Eigentlich wollte der Kieler Tim Hinz seinen Bachelor gar nicht in seiner Heimatstadt machen. Der Studiengang ‚Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation‘ an der FH Kiel hat ihn aber letztendlich doch dazu bewogen, erst einmal zu bleiben. Nachdem er an der Fachhochschule seinen Bachelor-Abschluss absolviert hatte, sollte der Master jedoch in einem anderen Umfeld folgen. Informiert hat sich der heute 28-Jährige zunächst an deutschen Universitäten nach einem passenden Studiengang. Ein Hindernis bewegte ihn schließlich dazu, seine Ausschau auf das Ausland zu erweitern: „Um für gängige kommunikationswissenschaftliche Master von der Fachhochschule an die Universität zu wechseln, fehlten mir in vielen Fällen Zugangsvoraussetzungen.“
Weil ihn als EU-Bürger an europäischen Universitäten wenig Bürokratie erwartete, guckte er sich in den wohl gängigsten Zielländern der deutschen Exil-Studentenschaft – Schweden, Dänemark, England und den Niederlanden – um. Dänemark sollte es schließlich werden. „Das Masterprogramm dort hat mir einfach sehr zugesagt“, so Hinz. In Aarhus studierte er von 2017 bis 2019 ‚Corporate Communication‘. Anmerkung an alle Medienstudierenden, die sich an dieser Stelle in die Google-Suche stürzen: Besagtes Masterprogramm gibt es heute so nicht mehr – mittlerweile trägt es den Namen ‚International Business Communication‘. Ein vergleichbares Angebot sind die Master-Programme ‚Marketing‘ und ‚Strategic Communication‘.
Bevor Hinz nach Dänemark zog, hatte der Student allerdings noch so einiges auf dem Zettel: beispielsweise Wohnungssuche sowie Um- und Abmeldungen –Bürokratie eben. Für die Wohnungssuche trug sich Hinz in eine Warteliste ein. „Das Projekt Dänemark war schon aufwendiger, als wenn ich beispielsweise lediglich nach Köln gezogen wäre“, sagt der Alumnus heute. Gelohnt hat es sich trotzdem.
Ins Ausland wollte Hinz nämlich schon während des Bachelor-Studiums. Weil ihm das Curriculum der Fachhochschule aber besser gefiel als die meisten Alternativkurse, die er an Partnerhochschulen hätte belegen müssen, blieb er zunächst in der Heimat. Die Vorfreude auf ein Studium fernab der Kieler Förde, hat ihn auch durch das komplizierte Bewerbungsverfahren an der University of Aarhus hinweg motiviert: „Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich für die Universität den Lernplan und die Inhalte des Bachelors übersetzen musste, damit sie meine Tauglichkeit prüfen konnten“, erläutert Hinz. Als er im April schließlich die Zusage für einen Platz in der zweitgrößten Stadt Dänemarks erhielt, hatte er noch circa drei Monate, um seinen Umzug und sein neues Leben außerhalb deutscher Grenzen zu planen, bevor das Semester im August startete.
„Die Zeit war auf jeden Fall aufregend“, erinnert er sich heute zurück. Gedanken und Ängste seien vorm Umzug in den nächsten Lebensabschnitt normal – liegt dieser noch im Ausland, spitze das die Sache zu. „Manchmal hatte ich schon Sorge, dass mit der schriftlichen Zusage der Universität doch etwas nicht stimmt und ich meine Sachen gleich wieder nach Deutschland hätte zurücknehmen müssen“, rekapituliert er die unsichere Zeit zwischen Bachelor und Master.
Weil er trotz irrationaler Gedankengänge den Umzug wagte, kann er heute auf ein erfolgreiches Studium in Dänemark zurückblicken. „Das Studium hat mir viel gebracht“, sagt er bestimmt. „Und neben der Tatsache, dass ein Auslandsstudium schick aussieht im Lebenslauf, habe ich mich in meiner Zeit dort sehr entwickelt“, so Hinz. Damit meint er unter anderem eine bestimmte Eigenständigkeit, die er dem Auf-sich-allein-gestellt-sein im Ausland zuschreibt: „Obwohl Dänemark ein großartiges Land zum Studieren ist und finanziell unterstützt, müssen die meisten neben dem Studium arbeiten.“ Internationale Studierende bekommen für das Studium in Dänemark die staatliche Förderung ‚Statens Uddannelsestøtte‘. Die ‚SU‘wird jedem Studenten und jeder Studentin überwiesen, sobald diese neben dem Studium ein Minimum von zehn Wochenstunden arbeiten. „Das Geld, was man auf der Arbeit verdient, darf man behalten“, erklärt Hinz, „nur gibt es gerade in Studierendenstädten eine große Nachfrage nach solchen Jobs.“ Eben weil die Konkurrenz groß ist und man deshalb unter Umständen lange nach einem passenden Job suchen muss, empfiehlt Hinz, mit genügend Startkapital nach Dänemark zu kommen. Denn: „Dänemark ist relativ teuer, und die Mieten sind vergleichsweise hoch.“
Neben der Eigenständigkeit, ist auch das nahezu perfektionierte Englisch ein großer Pluspunkt des Auslandsstudiums. Auch wenn Dänemark ein beliebtes Ziel für deutsche Studierende ist, gibt es viele Vertreter*innen anderer Kulturen. Hinz‘ Freund*innenkreis bestand größtenteils aus Studierenden, mit denen er sich auf Englisch unterhalten hat. „Der internationale Alltag und die englischen Studieninhalte sind besser als jedes Zertifikat“, weiß Hinz heute, „das wissen auch potenzielle Arbeitgeber*innen.“ Heute arbeitet Tim Hinz als PR-Berater bei einer Hamburger Agentur für Wirtschafts- und Finanzthemen. „Ein Auslandsstudium öffnet einfach viele Türen“, resümiert er. Wenn das kein Denkanstoß gen Masterstudium im Ausland ist.