Die Entstehung eines Verkehrskreises und den dazugehörigen Straßenabschnitten.©
Für den Stra­ßen­bau feh­len die In­ge­nieu­re.

#BAU­IN­GE­NI­ER: Auf­wind für das Bauen der Zu­kunft

von viel.-Re­dak­ti­on

Stu­di­en­gangs­lei­ter Keindorf und Team er­war­ten das erste Se­mes­ter

Wie ent­ste­hen Brü­cken und Tun­nel? Wer plant Wohn­ge­bäu­de, Büros oder Ver­wal­tungs­zen­tren? Wer legt Stra­ßen an oder kon­stru­iert ganze Flug­hä­fen und Ha­fen­an­la­gen? Es sind Bau­in­ge­nieu­re, die die Ver­ant­wor­tung tra­gen, kom­ple­xe Bau­vor­ha­ben in die Tat um­zu­set­zen. Im Win­ter­se­mes­ter 2018/2019 wer­den 40 an­ge­hen­de Bau­in­ge­nieu­re ihr Ba­che­lor­stu­di­um an der Fach­hoch­schu­le Kiel auf­neh­men kön­nen. Pro­fes­sor Dr.-Ing. Chris­ti­an Keindorf, de­si­gnier­ter Stu­di­en­gangs­lei­ter für das Bau­in­ge­nieur­we­sen, er­zählt im Ge­spräch mit der viel.-Re­dak­ti­on, was die Stu­die­ren­den in acht Se­mes­tern er­war­tet, wel­che Vor­aus­set­zun­gen sie mit­brin­gen soll­ten und wel­che span­nen­den Auf­ga­ben auf sie war­ten.

Nach­wuchs­be­darf ist groß: Das Land braucht Bau­in­ge­nieu­re

Das Bau­in­ge­nieur­we­sen hat eine lange Tra­di­ti­on – die Bau­meis­ter ge­hö­ren zu den äl­tes­ten In­ge­nieurs­dis­zi­pli­nen. Seit aber die Bau­schu­le in Eckern­för­de, die Haupt­aus­bil­dungs­stät­te für Bau­in­ge­nieu­re, vor rund zehn Jah­ren ihre Türen schlie­ßen muss­te, sank die An­zahl der Be­rufs­ein­stei­ger von Jahr zu Jahr immer wei­ter. Ein Um­den­ken war not­we­nig, denn „man hat ge­merkt, dass nicht nur durch die Kon­junk­tur in der Bau­in­dus­trie und durch die In­fra­struk­tur­maß­nah­men von Bund und Land der Be­darf an Nach­wuchs­kräf­ten ste­tig an­stieg, son­dern auch ein ge­wis­ser Grund­be­darf durch Pen­sio­nie­run­gen zu kom­pen­sie­ren ist“, er­klärt Chris­ti­an Keindorf, der selbst Bau­in­ge­nieur ist und seit 2015 am Fach­be­reich Ma­schi­nen­we­sen an der Fach­hoch­schu­le Kiel im Be­reich der Off­shore-An­la­gen­tech­nik lehrt. „Der star­ke Ge­ne­ra­tio­nen­wech­sel und die Ver­ren­tung ma­chen näm­lich auch klar, dass wir un­be­dingt Nach­wuchs­kräf­te brau­chen.“

Nun hat die Fach­hoch­schu­le die Wei­chen ge­stellt, um neue Bau­in­ge­nieu­re zu­kunfts­ori­en­tiert aus­zu­bil­den. „Damit wird wie­der ein wich­ti­ger Eck­pfei­ler der In­ge­nieurs­dis­zi­pli­nen auf dem Cam­pus ver­füg­bar sein. Zwi­schen den In­ge­nieu­ren für Ma­schi­nen­bau, Schiff­bau, In­for­ma­tik, Elek­tro­tech­nik, Agrar­tech­nik und den neuen Bau­in­ge­nieu­ren wol­len wir Syn­er­gie­ef­fek­te schaf­fen und die Zu­sam­men­ar­beit in Lehre und For­schung wei­ter in­ten­si­vie­ren“, sagt Keindorf.

