Nach langen Hin und Her, unzähligen Diskussionen und Treffen ist es nun so weit: Das landesweite Semesterticket wird zum Wintersemester 2019/20 eingeführt. Anfang des Jahres war noch unsicher, ob das Ticket kommt. Die Fachhochschule Flensburg und die Fachhochschule Westküste sprachen sich gegen das Ticket aus, und das Studierendenparlament (StuPa) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) vertagte seine Entscheidung nach einer sechsstündigen Debatte. Doch nachdem den StuPa-Mitgliedern der CAU alle relevanten Verträge vorlagen und sie sich ausreichend informiert hatten, stimmten die Mitglieder am 26. Februar gegen 22:30 Uhr deutlich für das Ticket. Julian Schüngel, Vorsitzender des AStA der CAU, sagte: „Das ist ein großer Schritt für die Studierenden an allen Universitäten in Schleswig-Holstein. Das Studierendenparlament folgt hiermit dem Ergebnis der Studierendenbefragung.“ In dieser hatten 53,61 Prozent der CAU-Studierenden für das Ticket gestimmt.
Auch Marc Messerschmidt und Peter Mollenhauer, Vorsitzende des AStA der FH Kiel, stehen dem landesweiten Semesterticket aufgeschlossen und positiv gegenüber. „Ich glaube, dass das landesweite Semesterticket viele Chancen für die Studierenden bietet, ihre Studiensituation durch Praktika, Kulturangebote oder Reisen zu verbessern. Super, wie die Studierenden sich hier zu einer nachhaltigen Mobilität bekennen und ein Zeichen setzen“, erklärt Mollenhauer. Messerschmidt appelliert an Studierende und Politik, die Kritikpunkte der Ticket-Gegner ernst zu nehmen: „Es freut mich, dass sich unser Engagement wieder in diesem Maße ausgezahlt hat und ein erfolgreicher Vertragsabschluss bevorsteht. Ich glaube, wir haben trotzdem ein Akzeptanzproblem, da sich immerhin auch gut die Hälfte der Studierenden in SH gegen das landesweite Semesterticket ausgesprochen hat. Dies hängt mit den sozialen Auswirkungen der Mehrkosten für ein Studium sowie der mangelhaften öffentlichen Verkehrsinfrastruktur in Schleswig-Holstein zusammen und muss dringend von Politik und Studierenden thematisiert werden.“
Wie geht es nun weiter?
Damit das Ticket zum Start des kommenden Wintersemesters eingeführt werden kann, muss die Vertragsvorlage noch von den Vertragspartnern (Verkehrsbetriebe beziehungsweise NAH.SH) und den AStA-Vorständen der beteiligten Hochschulen unterschrieben werden. Dies soll in den nächsten Wochen geschehen. Voraussetzung dafür war, dass die ASten ihre geänderten Beitragssatzungen bis zum 21. März 2019 an das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur senden, damit die Änderungen fristgerecht im Landesnachrichtenblatt veröffentlicht werden können. Um ein Gesetz wirksam zu ändern, muss ein Beschluss und eine Verkündung erfolgt sein. Den Beschluss haben bereits die StuPas gefasst und die Verkündung ist jetzt Aufgabe des Ministeriums.
Wie wird das Ticket nun konkret umgesetzt? Wo ist es gültig und wo nicht? Was gibt es für Extraregelungen?
Laut NAH.SH ist das landesweite Semesterticket als Handy-Ticket geplant – es kann allerdings auch kostenfrei ein Papierticket angefordert werden. Weiterhin gilt, wer ein Praktikum außerhalb von Schleswig-Holstein oder Hamburg macht, ein Auslandssemester absolviert oder sich exmatrikuliert beziehungsweise die Einschreibung löscht, kann sich das landesweite Semesterticket rückerstatten lassen. Das landesweite Semesterticket gilt dort, wo die Gültigkeit des regionalen Tickets aufhört. Ein Beispiel: Ein/e Kieler FH-Student*in fährt in Kiel mit dem lokalen Semesterticket aber in Flensburg, Hamburg oder Husum mit dem landesweiten Ticket.
Die Studierenden können durch das landesweite Semesterticket den Regionalverkehr in ganz Schleswig-Holstein und in Hamburg (HVV-Ring A + B) nutzen. Denn das Ticket gilt für die 2. Klasse ohne eine zeitliche Begrenzung das ganze Jahr zu jeder Tageszeit. Fernverkehr und -busse deckt das Ticket nicht ab. Auch gut zu wissen: Bis zu drei Kinder unter sechs Jahren sind im Ticket eingeschlossen und können kostenlos mitgenommen werden. Weitere und ältere Kinder brauchen eine eigene Fahrkarte. Mitnehmen können die Studierenden mit diesem Ticket ansonsten niemanden mehr – weder Hund, noch Fahrrad, noch Mensch. Die brauchen jeweils eine zusätzliche Fahrkarte. Die Kieler Studierenden benötigen für die Schwentine-Fähre weiterhin ihr lokales Semesterticket, da das landesweite Semesterticket nicht für Fähren gilt. Ausnahme: die Fähren im HVV. Und: Der Sylt-Bus ist nicht im Ticket inbegriffen.
Der Semesterbeitrag wird ungefähr verdoppelt.
Grob kann man sagen: Der Semesterbeitrag verdoppelt sich. Zusätzlich zu einem Semesterbeitrag in Höhe von 129,50 Euro wird im ersten Jahr ein Beitrag von 124 Euro für das landesweite Semesterticket fällig. Das ergibt einen Semesterbeitrag in Höhe von 252 Euro. Dieser Preis erhöht sich jedes Semester bis zum Wintersemester 2021/22. Das Ticket kostet dann 148,40 Euro. Danach wird der Preis nach einer Nutzungserhebung neu angepasst. Der AStA der FH Kiel geht davon aus, dass sich das positiv auf den Preis auswirken wird, Kritiker sehen das skeptisch.