Ein Mann in grauem Sakko und blauem Hemd steht lächelnd an der eingangstür des International Office der FH Kiel und lächelt freundlich in die Kamera.© A. Diekötter

Die Nachfrage ist da, das Feedback positiv

von viel.-Redaktion

Ein Interview von Katja Janz

Internationalisierung hat für Hochschulen an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt durch den Bologna-Prozess und die Schaffung eines europäischen Hochschulraums. Der Arbeitsmarkt fordert akademische Nachwuchskräfte mit Auslandserfahrungen und auch der internationale Wettbewerb um die besten Köpfe in Wissenschaft und Forschung ist groß. Seit Oktober 2014 ist Prof. Dr. Klaus Lebert als Vizepräsident unter anderem für internationale Angelegenheiten an der Fachhochschule Kiel verantwortlich. Katja Jantz hat ihn gefragt, wie es um die Internationalisierung der Hochschule bestellt ist und wie die FH auf den wachsenden Internationalisierungsdruck reagiert. 

Wie international ist die FH Kiel aufgestellt?
Es gibt hier viele sich ergänzende Bausteine. Unser International Office ist Anlaufstelle für ausländische und deutsche Studierende sowie Hochschulangehörige, wenn es um Studien-, Lehr- und Forschungsaufenthalte sowie Praktika im Ausland geht. Als eine der wenigen Fachhochschulen haben wir zudem ein Zentrum für Sprachen und Interkulturelle Kompetenz, in dem unsere Studierenden sprachliche Lücken auffüllen oder auch neue Sprachen erlernen können, um so die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Auslandsaufenthalt zu schaffen. Eine unserer internationalsten Einrichtungen ist das Studienkolleg. In einem zweisemestrigen Kursus können ausländische Studienbewerberinnen und -bewerber dort ihre Zugangsberechtigung für Fachhochschulen in Deutschland erlangen – viele von ihnen bleiben uns übrigens anschließend im Studium erhalten. Das Institut für Interdisziplinäre Genderforschung und Diversity stärkt das Außenprofil und die internationale Sichtbarkeit der FH durch internationale Lehr- und Wissenschaftskooperationen sowie transnationale Vernetzungen. Aber auch in der Forschung unterhalten wir internationale Partnerschaften, im Bereich Offshore oder im Schiffbau zum Beispiel. Insgesamt sind wir dabei, zu konsolidieren und wollen die einzelnen Fäden zusammenführen, um daraus ein belastbares Netz für die gesamte Hochschule zu weben.

 

Wie spiegeln sich internationale Ansätze in den sechs Fachbereichen wider?
Jeder bereichert unser Profil um bestimmte Facetten – wir haben viel Potenzial, um voneinander zu lernen. Am breitesten aufgestellt ist der Fachbereich Wirtschaft: Er pflegt zahlreiche Kontakte zu ausländischen Hochschulen und setzt neben dem Auslandsbeauftragten viele Programmbeauftragte ein, die sich die Welt sozusagen aufgeteilt haben. Außerdem ist dort der integrierte bilinguale Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre angesiedelt, den die Hochschule 2014 unter dem Dach der Deutsch-Französischen Hochschule eingerichtet hat. Der Fachbereich Medien hingegen konzentriert sich gezielt auf Partnerhochschulen mit einem vergleichbaren Studienangebot. Die meisten außereuropäischen Mobilitäten realisiert der Fachbereich Agrarwirtschaft, bei den Studierenden sind Praktika in Süd- und Lateinamerika, Neuseeland und den USA besonders beliebt. Mit seinem englischsprachigen Masterstudiengang „Information Engineering“, den viele ausländische Studierende belegen, trägt der Fachbereich Informatik und Elektrotechnik viel dazu bei, Internationalität auf dem Campus entstehen zu lassen. Exkursionen des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit fördern die Sensibilität von Lehrenden und Studierenden für internationale Belange, darüber hinaus etabliert er aktuell zum Beispiel stabile Forschungskontakte zu Japan. Der Fachbereich Maschinenwesen engagiert sich stark im Bereich der sogenannten Konsortienmodelle: Seit mehreren Jahren betreibt er erfolgreich ein Austauschprogramm mit der Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften an der Tongji-Universität. Und im Rahmen des European Project Semesters können Studierende aus aller Welt ihr theoretisches Wissen in einem dreimonatigen Praxisprojekt in die Tat umsetzen.

