Vormittags studieren wie Harry und Hermine in Hogwarts, nachmittags zum „Afternoon Tea“ und abends bei live Musik das Pint Bier im Pub genießen. Die Vorstellung von einem Studienalltag in England hat einen ganz besonderen Reiz, und nicht wenige träumen davon, diesen Alltag einmal selbst zu leben.
Für Carina Fricke ist dieser Traum Wirklichkeit geworden, wenn auch nur für ein paar Monate. Und auch die Vorstellung vom „Lernen wie in Hogwarts“ hat sich nicht ganz erfüllt. Dennoch wurden ihre Erwartungen an das Auslandssemester nicht enttäuscht.
Carina studiert im fünften Semester Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation und hat einen der beliebten Studien-Plätze in Newcastle Upon Tyne, UK bekommen. Für ein Semester kann sie nun an einer echten britischen Universität den Studienalltag kennenlernen. Welche Unterschiede sie dabei festgestellt hat und welche Erfahrungen sie bis jetzt sammeln konnte, hat sie Juliane Baxmann aus der viel. Redaktion verraten.
Welche Erwartungen hattest Du an das Studentenleben in England?
Ich habe mir erhofft, das echte Studentenleben kennenzulernen. So wie man es eben auch schon in zahlreichen Büchern und Filmen gesehen hat. Morgens in der Bibliothek lernen, abends mit Freunden in den Pub. Ich wollte neue Leute kennenlernen, natürlich vor allem die Engländer selbst.
Und, haben sich deine Erwartungen bis jetzt erfüllt, oder gab es Enttäuschungen?
Man kann da nicht von Enttäuschung sprechen, aber man ist schon irgendwie in der so genannten „Erasmus Blase“, aus der man nur sehr schwer rauskommt. Man hat sehr viel mit den anderen internationalen Studierenden zu tun, da natürlich jeder neue Kontakte sucht und Lust hat, neue Leute kennenzulernen. Die Engländer selbst haben meistens schon ihre Freundeskreise, und die Tatsache, dass man ja nach vier bis fünf Monaten schon wieder weg ist, erschwert den Kontakt mit Sicherheit auch.
Warum hast du dir England für dein Auslandssemester ausgesucht?
Ich habe schon häufig gehört, das in England viel für die Studenten getan wird, das kann ich nur bestätigen. Die Möglichkeiten, Angebote und Aktivitäten, die hier geboten werden sind sehr vielfältig! Die Bibliothek ist super modern und mit vielen gemütlichen Sitzecken ausgestattet, und es gibt abgetrennte Sofas und Sitzecken, in denen man ganz ungestört arbeiten kann. Es gibt vier Cafés, ein Fitnesscenter, ein Schwimmbad und sogar einen Pub auf dem Campus, damit man auch mal abschalten kann und die Uni nicht nur mit unangenehmen Dingen und Lernen verbindet. Als Erasmusstudenten bekommen wir auch immer wieder tolle Exkursionen angeboten, um Land und Leute besser kennenzulernen. Außerdem gibt es viele Clubs und Vereine, denen man neben der Uni beitreten kann.
Es heißt ja immer, dass studieren und leben in Großbritannien um einiges teurer ist als in Deutschland. Kannst du das bestätigen?
Ja, auf jeden Fall. Würde ich nicht die Unterstützung der Erasmus-Gelder bekommen, wäre es definitiv nicht möglich, hier so sorgenfrei zu leben. Allein die Miete für das Wohnheim ist sehr teuer, genauso wie die Lebensmittel und Getränke. Und dann möchte man natürlich auch noch das Land kennenlernen.
Was sind die größten Unterschiede zu Deutschland, die du hier bisher feststellen konntest?
Auf die Uni bezogen: die Dozenten sind im Durchschnitt um einiges jünger, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Das finde ich sehr angenehm, weil ich das Gefühl habe, dass sie es ganz anders und auf eine modernere Art und Weise vermitteln. Und Pausen sind hier ganz wichtig. Es werden ständig Pausen gemacht. (lacht)
Und was das Leben hier angeht - einfach alles ist hier irgendwie anders, entspannter. Die Menschen gehen eher nach Hause, die Bars schließen um 23Uhr. Die Uhren ticken hier langsamer.
Könntest du dir vorstellen, langfristig in England zu leben und zu lernen, oder freust du dich schon wieder darauf, nach Deutschland zu kommen?
Das ist eine schwierige Frage. Ich fühle mich hier unglaublich wohl und ich könnte mir vorstellen, in Zukunft über einen längeren Zeitraum in Großbritannien zu leben und vielleicht sogar zu arbeiten, aber ich glaube nicht für den Rest meines Lebens. Ich finde Deutschland hat da ganz klare Vorteile, und es gibt Dinge, die ich einfach nicht missen möchte. Brot zum Beispiel. Man findet hier einfach kein vernünftiges Brot.