Zwei Personen am Tisch mit Notizblock© Pexels

Beratungsangebot "Zweifel am Studium?" an der Fachhochschule

von Aenne Boye

„Ist das wirklich das Richtige?“ oder „Wozu mache ich das Ganze eigentlich?“. Das sind Fragen, die sich viele Studierende im Laufe des Studiums stellen. Oft sind diese Selbstzweifel schnell verflogen, doch bei einigen bleiben die Zweifel am Studium bestehen. Studierenden, besonders denen im fortgeschrittenen Semester, fällt es schwer, sich einzugestehen, dass sie ihr Studium nicht beenden werden. Gründe dafür können beispielsweise Druck aus dem sozialem Umfeld oder Angst, sich als Versager zu fühlen, sein. Für Studierende, die zweifeln, bietet die Handwerkskammer Lübeck vierzehntägig dienstags von 11:00 bis 14:00 Uhr eine offene Beratung im großen Hörsaalgebäude der FH Kiel, Raum C02-0.50, an. „Ich bin dort ein neutraler Ansprechpartner, der die Studierenden in ihrer Problemsituation aufbaut und den Druck herausnimmt“, erklärt Beraterin Nadine Grün.

Wichtig sei ihr, dass Studienabbrecher ihre Entscheidung nicht als Scheitern ansehen, sondern als Ausprobieren. „Oftmals war die Hochschule einfach nicht der richtige Lernort. Einige Menschen finden sich besser in der Praxis zurecht“, betont Grün. Viele Zweifler kennen schon die Meinung von Freunden und Familie. Für sie kann es befreiend sein, mit jemanden zu sprechen, der nicht bewertet. Grün bietet eine erste Orientierungsphase, in der sie gemeinsam mit den Studierenden ermittelt, wo es hingehen soll und wo die Probleme liegen. Häufig verweist sie diese dann an einen zuständigen Spezialisten. Grün selbst hilft dabei, Stärken, Interessen und Vorstellungen zu ermitteln, die Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen sowie einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz zu suchen. Darüber hinaus unterstützt sie die Studierenden während des ganzen Bewerbungsprozesses.

Es gibt mehrere Gründe, weshalb Studierende überlegen, ihr Studium abzubrechen. Viele wissen beispielsweise bei Beginn ihres Studiums nicht, was sie später damit anfangen sollen. „Die Studienwahl erfolgt dann aufgrund des Numerus Clausus oder weil der Studierende in der Schule Biologie mochte und jetzt Biologie studiert. Wer kein klares Ziel vor Augen hat, bringt wenig Motivation für das Studium auf“, erklärt Grün. Andere haben Probleme, die Leistungen zu erbringen und schaffen die Prüfungen nicht. Wiederum andere merken gleich im ersten Semester, dass das Studium nichts für sie ist. „Ich find es toll, dass die FH als Hochschule die Verantwortung übernimmt, dass auch die Studierenden, die das Studium nicht für sich entdecken, ihren Weg finden. Das zeichnet die FH Kiel aus“, lobt Grün.

In die Beratung kommen auch viele Studierende, die das Studium anschließend weiterführen. „Einmal kam eine junge Dame, die zwar ein Einser-Abitur hatte, aber mit dem Lernsystem der Hochschule nicht zurechtkam. Die habe ich dann an das Lerncoaching vom Studentenwerk verwiesen. Das hat ihr sehr geholfen. Sie setzt ihr Studium jetzt fort“, berichtet Grün. Sie betont auch, dass das Studium nach einem Abbruch nicht ausgeschlossen sei, sondern es einigen Menschen hilft, erst einmal eine Ausbildung in dem Bereich zu machen, um zu sehen, wofür sie eigentlich studieren. „Wer danach mit klaren Vorstellungen studiert, ist bereit, mehr Einsatz im Studium zu zeigen, als jemand, der nicht weiß, wo es hingehen soll“, meint Grün.

Tanja Becker (Name von der Redaktion geändert) war bei Nadine Grün in der Beratung. Sie studiert im Master BWL und überlegt, ihr Studium nicht zu beenden. Sie kommt nicht aus Deutschland, weshalb ihr die sprachliche Hürde das Studium erschwert hat. Außerdem hat sie finanzielle und private Probleme. Becker ist zur Beratung gegangen, um zu fragen, was sie tun kann, damit das abgebrochene Studium nicht umsonst war. „Frau Grün hat mir sehr weitergeholfen. Sie hat sich sehr viel Zeit für mich genommen und mir die Möglichkeiten aufgezeigt, die es für mich gibt“, sagt die Studentin.

Das Beratungsangebot der Handwerkskammer Lübeck ist vertraulich und neutral. Studierenden können dort auch ohne Termin einfach vorbeikommen. Um Wartezeiten zu vermeiden, sollte vorher Kontakt zu Nadine Grün aufgenommen werden. Sie ist unter 0451 1506 135 oder 0173 5426994 sowie per E-Mail unter ngruen@hwk-luebeck.de erreichbar.

Aenne Boye

© Fachhochschule Kiel