In­dus­trie­be­glei­te­tes Stu­di­um zum/zur Bau­in­ge­nieur/in  

Das Be­son­de­re am Stu­di­um an der Fach­hoch­schu­le? „Unser Stu­di­en­gang kann auch in­dus­trie­be­glei­tet stu­diert wer­den. Das nen­nen wir IBS“, er­läu­tert Keindorf das Kon­zept. „Das be­deu­tet, dass die Stu­die­ren­den eine Ko­ope­ra­ti­on mit In­ge­nieur­bü­ros, Bau­un­ter­neh­men und Bau­äm­tern sowie Lan­des­be­hör­den ein­ge­hen kön­nen und so neben dem Stu­di­um di­rekt mit­ar­bei­ten.“

Die IBS-Stu­die­ren­den ar­bei­ten einen Tag pro Woche wäh­rend der Vor­le­sungs­zeit beim Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner mit, wäh­rend der vor­le­sungs­frei­en Zeit sogar meh­re­re Wo­chen am Stück. „Das ist na­tür­lich ein zu­sätz­li­cher Auf­wand, der aber durch eine mo­nat­li­che Ver­gü­tung be­lohnt wird und ei­ni­ges an Be­rufs­pra­xis bie­tet“, so Keindorf. „Eine tolle Mög­lich­keit, sich das Stu­di­um mit einem fach­na­hen Job zu fi­nan­zie­ren und gleich­zei­tig in der Bran­che aktiv mit­zu­ma­chen.“ Über­nah­me­chan­cen nach dem Ab­schluss seien eben­falls groß, fügt der Stu­di­en­gangs­lei­ter hinzu.

Vor­prak­ti­kum und Zu­las­sungs­be­schrän­kung

40 Stu­di­en­plät­ze ste­hen für die Be­wer­be­rin­nen und Be­wer­ber zur Ver­fü­gung. Den Ab­schluss Ba­che­lor of En­gi­nee­ring er­wer­ben die Stu­die­ren­den nach acht Se­mes­tern Re­gel­stu­di­en­zeit. Eine we­sent­li­che Vor­aus­set­zung für den Stu­di­en­gang: Die Hoch­schu­le ver­langt aber auch ein Vor­prak­ti­kum von zwölf Wo­chen.

Keindorf be­ru­higt: „Man muss nicht schon die ge­sam­ten zwölf Wo­chen vor Stu­di­en­be­ginn ab­sol­viert haben, wenn man sich be­wirbt, aber drei oder vier Wo­chen sind schon emp­feh­lens­wert, al­lein schon wegen der be­ruf­li­chen Ori­en­tie­rung. Den Rest darf man wäh­rend der ers­ten drei Se­mes­ter nach­ho­len.“ Eben­so werde es einen Nu­me­rus Clau­sus geben, sagt Keindorf. Noch stehe nicht fest, wie hoch die­ser an­ge­setzt wird, doch in den kom­men­den Wo­chen wird eine Ent­schei­dung er­war­tet. Das wird die Be­wer­ber­la­ge bis zur Ein­schrei­be­frist am 15. Juli zei­gen.

Auf­bau des Stu­di­ums: In acht Se­mes­tern Bau­in­ge­nieur/in wer­den

„Wäh­rend der ers­ten vier Se­mes­ter geht es um na­tur­wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen­fä­cher wie Mathe, Phy­sik und Che­mie, und na­tür­lich die In­ge­nieur­wis­sen­schaf­ten wie Bau­stoff­tech­no­lo­gie, Bau­sta­tik, CAD und Bau­in­for­ma­tik. Da­nach fol­gen Fä­cher wie Stahl­bau, Mas­siv­bau, Bau­be­trieb, Geo­tech­nik, Stra­ßen- und Gleis­bau aber auch Ele­men­te für Stadt- und Re­gio­nal­pla­nung, auch Küs­ten­schutz ist dabei“, er­klärt Keindorf. „Eine zu­neh­men­de Her­aus­for­de­rung wird die Di­gi­ta­li­sie­rung der Bau­pro­zes­se sein, auch die­sem Thema wid­men wir uns in meh­re­ren Vor­le­sun­gen. Ab dem sechs­ten Se­mes­ter wäh­len die Stu­die­ren­den einen von drei Schwer­punk­ten.“

Diese Ver­tie­fungs­rich­tun­gen sind Kon­struk­ti­ver In­ge­nieur­bauVer­kehr- und In­fra­struk­tur und Was­ser­bau und Küs­ten­schutz.

