Kristian Fuglseth hat es schon früh in die Praxis verschlagen: Bereits mit 14 Jahren arbeitete er neben seiner Schulausbildung als Autor für eine regionale Zeitung. Neben Berichten über neugebaute Vereinsheime und Neueröffnungen von Geschäften wurden ihm nach einiger Zeit auch Artikel aufgetragen, die wirtschaftliche Themen behandeln sollten. Für diese stand er zunehmend in Kontakt mit Unternehmen, die an der Westküste Norwegens, wo Fuglseth aufwuchs, ansässig waren.
Eines davon war Rolls Royce - in Norwegen fokussierten sich die Operationen der Luxus-Marke auf maritime Technik. Nachdem er dem Unternehmen immer öfter begegnet war und man mehr oder weniger miteinander arbeitete, entschied sich Fuglseth, künftig für Rolls Royce zu texten. Während des Wehrdienstes schrieb er für die NATO Berichte, flog dafür an verschiedene Einsatzorte. „Um Interviews und Berichte schreiben zu können, bin ich da viel herumgekommen“, erinnert sich der heute 45-Jährige zurück an seine Zeit bei der Armee. „Das Schreiben für die NATO ähnelte aber eher der PR als einem objektiven Journalismus“, sagt er, „schließlich hatte ich ja eine Agenda zu vertreten.“
Danach studierte er von 1996 bis 2000 Medienwissenschaften in Trondheim. Für sein Masterstudium zog er nach Leeds in England. Was ihm und seinen Kommiliton*innen zu Gute kam, war die aufkommende digitale Aufbruchsstimmung: „Alle Unternehmen wollten plötzlich eine Website haben“, erklärt Fuglseth. Internet-Trends wie Gaming und später die ersten sozialen Netzwerke schufen neue Arbeitsplätze für Medienstudierende seines Semesters. Er selbst unterstützte Unternehmen im Prozess der Digitalisierung, bis er im Jahr 2011 schließlich für ein Digitalisierungs-Projekt an den Fachbereich Medien der Hochschule Volda kam. Dort wurde er gefragt, ob er nicht einige Lehrveranstaltungen übernehmen wolle. Das tat er und ist der Hochschule so als Lehrender erhalten geblieben.
Lehren, wie wichtig Transparenz ist
„Die Entscheidung war nicht schwer“, sagt Fuglseth. Als Dozent führe er viele interessante Gespräche mit Studierenden, die seine Aufgabe mit Sinn erfüllen. „Public Relations sind ein richtiger Konkurrenzkampf, oftmals steht das Geld im Vordergrund“, weiß Fuglseth nach langjähriger Berufserfahrung im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Die Lehre, die Diskussionen und die Projektarbeiten mit seinen Studierenden, in Volda aber eben auch in Kiel, betrachte er als sehr viel sinnvoller.
„An der Hochschule bereiten wir Studierende auf das Arbeitsleben vor, lehren wie wichtig vor allem Transparenz ist“, sagt er. Wer gute PR-Arbeit leisten will, muss nach Fuglseths Meinung drei Dinge beherzigen: Erstens muss man Menschen zuhören können und wollen. Sich in andere Perspektiven zu versetzen, ist in einem Großunternehmen mit multiplen Arbeitsbereichen so komplex wie essenziell, um gut kommunizieren zu können. An zweiter Stelle steht der Fokus auf Fakten: „In der heutigen Welt gibt es so viele verschiedene Informationsquellen, das führt zur Zerstreuung und Verwirrung“, so Fuglseth. Abhilfe schaffen könne hier nur die Konzentration auf wissenschaftlich Erwiesenes. Der letzte Punkt ist dem Professor der wichtigste: „Man muss hinter seinen Idealen und seinem Verständnis von Ethik stehen“, betont er.
Gute Öffentlichkeitsarbeit beugt Missverständnissen vor
„Demokratie ist ein großes Gemeinschaftsprojekt,“ sagt Fuglseth weiter, „da muss wirklich jeder mitmachen.“ Auch oder gerade wirtschaftsstarke Unternehmen mit viel Einfluss. „Ein Unternehmen sollte sich niemals isolieren“, findet er. Schließlich entstünden dann oftmals Missverständnisse und eine schlechte äußere Wahrnehmung der hypothetischen Firma. „Transparenz und detaillierte Verdeutlichung von Prozessen sind so viel wert in einer Gesellschaft, deshalb braucht es gute Öffentlichkeitsarbeit“, sagt der Professor.
Diese Überzeugung motiviert ihn auch in seiner Lehre an der Fachhochschule Kiel, an der er seit 2015 als Gastdozent tätig ist. Hier unterrichtet er die Module „risk-management“ und „issue management“.
„Deutsche und norwegische Studierende gleichen sich in vielem. Sie sehen gleich aus, tragen dieselben Klamotten und hören dieselbe Musik“, fasst Fuglseth zusammen. Und doch sei ihm gerade ein Unterschied aufgefallen: „Deutsche Studierende sind oftmals schneller erwachsen geworden“, findet er. Erklären ließe sich das daran, dass es in Norwegen viele Schulabgänger*innen noch eine Weile bei den Eltern halte. „Wir haben viel Platz, die Häuser sind groß, und die Alternative, in größere Städte zu ziehen, ist dagegen wenig erschwinglich – Mieten sind teuer“, erklärt sich der Professor das Phänomen.
Er selbst habe schon recht früh aus der elterlichen Obhut heraus gewollt. Ziemlich wahrscheinlich ist es genau diese Einstellung gewesen, die ihn schließlich auch an die Fachhochschule geführt hat.