Es ist Sechs Uhr und 40 Minuten. Morgens. Am Kieler Busbahnhof. Eigentlich eine Uhrzeit, bei der man nicht mit vielen Studierenden rechnet, egal wo in Kiel, egal wo in Deutschland. Soweit die Vorurteile. Die Realität: Mehr als 40 Studierende des Fachbereiches Informatik und Elektrotechnik, quasi das vollständige vierte Fachsemester der Vertiefungsrichtung Elektrische Energietechnik, folgen dem Ruf von Professor Wree, Inhaber des Lehrstuhls für Automatisierungs- und Regelungstechnik an der Fachhochschule Kiel, und machen sich hellwach und gut gelaunt auf den Weg nach Hannover. Dreieinhalb Stunden Busfahrt liegen vor der überraschend aufgeweckten Reisegruppe. Denn die weltgrößte Industrieschau lockt, und vielleicht auch die Aussicht auf Praktika und zukünftige Arbeitgeber.
„Ich suche ganz speziell nach Automatisierungslösungen für eine Projektidee“, so Benjamin, Student der Elektrotechnik. „Auf der Messe stellen einfach so viele Unternehmen aus, da muss auch ein Interessiertes dabei sein, das meine Idee auch gut findet!“. Die Mehrheit der Studis ist da weniger zielgerichtet unterwegs: „Einfach mal schauen, das ist mein erster Messebesuch“, so Anna, angehende Wirtschaftsingenieurin, die jede Gelegenheit nutzt, ihren Horizont zu erweitern. Und genau dafür ist die Hannovermesse mit einigen hundert internationalen Ausstellern ideal: Die Studierenden lernen hier die gesamte Bandbreite der Wirtschaftswelt mit vielen deutschen, aber mehrheitlich internationalen Industrieunternehmen kennen. Einige potenziell interessante Arbeitgeber sind vor Ort vertreten, deren Namen man vorher gar nicht kannte.
Die Hannover-Messe, eigentlich ein Marktplatz für Industrieunternehmen, hat also auch einiges für Studierende zu bieten. Auf dem Messestand der Firma SIEMENS zum Beispiel wartete man schon auf die Exkursionsgruppe aus dem hohen Norden: Zwei eigens abgestellter Messeguides führten über den riesigen, mehr als 4000 Quadratmeter großen Ausstellungsbereich des Weltkonzerns und informierten über die neusten Trends im Bereich der Digitalisierung. Die Studierenden ließen sich hier über Cloudlösungen, wie auch über virtuelle Produktionsstraßen informieren.
Weiter ging es dann in Eigenregie. Die sechs Stunden zur freien Verfügung „gingen rum wie nix“, so Wassim, Mechatronikabsolvent, der demnächst an der FH Kiel auch noch den Master machen möchte. Und auch die Rückfahrt im Bus verging wie im Fluge. „Das fliegende Klassenzimmer“, fasste Professor Wree die Hannoverexkursion passend zusammen. „Diese Exkursion hat immer etwas von Klassenfahrt, das kommt gut an bei den Studierenden“, die diesen einen Tag außerhalb der Vorlesungssäle und Seminarräume der Fachhochschule sichtbar genossen haben.
Text und Fotos: Prof. Dr. Kay Rethmeier