IBS-Stu­die­ren­de soll­ten sich früh­zei­tig si­cher sein, wel­cher Schwer­punkt für sie in­ter­es­sant ist: Durch den ge­wähl­ten Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner steht zu Be­ginn des Stu­di­ums meis­tens fest, wel­che der drei Rich­tun­gen wei­ter­ver­folgt wer­den kann soll­te.

„Zu un­se­ren Part­nern in den je­wei­li­gen Schwer­punk­tru­bri­ken zäh­len die Lan­des­be­hör­den und Bau­äm­ter der Re­gi­on, Pla­nungs- und In­ge­nieur­bü­ros und die Bau­un­ter­neh­mun­gen und Bau­kon­zer­ne“, weist Keindorf auf die viel­fäl­ti­ge Aus­wahl hin. Hier finde jeder und jede das rich­ti­ge In­ter­es­sen­ge­biet.

Das sieb­te Se­mes­ter ist dem Pflicht­prak­ti­kum ge­wid­met, um an rea­len Bau­pro­jek­ten teil­neh­men zu kön­nen, im ach­ten Se­mes­ter fol­gen wei­ter­füh­ren­de Wahl­mo­du­le und die Ba­che­lor­the­sis als Ab­schluss­ar­beit, die in­ner­halb von drei Mo­na­ten ge­schrie­ben wird.

Bau­Ing-Pro­jekt: Ver­bin­dung von Lehre und Pra­xis

In Teams wer­den die an­ge­hen­den Bau­in­ge­nieu­re zwi­schen den Se­mes­tern eins und fünf an einem fik­ti­ven Bau­vor­ha­ben im Rah­men eines Rol­len- und Plan­spiels ler­nen, wel­che Ver­ant­wort­lich­kei­ten und wel­che Leis­tungs­pha­sen in einem Bau­vor­ha­ben an­fal­len. „Einer ent­wirft ein Trag­werk, eine an­de­re küm­mert sich um die Ge­bäu­de­tech­nik, eine Drit­te wird die Nut­zungs- und Stand­ort­ana­ly­se durch­füh­ren und ein Vier­ter die Bau­grund­un­ter­su­chung“, er­läu­tert der Stu­di­en­gangs­lei­ter, der das Bau­Ing-Pro­jekt durch Ex­kur­sio­nen und Im­puls­vor­trä­ge von Part­nern aus der Be­rufs­pra­xis noch wei­ter an­rei­chern wird.

Keindorf ist sich si­cher: Wer sich für Mathe, Phy­sik und drei­di­men­sio­na­le Mo­del­lie­run­gen von Bau­kon­struk­tio­nen und deren Be­rech­nung be­geis­tert, räum­li­ches Vor­stel­lungs­ver­mö­gen mit­bringt und keine Scheu hat, mit un­ter­schied­li­chen Men­schen an einem Bau­vor­ha­ben zu ar­bei­ten, habe alle Vor­aus­set­zun­gen für ein er­folg­rei­ches Stu­di­um. „Eng­lisch soll­te man auch be­herr­schen“, fügt er hinzu. „Viele Bau­vor­ha­ben lau­fen län­der­über­grei­fend. Wir ar­bei­ten zum Bei­spiel an Brü­cken und Tun­neln in Dä­ne­mark.“

All­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zur Be­wer­bung

Für den neuen Stu­di­en­gang kön­nen sich alle In­ter­es­sier­ten be­wer­ben, die eine All­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe (Ab­itur) oder das Fach­ab­itur ab­ge­legt haben, eine all­ge­mei­ne oder fach­ge­bun­de­ne Fach­hoch­schul­rei­fe oder eine er­folg­reich ab­ge­leg­te Meis­ter­prü­fung oder gleich­wer­ti­ge Vor­bil­dung be­sit­zen. Die Be­wer­bungs­frist endet je­weils am 15. Juli.

Auch Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner des IBS-Stu­di­ums haben noch ei­ni­ge Plät­ze zu ver­ge­ben. In­for­ma­tio­nen dazu gibt es im um­fas­sen­den Flyer.

Wei­te­re Fra­gen zum Vor­prak­ti­kum und den Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen klärt die Web­sei­te der Fach­hoch­schu­le Kiel.

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