“An original idea. That can’t be too hard. The library must be full of them.” – Stephen Fry
Die Zentralbibliothek der Fachhochschule Kiel ist seit Anfang Juni wieder für ihre Benutzer*innen geöffnet, aber auch während der Schließzeit im Lockdown war die Bibliothek aktiv. Es wurden so viele elektronische Ressourcen angeschafft und den Benutzer*innen zur Verfügung gestellt, dass der digitale Bestand mit aktuell 123.000 E-Books und 12.000 E-Journals den Printbestand (114.000 Medien) bereits eingeholt hat. Viele Verlage haben ihre Bestände ebenfalls frei verfügbar gemacht und VPN-Lösungen angeboten, die vorher nicht möglich schienen. So kann die Normen-Datenbank Perinorm endlich per VPN genutzt werden, ebenso wie die Rechtsdatenbank BeckOnline.
Aber die Bibliothek ist natürlich auch ein Ort des Lernens, weshalb seit der erneuten Öffnung wieder Lernplätze – mit entsprechend Abstand und Hygienemaßnahmen – zur Reservierung angeboten werden. An 15 Plätzen ist es derzeit möglich, für einen Zeitraum von drei Stunden, in Ruhe zu arbeiten.
Und da der Bestand nun vollständig über den Online-Katalog bestellbar ist, befinden sich einzig die Mitarbeiter*innen der Bibliothek zwischen den Regalen um Medien zu entnehmen oder zurückzustellen.
Dies war die größte Umstellung für alle Beteiligten: der Schritt von einer Freihand-Bibliothek, in der Benutzer*innen frei an den Regalen stöbern konnten, zur Theken-Bibliothek, in der die Medien von den Bibliotheksmitarbeiter*innen herausgesucht werden. Aufgrund der räumlichen Situation, leider nicht anders möglich.
Was das Stöbern in den Beständen der Bibliothek jedoch weiterhin unterstützt, ist das Discovery-System. Dort wird ähnlich einer Google-Suche der gesamte digitale und Printbestand der Bibliothek durchsucht und nach Relevanz präsentiert. Dies führt zu mehreren Tausend Treffern bei einem relativ weit gefassten Stichwort wie „kindliche Entwicklung“ oder „Betriebswirtschaftslehre“. Wer sagt, in dieser Treffermenge kann man nicht „stöbern“? Es werden – soweit lizenzrechtlich möglich – Volltexte aus 80 Prozent der E-Medien und lizenzierten Datenbanken durchsucht. Sogar Volltext-Artikel gibt das Discovery System aus. Und wer nur die aktuellsten Medien benötigt, oder einen bestimmten Zeitraum durchsuchen möchte, der nutzt die Filtereinstellungen in der linken Spalte, um das Ergebnis einzugrenzen.
Die Ideen der Bibliotheksmitarbeiter*innen sind bei Weitem nicht ausgeschöpft. Kann ein Video dabei helfen, die Bibliothek auch den Erstsemester Studierenden näher zu bringen, die aufgrund der Corona-Pandemie keine Bibliotheksführung erhalten? Und welche neuen Services kann die Bibliothek für die Unterstützung von Wissenschaft und Lehre anbieten? Vielleicht werden es keine „originären Ideen“, wie Fry es formulierte. Jede der über 9.000 Bibliotheken in Deutschland macht sich schließlich Gedanken über neue, an die Situation angepasste Services. Die Zentralbibliothek wird umdenken und neue Services finden, die die Fachhochschule in Studium und Lehre unterstützen.
Denn da hat Stephen Fry Recht: Die Bibliothek ist voll von Ideen!