„Nach dem Abitur wollte ich eigentlich Multimedia Production an der FH Kiel studieren“, sagt David Credo rückblickend. Beim ersten Versuch im Herbst 2019 bekam er leider keinen Platz. Also überbrückte er die Zeit der Wartesemester mit Nebenjobs und widmete sich verstärkt seiner Leidenschaft – der Musikproduktion. Am Computer bastelte er daheim in Preetz, Schleswig-Holstein, Electronic/Indie-Beats und veröffentlichte sie auf der Audiostreaming-Plattform Soundcloud.
„Schnell dachte ich mir: ‚Für meine Releases wäre es ja cool, das Cover-Design selbst zu gestalten, statt Freunde zu fragen‘“, erinnert sich Credo. Gesagt, getan – autodidaktisch brachte er sich die Grundlagen des Grafikdesigns bei, um seine eigens produzierten Songs visuell zu begleiten.
Auch dabei sollte es nicht bleiben: „Das Design hat so schon Spaß gemacht, aber noch interessanter wäre es doch, wenn ich interaktive Designs gestalten könnte“, erläutert der 22-Jährige sein wachsendes Interesse für Webdesign. Der Autodidakt fackelte nicht lange und eignete sich kurzerhand die Basics in HTML, CSS und JavaScript an, sodass er seine Designs zum Leben erwecken konnte.
Den Plan zu studieren, verlor er dennoch nicht aus den Augen. Multimedia Production kam immer noch in Frage, auch Kognitionswissenschaften reizten ihn. „Wie Menschen ihre Umgebung wahrnehmen und Entscheidungen treffen, fand ich schon immer spannend“, begründet er seine Faszination für die Thematik und ergänzt: „Für den Studiengang hätte ich aber nach Potsdam ziehen müssen, also schaute ich mir die Angebote in Kiel noch einmal genauer an. Je mehr ich mich mit dem Studiengang Medieningenieur beschäftige, desto besser gefiel mir die Vorstellung, und ich schickte meine Bewerbung los.“
Die Entscheidung hat er nie bereut – im Gegenteil. Seit dem Wintersemester 2021/2022 studiert er nun an der FH Kiel. An seinem interdisziplinären Studiengang Medieningenieur*in, der das Beste aus Informatik, Ingenieurwissenschaften und Mediendesign vereint, begeistern den Studenten besonders die vielen Praxisprojekte: „Wir lernen nicht nur die Theorie, sondern können in jedem Semester viel Praxis sammeln, sei es durch eine in Eigenregie erstellte Mobile Anwendung oder eine Web-App.“
Wie das aussehen kann, demonstriert Credo anhand eines Beispiels: „Im zweiten Semester haben wir eine Multiplayer-Version des Spiels ‚Pong‘ entwickelt.“ Bei dem Spiel, dessen Prinzip an Tischtennis erinnert, tritt ein*e Spieler*in normalerweise gegen den Computer beziehungsweise das Smartphone an.
Mit der Webapp, die David Credo und seine Kommiliton*innen entwickelt haben, wird das Ping-Pong-Spiel interaktiver: „Dafür geben beide Spieler*innen den identischen vierstelligen Code auf ihren Smartphones ein – damit sie in der gleichen Lobby sind“, erklärt Credo, während er und sein Kommilitone Jason Leuschner auf ihren Smartphones tippen. Schon flitzt der Ball – ein weißer Punkt – scheinbar zwischen den beiden Smartphones hin und her.
Credo reizt am Studiengang Medieningenieur außerdem, dass sich die Inhalte immer am Puls der Zeit bewegen. „Virtual Reality und Augmented Reality zum Beispiel“, sagt der Student mit leuchtenden Augen. „Die Medienwelt entwickelt sich extrem schnell – wir arbeiten nach unserem Abschluss vielleicht in Berufsfeldern, die es heute noch gar nicht gibt.“ Als studentische Hilfskraft im Interdisziplinären Labor für Immersionsforschung (LINK) gibt er diese Begeisterung an Kommiliton*innen, Schüler*innen und andere Interessierte weiter.
Und in Zukunft? Er könnte sich vorstellen, sich auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine – die Human-Computer-Interaction – zu spezialisieren und damit die Brücke zu den Kognitionswissenschaften zu schlagen. Ob er direkt nach seinem Bachelorabschluss ein Masterstudium anhängt, erst einmal praktische Erfahrung im Beruf sammelt oder sich eines Tages selbstständig macht – all das ist noch offen.