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Die Digitale Revolution muss auch in den Hochschulen ankommen

von Prof. Dr. Kay Rethmeier

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) lädt zum Parlamentarischen Abend nach Berlin. Bewaffnete Polizisten geleiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleinen Gruppen zum Veranstaltungsort am Brandenburger Tor. Wurde der Themenkomplex „Digitale Transformation“ als so sicherheits- und systemrelevant für Deutschland eingestuft? Oder lag es vielmehr an der Anwesenheit des türkischen Staatspräsidenten, der nur einige Meter entfernt im Hotel Adlon residierte? Jedenfalls begrüßte VDI-Direktor Ralph Appel die angereisten Bildungsexperten zu der nach seiner Aussage bestgesicherten Veranstaltung in der Geschichte des VDI.

Gesichert scheint auch die Erkenntnis, dass die digitale Revolution in Industrie und Gesellschaft nun auch in den Hochschulen ankommen muss. Der VDI legte dazu im Rahmen der Themenwoche „Smart Germany“ ein Diskussionspapier zur Ingenieurausbildung vor, welches bei den geladenen Gästen aus Politik, Industrie und Wissenschaft auf große Zustimmung stieß.

Die Rolle der Universitäten und Fachhochschulen wird sich grundlegen ändern müssen, so Arnd Simon, Senior Director Digital Transformation and Innovation der Microsoft Deutschland GmbH. Heutzutage könne man sich durch kostenlose Weiterbildungsangebote z.B. bei Youtube zum Data Scientist qualifizieren und wäre damit als Big-Data-Experte gefragter, als viele klassisch ausgebildete Ingenieur*innen. Hier müssen die Hochschulen aufpassen, dass sie nicht den Anschluss an die Realität verlieren. In dieselbe Richtung argumentierte auch Professor Dieter Spath, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften – acatech. Ein Ingenieurs-Curriculum nun zu ändern und anzupassen dauert in der Regel 5 Jahre. Ein/e Studienanfänger*in wäre also nach einer ersten Orientierungsphase im Job nach dann weiteren 5 Jahren mit der Situation konfrontiert, dass uns schon die nächste gesellschaftliche Revolution, vielleicht die Biotechnologie, überrollt.

Fazit: Lebenslanges Lernen wird wichtiger denn je. Studierenden muss die Fähigkeit mitgegeben werden, sich jederzeit systematisch neues Wissen aneignen zu können – eine Aussage, die sich auch als These im VDI-Positionspapier wiederfindet. Ein positiver und versöhnlicher Abschluss in der Diskussionsrunde: „Der deutsche Ingenieur ist ein Macher und muss es auch bleiben! Weniger PowerPoint, mehr ausprobieren…“ Diese Kernaussage des Microsoft-Mannes Simon, die natürlich auch für Ingenieurinnen gilt, lässt uns doch alle gespant in die Zukunft blicken.

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