Damit hatte Schleswig-Holstein bei der Errichtung dieses neuen Hochschultyps die Nase vorn und verwirklichte als erstes Bundesland das Abkommen der Ministerpräsidenten vom 31. Oktober 1968 über die Überführung der Ingenieurschulen und anderer vergleichbarer Einrichtungen in Fachhochschulen.
Bereits Anfang der 1960er Jahre hatten immer mehr Stimmen eine Statusanhebung für die staatlichen Ingenieurschulen gefordert. Sie begründeten dies u. a. mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung der Technik und der Nichtanerkennung der bisherigen Ingenieursabschlüsse in der Europäischen Union.
Fachhochschule Kiel begann mit rund 1070 Studierenden
Die „Staatliche Fachhochschule Kiel für Technik und Sozialwesen" fasste am 1. August 1969 zunächst die Fachbereiche Bauwesen in Eckernförde, Technik und Sozialwesen in Kiel und die schon bald wieder aufgelöste Verfahrenstechnik in Neumünster zusammen.
Der Hochschule gehörten vor 40 Jahren 84 Dozentinnen und Dozenten und ca. 1070 Studierende an. Erweitert wurde die FH Kiel 1973 durch die Eingliederung der Muthesius Werkkunstschule der Stadt Kiel als Fachbereich Gestaltung, der Höheren Landbauschule der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein als Fachbereich Landbau (heute Agrarwirtschaft) in Osterrönfeld und des Fachhochschulzweiges der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein in Kiel.
Bis 1991 waren die einzelnen Fachbereiche über das Kieler Stadtgebiet und darüber hinaus in Eckernförde und Osterrönfeld verteilt, dann beschloss die Landesregierung unter Ministerpräsident Björn Engholm den Ausbau der Fachhochschule in Kiel-Dietrichsdorf. Heute gehören die sechs Fachbereiche Agrarwirtschaft, Informatik und Elektrotechnik, Maschinenwesen, Medien, Soziale Arbeit und Gesundheit sowie Wirtschaft zur Fachhochschule Kiel, die mit rund 5.400 Studierenden die größte des Landes ist.
Fachhochschule Flensburg entstand aus Königlicher Seedampf-Maschinistenschule
Die Flensburger Fachhochschule hat maritime Wurzeln. Im Jahr 1875 wurde in Flensburg eine Navigationsschule eingerichtet, 1886 erfolgte die Gründung der Königlichen Seedampf-Maschinistenschule. Die Schule erhielt 1969 den Status einer Staatlichen Fachhochschule für Technik. Bis 1975 wurden hier weiterhin vor allem Studierende der Schiffsbetriebstechnik und Nautiker ausgebildet, nach der Erweiterung des Hochschulkomplexes wurden dann unter anderem auch Elektrotechnik und Informatik angeboten.
Der Fachbereich Wirtschaft wurde 1990 geschaffen. Die externen Standorte in Heide/Dithmarschen wurden 1994 als Fachhochschule Westküste ausgegliedert. Derzeit studieren mehr als 3300 Männer und Frauen an der Fachhochschule Flensburg.
Fachhochschule Lübeck
Die offizielle Geburtsstunde der Fachhochschule Lübeck schlug mit einer Mitteilung im Nachrichtenblatt des Kultusministeriums des Landes Schleswig-Holstein. Das dort verkündete Gesetz gab den offiziellen Rahmen für die neue Fachhochschule Lübeck. Fundament und Inhalt wurden in Lübeck aus der Navigationsschule, Gründung 1808, der Baugewerkschule, Gründung 1896, und der Staatlichen Ingenieurschule, Gründung 1961, geliefert. Sie wurden in der Staatlichen Fachhochschule Lübeck für Technik und Seefahrt mit den Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Physikalische Technik, Hoch- und Ingenieurbau und dem Fachbereich Seefahrt zusammengefügt. Letzterer existiert in der heutigen Fachhochschule Lübeck nicht mehr, seine Inhalte sind in den Bereichen der Technik aufgegangen.
Mit dem Wechsel der Chemie nach Lübeck ist aus dem Fachbereich Physikalische Technik der Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften geworden, in dem das Fach Physikalische Technik nach wie vor studiert werden kann. Die Bereiche Hoch- und Ingenieurbau wandelte sich mit der Zeit zum Fachbereich Bauwesen.
Die heutige Fachhochschule Lübeck verfügt über vier Fachbereiche: Angewandte Naturwissenschaften, Bauwesen, Elektrotechnik und Informatik sowie Maschinenbau und Wirtschaft mit mehr als 4000 Studierenden.
Gemeinsame Pinonierarbeit der drei FHs
Insgesamt sind heute rund 12.700 Studentinnen und Studenten bei den drei Fachhochschulen eingeschrieben. In einigen Gebieten leisten die drei Hochschulen auch heute noch Pionierarbeit. So bieten die Fachhochschulen Flensburg und Kiel z.B. gemeinsam den Master-Studiengang „Wind Engineering" an, einen vergleichbaren Studiengang gibt es nur noch an der Technischen Universität Dänemark, Kopenhagen.
Vorbildhaft ist die internationale Zusammenarbeit der Fachhochschule Lübeck, z. B. im Deutsch-chinesischen Studienmodell mit der ECUST in Shanghai oder dem international akkreditierten Studium mit der Milwaukee School of Engineering. Mit der Einführung von Online-Studiengängen, auch in Zusammenarbeit mit der FH Kiel, und der Tochterunternehmung oncampus GmbH spielt die Fachhochschule Lübeck eine Vorreiterrolle in diesem Bereich des Studiums und der wissenschaftlichen Weiterbildung.