Prof. Kristian Fuglseth ist als Journalist schon viel herumgekommen. Als Lehrender an seiner Heimathochschule in Volda und auch an der FH Kiel schätzt er heute besonders den Austausch mit den Studierenden. (Foto: Fuglseth)© E. Fløistad
Prof. Kris­ti­an Fugl­seth ist als Jour­na­list schon viel her­um­ge­kom­men. Als Leh­ren­der an sei­ner Hei­mat­hoch­schu­le in Volda und auch an der FH Kiel schätzt er heute be­son­ders den Aus­tausch mit den Stu­die­ren­den.

„De­mo­kra­tie ist ein Ge­mein­schafts­pro­jekt“: Kris­ti­an Fugl­seth aus Volda un­ter­rich­tet an FH Kiel

von Ma­rie­sa Brahms

Kris­ti­an Fugl­seth hat es schon früh in die Pra­xis ver­schla­gen: Be­reits mit 14 Jah­ren ar­bei­te­te er neben sei­ner Schul­aus­bil­dung als Autor für eine re­gio­na­le Zei­tung. Neben Be­rich­ten über neu­ge­bau­te Ver­eins­hei­me und Neu­eröff­nun­gen von Ge­schäf­ten wur­den ihm nach ei­ni­ger Zeit auch Ar­ti­kel auf­ge­tra­gen, die wirt­schaft­li­che The­men be­han­deln soll­ten. Für diese stand er zu­neh­mend in Kon­takt mit Un­ter­neh­men, die an der West­küs­te Nor­we­gens, wo Fugl­seth auf­wuchs, an­säs­sig waren.

Eines davon war Rolls Royce - in Nor­we­gen fo­kus­sier­ten sich die Ope­ra­tio­nen der Luxus-Marke auf ma­ri­ti­me Tech­nik. Nach­dem er dem Un­ter­neh­men immer öfter be­geg­net war und man mehr oder we­ni­ger mit­ein­an­der ar­bei­te­te, ent­schied sich Fugl­seth, künf­tig für Rolls Royce zu tex­ten. Wäh­rend des Wehr­diens­tes schrieb er für die NATO Be­rich­te, flog dafür an ver­schie­de­ne Ein­satz­or­te. „Um In­ter­views und Be­rich­te schrei­ben zu kön­nen, bin ich da viel her­um­ge­kom­men“, er­in­nert sich der heute 45-Jäh­ri­ge zu­rück an seine Zeit bei der Armee. „Das Schrei­ben für die NATO äh­nel­te aber eher der PR als einem ob­jek­ti­ven Jour­na­lis­mus“, sagt er, „schlie­ß­lich hatte ich ja eine Agen­da zu ver­tre­ten.“

Da­nach stu­dier­te er von 1996 bis 2000 Me­di­en­wis­sen­schaf­ten in Trond­heim. Für sein Mas­ter­stu­di­um zog er nach Leeds in Eng­land. Was ihm und sei­nen Kom­mi­li­ton*innen zu Gute kam, war die auf­kom­men­de di­gi­ta­le Auf­bruchs­stim­mung: „Alle Un­ter­neh­men woll­ten plötz­lich eine Web­site haben“, er­klärt Fugl­seth. In­ter­net-Trends wie Ga­ming und spä­ter die ers­ten so­zia­len Netz­wer­ke schu­fen neue Ar­beits­plät­ze für Me­di­en­stu­die­ren­de sei­nes Se­mes­ters. Er selbst un­ter­stütz­te Un­ter­neh­men im Pro­zess der Di­gi­ta­li­sie­rung, bis er im Jahr 2011 schlie­ß­lich für ein Di­gi­ta­li­sie­rungs-Pro­jekt an den Fach­be­reich Me­di­en der Hoch­schu­le Volda kam. Dort wurde er ge­fragt, ob er nicht ei­ni­ge Lehr­ver­an­stal­tun­gen über­neh­men wolle. Das tat er und ist der Hoch­schu­le so als Leh­ren­der er­hal­ten ge­blie­ben.

