Ein Kabeltechniker sucht konzentriert eine defekte Stromleitung und das direkt vor der Hauptspannungs-Einspeisung der Fachhochschule Kiel. Auf den ersten Blick ein Indiz für den schlechten Zustand des Strom-Versorgungsnetzes der Einrichtung. Wenn man den Blick jedoch weitet und die übrigen etwa 80 Kabelexperten (und auch eine Expertin) sieht, dann muss es sich entweder um den schlimmsten Blackout in der Geschichte Kiels handeln oder vielleicht doch eine Schulungsmaßnahme mit hohem Teilnehmerinteresse. Da Blackouts an der FH Kiel selten vorkommen, muss der Ernstfall hin und wieder geprobt werden.
Bereits zum achten Mal und pünktlich zur Kieler Woche fanden also praktische Übungen und Vorführungen im Rahmen der Kabelexpertenseminare der Firmen den Firmen MEGGER und MS-Technik an der Fachhochschule Kiel statt. Neben Fachvorträgen zu Themen wie Versorgungssicherheit, Isolierwerkstoffen, Messmethoden und Fehlersuche standen auch echte Hochspannungsmessungen in den Laboren der FH und im Kieler Kabelnetz auf dem Programm.
In den Hochspannungslaboren des Institutes für Elektrische Energietechnik wurden die Kabeltechniker und die -technikerin in den Themen ‚Sicherheit bei hohen Spannungen‘ und ‚Versorgungssicherheit: Teilentladungen‘ geschult. Notwendig ist dies, weil die fortschreitende Digitalisierung auch in der Energietechnik-Branche für immer kürzere Produktzyklen und immer neue Produkte und Messmethoden sorgt.
In den Laboren fließen neuste Forschungsergebnisse aus der Hochschule direkt in die Produktentwicklung der Fachfirmen ein, so dass Kurzschlüsse schneller aufgefunden und repariert werden können – der Strom einem Blackout schneller wieder verfügbar ist. Daraus ergibt sich aber auch zwangsläufig ein steigender Bedarf an Schulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke, die aus ganz Deutschland mit großer Regelmäßigkeit zu diesen Seminarveranstaltungen anreisen.
Und gerade bei den Themen Wissensvermittlung und lebenslanges Lernen kann die Fachhochschule Kiel punkten: Die Kernkompetenz, die Ausbildung von Studierenden, lässt sich genauso gut auch auf Menschen im Berufsleben übertragen. „Wir als Industriebetrieb schätzen die Praxisnäher der Fachhochschule Kiel“, so MS-Technik-Mitinhaber Sebastian Schacht. „Hier werden die wichtigen Dinge verständlich erklärt, genau das, was man wirklich täglich in der Arbeitsroutine anwenden muss.“
Und so sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz nah dran an der Hochspannung. So nah, dass sich selbst gestandene ElektrotechnikerInnen freiwillig die Ohren zuhalten, wenn Prof. Schmidt-Rethmeier es zusammen mit seinem Laboringenieur Jörg Kohlmorgen in den Hochspannungslaboren krachen lässt. „Das sensibilisiert für die Gefahren des elektrischen Stromes. Ein ernstes Thema, locker erklärt.“, resümiert ein Monteur der Stadtwerke Rendsburg, während er sich nach dem Miniblitz kurz erschrocken schüttelt. „So geht das einprägsam unter die Haut“.