Die Digitalisierung verändert unser Miteinander weltweit. Wo sich aber „Digital Natives“, die Antreibenden der neuen Digitalgeneration, im Dschungel der Medien ganz zuhause fühlen, stehen ältere Menschen vor vielen Hürden. Wie kann es gelingen, beide Generationen zusammenzubringen? Wie können auch ältere Menschen aktiv an den Entwicklungen neuer Medien teilhaben, selbstbewusst mit den Geräten umgehen und im Seniorenalter weiterhin soziale Kontakte pflegen?
Als beteiligte Institution des Projekts CONNECT-ED, nimmt sich die FH Kiel diesen Herausforderungen an. Gemeinsam wollen die Projektbeteiligten die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen im Kontext digitaler Medien untersuchen und stetig verbessern.
Das interdisziplinäre Forschungsabkommen leitet Prof. Dr. Stephan Dettmers vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der FH Kiel. Auch Juliane Köchling-Fahrawaran M. A. und Sonja Börm M. A. unterstützen den Professor dabei, die Problembereiche „Soziale Isolation“ und „Digitale Exklusion“ wissenschaftlich zu untersuchen.
Die teilnehmenden Forscherinnen und Forscher arbeiten seit Januar 2017 daran, ein an der Lebenswelt älterer Menschen ab 65 Jahren ausgerichtetes Begegnungskonzept zu entwickeln und einzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel einfach gestaltete, kostenfreie IT-Schulungen mit dem PC oder dem Tablet.
In gemütlicher Runde kommen Seniorinnen und Senioren mit Studierenden der FH Kiel zusammen und lernen in Kleingruppen bei Kaffee und Kuchen, wie sie einen Computer bedienen, Informationen über eine Suchmaschine wie Google finden oder wie sie eine E-Mail verschicken. Gemeinsam kommen die Teilnehmenden den neuen Medien näher, lernen Anwendungen kennen und können mehr und mehr verstehen, was es mit bestimmten Begriffen wie „Apps“ auf sich hat.
Da die Kurse dauerhaft wissenschaftlich begleitet werden, können die Inhalte kontinuierlich auf die Teilnehmenden abgestimmt werden. Das Gesamtkonzept ändert sich anhand der Ergebnisse jedes Kurses.
Seit dem Frühjahr 2017 haben mehr als 60 ältere Menschen an den Kursen teilgenommen, die unter anderem durch Ärzte, Apotheker oder Pflegedienste beworben werden. Im Frühjahr 2018 schaffte es die Projektgruppe, ihr Vorhaben auch in ländliche Regionen Schleswig-Holsteins zu bringen. Gerade dort leben viele Seniorinnen und Senioren, die im Alter immer seltener aus dem Haus gehen und sogar vereinsamen. Weil Medien die soziale Integration fördern können, da sie Menschen miteinander vernetzen, wollen alle Beteiligten von CONNCT-ED die Lebensqualität über die Medienkompetenz der Kursus-Teilnehmenden verbessern. Wenn die Autonomie im Alter gestärkt werden kann, ist das Ziel des Konzepts erreicht.
Die Studierenden der FH Kiel, die an CONNECT-ED mitwirken, bieten nicht nur Schulungen an, sondern begleiten auch freie Treffen. Dort können die Teilnehmenden üben, was sie vorher an den digitalen Geräten erlernt haben. So wenden die Seniorinnen und Senioren ihr Wissen an und kommen gleichzeitig in einem sozialen Rahmen zusammen.
Noch bis zum Dezember 2019 wird CONNECT-ED vom Bundesministerium für Bildung Forschung mit rund 360.000 Euro gefördert. Danach soll das Ergebnis stehen: Ein klar strukturiertes und betreutes Medienbildungsangebot, das sich an Seniorinnen und Senioren richtet. Ein Online-Handbuch soll es dann auch möglich machen, dass Praxispartner aus anderen Regionen das Konzept problemlos umsetzen können.
Das Vorhaben wird tatkräftig vom Institut für Interdisziplinäre Genderforschung und Diversity, dem Fachbereich Medien sowie dem Fachbereich Informatik und Elektrotechnik unterstützt. Als Partner aus der Praxis engagieren sich die Howe-Fiedler-Stiftung Kiel, der Landesseniorenrat und die Vereine SeniorenNet+50 und Create Future, die AWO Kiel e.V., die Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V. sowie die Jüdische Gemeinde Kiel und Region e.V.