bie­nen zu neh­men, son­dern ihnen auch op­ti­ma­le Le­bens­be­din­gun­gen zu bie­ten.

„Zwar tra­gen Hum­meln und Wild­bie­nen viel zur Stei­ge­rung der Er­trä­ge bei“, weiß Ste­phan „aber viele Land­wir­te ar­bei­ten auch eng mit Im­ke­rin­nen und Im­kern zu­sam­men. Im Zu­sam­men­spiel geht es viel um ge­gen­sei­ti­ge Rück­sicht­nah­me auf die je­wei­li­gen Be­dürf­nis­se, vor allem wenn es um die Stand­plät­ze für eine große Zahl von Bie­nen­völ­kern geht.“ Das gilt ins­be­son­de­re in Schles­wig-Hol­stein, wo brei­te Teile des Lan­des vom Raps-Anbau ge­prägt sind. „Al­ler­dings“, er­gänzt Ste­phan „brau­chen die Bie­nen das ganze Jahr über eine Tracht.“ Nur mit vier Wo­chen Raps­blü­te im Jahr ist es also nicht getan.

Auf der an­de­ren Seite gibt es auch land­wirt­schaft­li­che An­bau­for­men, die nicht auf Bie­nen an­ge­wie­sen sind, er­klärt Ste­phan: „Im Ge­trei­de­an­bau bei­spiels­wei­se, spie­len die Bie­nen für den Er­trag keine Rolle. Aber den­noch be­mü­hen sich auch Land­wir­tin­nen und Land­wir­te, die Mais und Gers­te an­bau­en, darum, gute Le­bens­räu­me für Bie­nen zu schaf­fen. Wenn ein Mais­feld von einem brei­ten Strei­fen Son­nen­blu­men ein­ge­rahmt ist, sieht das nicht nur schön aus, auch die Bie­nen dan­ken es.“

Sol­che Maß­nah­men, bei denen bie­nen­freund­li­che Pflan­zen zu Las­ten der Er­trags­flä­che hin­zu­ge­nom­men wer­den, wir­ken sich ne­ga­tiv auf die Ern­te­men­gen aus. Al­ler­dings wer­den Land­wir­tin­nen und Land­wir­te auch für sol­che ‚bie­nen­freund­li­chen Maß­nah­men‘ im Rah­men von För­der­pro­gram­men vom Land ent­schä­digt. So legen dann auch viele Land­wir­tin­nen und Land­wir­te, für deren Ar­beit es ei­gent­lich nicht not­wen­dig wäre, Grün­strei­fen an. „Die Land­wirt­schaft ar­bei­tet in einem kom­ple­xen Span­nungs­feld der Öko­sys­te­me. Daher sind die Land­wir­tin­nen und Land­wir­te auch immer darum be­müht, wei­ter als nur bis zu den Gren­zen des ei­ge­nen Be­triebs zu den­ken“, er­klärt Ste­phan. „Einen sol­chen Blick über die räum­li­chen Gren­zen des ei­ge­nen Um­fel­des und ver­ant­wor­tungs­vol­les Han­deln ver­mit­teln wir auch un­se­ren Stu­die­ren­den.“

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