 

Es ist also schon vieles im Gange, aber wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?
Je nach ihren unterschiedlichen Bedarfen und Vorlieben pflegen unsere Fachbereiche über Jahre stabile Kontakte zu ausländischen Partnerhochschulen; die Hochschule ist insgesamt sehr fachspezifisch unterwegs. Diese Vielfalt ist aber nicht verwunderlich, denn gerade beim Thema Internationales hängt vieles direkt an Personen und ihrem Engagement. Teilweise haben die Lehrenden schon einmal im Ausland gelebt und gearbeitet und bringen nun hier ihre wertvollen Beziehungen ein, indem sie beispielsweise Kooperationen ins Leben rufen und weiter pflegen.

Sinnvoll wäre es, diese Ansätze auf mehrere Füße zu stellen, aber es ist nicht so einfach, Hochschulen zu identifizieren, mit denen wir Partnerprogramme aufsetzen können, die über mehrere Fachbereiche funktionieren. Es gibt bereits ein, zwei Kooperationen, die zwei Fachbereiche abdecken und die auch noch für weitere interessant wären, und dieses Potenzial möchten wir künftig noch besser ausschöpfen, um einen konstanteren Austausch zu realisieren. Damit möchten wir gezielt strategische Partnerschaften fördern, die mehrere Fachbereiche in Forschung und Lehre intensiv pflegen könnten.

 

Steht der Studierendenaustausch bei der internationalen Ausrichtung der FH im Vordergrund?
Im ersten Schritt schon sehr stark, denn es ist wichtig, schon im Studium zu lernen, mit kultureller Vielfalt umzugehen. Es gibt einerseits Berufsbilder, die eine Tätigkeit im Ausland erfordern, und andererseits auch solche, bei denen der Arbeitsort zwar Deutschland, das Klientel jedoch sehr international und multikulturell ist. Daher ist es unser Ziel, so vielen Studierenden wie möglich Kontakt zu einem internationalen Umfeld zu ermöglichen. Dazu gehört ein reger Austausch: Unsere Studierenden haben die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen, im Gegenzug nehmen wir ausländische Studierende bei uns auf. Tatsächlich konnten wir in den vergangenen zwei Jahren die Zahl unserer Erasmus-Studierenden, die ins Ausland gehen, um 34 Prozent steigern. Das ist ein Erfolg. Internationalisierung umfasst jedoch mehrere Komponenten. So bieten wir auch englischsprachige Masterprogramme an und setzen auf die sogenannte staff mobility, also den Austausch von Personal, was bisher fast ausschließlich bei den Lehrenden stattfindet. In der Verwaltung stehen wir diesbezüglich noch am Anfang, bieten aber schon Englischkurse für die Angestellten an, um sie zum Beispiel besser auf den Umgang mit internationalen Studierenden und deren Anfragen vorzubereiten.

 

Gibt es konkrete Pläne für die Zukunft?
Auf struktureller Ebene haben wir einige Bachelorstudiengänge von sechs auf sieben Semester umgestellt, auch um bewusst Mobilitätsfenster zu öffnen. Außerdem können zukünftig in allen Studiengängen Sprachkenntnisse mit Leistungspunkten anerkannt werden. Beides möchten wir noch weiter ausbauen.
Darüber hinaus arbeiten wir an der Erweiterung unserer englischsprachigen Module. Wir verzeichnen bei den Austauschzahlen eine steigende Tendenz und erweitern aktuell unser Angebot für Gaststudierende ohne Deutschkenntnisse.

 

Wie beliebt ist die FH Kiel bisher im Ausland?
Die Nachfrage ist da und wir erhalten viel positives Feedback – und dies ist für den unseren Standort nicht selbstverständlich. Denn: Wer kommt zunächst auf Kiel? Ausländische Studierende konzentrieren sich erst einmal auf Berlin, München, dann vielleicht Hamburg, Stuttgart oder Frankfurt. Verglichen mit diesen Städten ist Kiel eher unbekannt, daher ist es eine Herausforderung, unsere Hochschule als internationale Marke zu positionieren. Wir wollen eine zuverlässige Kooperationspartnerin sein und das, was wir machen, auch richtig und gut machen. Mit einem solchen Ruf und einer guten Mund-zu-Mund-Propaganda können wir mehr aufbauen.

 

Erstveröffentlichung: viel. Nr. 12/Januar 2016

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