Eine günstige Entwicklung zur weiteren Expansion des europäischen Milchsektors prognostiziert eine neue Marktstudie, die Prof. Dr. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel (FH Kiel) in Zusammenarbeit mit Henrike Burchardi und Erhard Richarts vom Kieler ife Institut für Ernährungswirtschaft erstellt hat. Zugeschrieben wird diese Entwicklung hauptsächlich den wachsenden Exportmöglichkeiten auf dem Weltmarkt. Umgerechnet auf Milch wird bis 2022 eine Zunahme der Exporte von Milchprodukten um fünf Millionen auf 22 bis 23 Millionen Tonnen erwartet.
„Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des EU-Milchsektors ist die sinnvollste Weiterentwicklung der Milchpolitik“, so Prof. Thiele. Zweifelhaft, das zeige die Studie, sei dagegen der Nutzen von an Preiszielen fixierten Maßnahmen zur Mengensteuerung, zum Beispiel durch freiwilligen Lieferverzicht. Sie dürften die Wahrnehmung von Exportchancen durch Milcherzeuger und -verarbeiter eher verhindern. Seit dem Jahr 2000 profitiert der EU-Milchmarkt vom wachsenden Weltmarkt. Die Aufwärtsbewegungen der Preise seit 2006 wurden stets durch die Nachfrage vom Weltmarkt ausgelöst.
Bis in die 1990er Jahre exportierte die EU Milch, um Überschüsse abzubauen. Seitdem hat sich der Markt jedoch so entwickelt, dass keine Exportbeihilfen mehr nötig sind. So wurden zum Beispiel 2012 mit 18 Millionen Tonnen rund 13 Prozent der Milchanlieferungen verwertet – 2005 waren es 14 Millionen. Die Erlöse an den Exportmärkten waren – wegen des dort herrschenden harten Wettbewerbs – in der Regel höher als die des Binnenmarktes. Durch sein Wachstum bleibe der internationale Markt offen für weiter ansteigende Mengen aus der EU, so Prof. Thiele. Demgegenüber sei der Binnenmarkt nahezu gesättigt.
Auf der Homepage des ife Instituts (www.ife-ev.de) findet sich unter dem Eintrag „Forschung“ ein Link zum Download der Studie „Economic Analysis of EU Dairy Sector Development beyond 2015: Trade, Exports and World Market Integration“.
Veröffentlicht am 23.09.2013