Leh­ren, wie wich­tig Trans­pa­renz ist

„Die Ent­schei­dung war nicht schwer“, sagt Fugl­seth. Als Do­zent führe er viele in­ter­es­san­te Ge­sprä­che mit Stu­die­ren­den, die seine Auf­ga­be mit Sinn er­fül­len. „Pu­blic Re­la­ti­ons sind ein rich­ti­ger Kon­kur­renz­kampf, oft­mals steht das Geld im Vor­der­grund“, weiß Fugl­seth nach lang­jäh­ri­ger Be­rufs­er­fah­rung im Be­reich der Öf­fent­lich­keits­ar­beit. Die Lehre, die Dis­kus­sio­nen und die Pro­jekt­ar­bei­ten mit sei­nen Stu­die­ren­den, in Volda aber eben auch in Kiel, be­trach­te er als sehr viel sinn­vol­ler.

„An der Hoch­schu­le be­rei­ten wir Stu­die­ren­de auf das Ar­beits­le­ben vor, leh­ren wie wich­tig vor allem Trans­pa­renz ist“, sagt er. Wer gute PR-Ar­beit leis­ten will, muss nach Fugl­seths Mei­nung drei Dinge be­her­zi­gen: Ers­tens muss man Men­schen zu­hö­ren kön­nen und wol­len. Sich in an­de­re Per­spek­ti­ven zu ver­set­zen, ist in einem Gro­ß­un­ter­neh­men mit mul­ti­plen Ar­beits­be­rei­chen so kom­plex wie es­sen­zi­ell, um gut kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen. An zwei­ter Stel­le steht der Fokus auf Fak­ten: „In der heu­ti­gen Welt gibt es so viele ver­schie­de­ne In­for­ma­ti­ons­quel­len, das führt zur Zer­streu­ung und Ver­wir­rung“, so Fugl­seth. Ab­hil­fe schaf­fen könne hier nur die Kon­zen­tra­ti­on auf wis­sen­schaft­lich Er­wie­se­nes. Der letz­te Punkt ist dem Pro­fes­sor der wich­tigs­te: „Man muss hin­ter sei­nen Idea­len und sei­nem Ver­ständ­nis von Ethik ste­hen“, be­tont er.

Gute Öf­fent­lich­keits­ar­beit beugt Miss­ver­ständ­nis­sen vor

„De­mo­kra­tie ist ein gro­ßes Ge­mein­schafts­pro­jekt,“ sagt Fugl­seth wei­ter, „da muss wirk­lich jeder mit­ma­chen.“ Auch oder ge­ra­de wirt­schafts­star­ke Un­ter­neh­men mit viel Ein­fluss. „Ein Un­ter­neh­men soll­te sich nie­mals iso­lie­ren“, fin­det er. Schlie­ß­lich ent­stün­den dann oft­mals Miss­ver­ständ­nis­se und eine schlech­te äu­ße­re Wahr­neh­mung der hy­po­the­ti­schen Firma. „Trans­pa­renz und de­tail­lier­te Ver­deut­li­chung von Pro­zes­sen sind so viel wert in einer Ge­sell­schaft, des­halb braucht es gute Öf­fent­lich­keits­ar­beit“, sagt der Pro­fes­sor.

Diese Über­zeu­gung mo­ti­viert ihn auch in sei­ner Lehre an der Fach­hoch­schu­le Kiel, an der er seit 2015 als Gast­do­zent tätig ist. Hier un­ter­rich­tet er die Mo­du­le „risk-ma­nage­ment“ und „issue ma­nage­ment“.

„Deut­sche und nor­we­gi­sche Stu­die­ren­de glei­chen sich in vie­lem. Sie sehen gleich aus, tra­gen die­sel­ben Kla­mot­ten und hören die­sel­be Musik“, fasst Fugl­seth zu­sam­men. Und doch sei ihm ge­ra­de ein Un­ter­schied auf­ge­fal­len: „Deut­sche Stu­die­ren­de sind oft­mals schnel­ler er­wach­sen ge­wor­den“, fin­det er. Er­klä­ren ließe sich das daran, dass es in Nor­we­gen viele Schul­ab­gän­ger*innen noch eine Weile bei den El­tern halte. „Wir haben viel Platz, die Häu­ser sind groß, und die Al­ter­na­ti­ve, in grö­ße­re Städ­te zu zie­hen, ist da­ge­gen wenig er­schwing­lich – Mie­ten sind teuer“, er­klärt sich der Pro­fes­sor das Phä­no­men.

Er selbst habe schon recht früh aus der el­ter­li­chen Obhut her­aus ge­wollt. Ziem­lich wahr­schein­lich ist es genau diese Ein­stel­lung ge­we­sen, die ihn schlie­ß­lich auch an die Fach­hoch­schu­le ge­führt hat.

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