Wie sich das Layout von E-Papers auf das Leseverhalten auswirkt, hat Marcel Nass in seiner Masterthesis erforscht. Er studierte den berufsbegleitenden Master Journalismus und Medienwirtschaft, der das Studium mit einem Volontariat in Kooperation mit dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (SHZ) verbindet und wurde nun von der FH Kiel für seine Arbeit ausgezeichnet.
Bei der Ideenfindung für sein Thesisthema, so Marcel Nass, sei „eine Menge Glück“ im Spiel gewesen: Kathrin Emse, die Volontärsbeauftragte des SHZ, sei auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, eine Arbeit mit Praxisbezug zu schreiben, die auch den Verlag weiterbringe. Das konnte Nass - und so entwickelte er das Konzept gemeinsam mit Prof. Dr. Radtke, dem Erstprüfer seiner Wahl, weiter.
Das Forschungsdesign basierte auf einem Eyetracking-Experiment mit 22 Teilnehmenden, bestehend aus elf Print-Abonnent*innen und elf E-Paper-Abonnent*innen der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung. Die Teilnehmenden sahen eine aktuelle Ausgabe der Zeitung, wobei jede der 24 Seiten für 30 Sekunden angezeigt wurde. Anschließend hat Marcel Nass die Augen-Bewegungen der Proband*innen ausgewertet und unter anderem untersucht, wohin die Blicke der Proband*innen zuerst gingen und welche Abschnitte am längsten angeschaut wurden.
Die Durchführung des Experiments beschreibt Nass als „ordentlichen Aufwand“. Neben dem Eyetracking selbst gab es ein kurzes Vorgespräch sowie ein Nachgespräch, in dem ein standardisierter Fragenkatalog zur Einordnung der Ergebnisse beantwortet wurde. „Ich hatte große Unterstützung vom Verlag, der mir eine Fachkraft zur Verfügung gestellt hat, die mir bei der Auswahl der Proband*innen sowie beim Empfang der Personen geholfen hat“, fügt Marcel Nass hinzu.
Auch die Auswertung hatte es in sich: Über 400 Seiten und die darauf gespeicherten Daten der Eyetracking-Leiste, die am PC-Bildschirm befestigt war und die Augenbewegungen der Proband*innen aufzeichnete, wertete Marcel Nass systematisch aus. Doch die Arbeit hat sich gelohnt - schon kurz nach dem Kolloquium im August 2022 bekam er von Professor Radtke und seinem Zweitprüfer Prof. Vesper das Feedback, dass die Thesis „wohl ganz gut gelaufen“ sei. Kurz vor den IDW dieses Jahres erreichte ihn dann die Nachricht, dass seine Thesis im Rahmen der Auszeichnungsrunde der IDW vorgeschlagen wurde und er sie für die Auszeichnung vor interessierten Studierenden vorstellen dürfe.
Da die Masterthesis in Zusammenarbeit mit dem SHZ eine so praxisorientierte Fragestellung beantwortet, können die Ergebnisse direkt im Verlagsalltag angewendet werden. Eine zentrale Erkenntnis ist zum Beispiel, dass Bilder besonders gut funktionieren, also lange und häufig betrachtet werden, wenn der Fokus auf wenigen oder einzelnen Gesichtern liegt. Die Ergebnisse stellte Marcel Nass auch im Verlag vor, wo seine Thesis als Grundlage für ein weiteres Forschungsdesign dient, das sich mit Layouts und Anzeigenplatzierungen beschäftigt.
Nach seinem Abschluss wurde in Schleswig, wo Nass bereits ein Jahr als Volontär gearbeitet hatte, ab September 2022 eine Stelle frei - „da habe ich sofort zugeschlagen“, erzählt er. Seitdem arbeitet Marcel Nass, der bereits vor seinem Studium als freier Mitarbeiter bei der Landeszeitung in Rendsburg tätig war, als festangestellter Reporter und freut sich auf das, was kommt.