Empfang der Skyzone© L. Gehde
Ali­cia Ger­tung vor dem Emp­fangs­tre­sen der Sky­zo­ne.

Aus dem Stu­di­um in die Selbst­stän­dig­keit - FH-Stu­den­tin be­treibt eine La­ser­tag-Arena

von Leon Gehde

Ali­cia Ger­tung be­zeich­net sich selbst als Ma­che­rin. „Ich woll­te schon immer selbst­stän­dig sein“, sagt die 26-Jäh­ri­ge, die am Fach­be­reich Wirt­schaft der FH Kiel Be­triebs­wirt­schafts­leh­re auf Ba­che­lor stu­diert. Im No­vem­ber 2021 er­öff­ne­te sie mit ihrem Ge­schäfts­part­ner die La­ser­tag-Arena ‚Sky­zo­ne‘ in Schwen­ti­nen­tal. Der vor­he­ri­ge Be­trei­ber war bank­rott­ge­gan­gen und hin­ter­ließ eine ver­nach­läs­sig­te An­la­ge. Die FH-Stu­den­tin ging in Vor­leis­tung und ließ zwi­schen Juli und No­vem­ber grund­le­gend alles neu ein­rich­ten, in­klu­si­ve einem Bar­be­reich für Ver­an­stal­tun­gen und Fei­ern. „Lei­der fiel un­se­re Er­öff­nung mit­ten in die vier­te Co­ro­na-Welle. Das haben wir uns na­tür­lich etwas an­ders vor­ge­stellt“, so Ger­tung. Ihr En­ga­ge­ment lässt sie sich von die­sem Rück­schlag aber nicht neh­men.

Das ganze Pro­jekt be­gann mit dem Tipp eines Be­kann­ten. „Ich kenne den Ver­mie­ter des Ge­bäu­de­kom­ple­xes sehr gut. Der sagte mir eines Tages, er hätte dort eine leer­ste­hen­de La­ser­tag-An­la­ge, die si­cher eine At­trak­ti­on für Stu­den­ten sei“, er­in­nert sich Ger­tung. Sie dach­te kurz und aber gründ­lich nach und fass­te einen Ent­schluss: „Selbst­stän­dig­keit war schon immer mein Traum. Das mache ich!“ Um das fi­nan­zi­el­le Ri­si­ko der Start­in­ves­ti­tio­nen nicht al­lein tra­gen zu müs­sen, holte sie sich einen Be­kann­ten, Keanu Stein­berg, als Ge­schäfts­part­ner hinzu. Der FH-Alum­nus hat be­reits Er­fah­rung mit der Selbst­stän­dig­keit. Beide grün­de­ten im Juli 2021 im ers­ten Schritt die ‚GS En­ter­tain­ment GmbH‘. ‚GS‘ steht für die Nach­na­men der bei­den – Ger­tung und Stein­berg. Um die Re­no­vie­rung be­zah­len zu kön­nen, muss­ten die bei­den einen Kre­dit auf­neh­men. Über die Höhe spricht Ali­cia Ger­tung nicht, wohl aber dar­über, dass sie der An­trag Über­win­dung ge­kos­tet hat.

„Wir haben in einer gro­ßen Ak­ti­on alles kom­plett neu ge­macht“, be­schreibt Ger­tung stolz die um­fang­rei­chen Re­no­vie­run­gen. „Eine Menge Freun­de haben uns ge­hol­fen. Einer davon ist ein be­gab­ter Zim­mer­mann, der uns die kom­plet­te Ein­rich­tung her­ge­stellt hat, in­klu­si­ve Tre­sen und Möbel. Ein wei­te­rer Freund hat die Wände des Spiel­be­rei­ches ge­sprayt.“ Die BWL-Stu­den­tin ist sicht­lich zu­frie­den und freut sich über das Er­geb­nis: „Ist rich­tig gut ge­wor­den!“ Auch einen Raum mit neuen Air-Ho­ckey-Au­to­ma­ten haben Ger­tung und Stein­berg ein­ge­rich­tet.

Al­ler­dings dau­er­ten die Ar­bei­ten län­ger als ge­dacht. „Man plant für das Kle­ben ir­gend­wel­cher Fo­li­en zwei Stun­den ein und braucht dann zwei Tage dafür“, gibt Ger­tung ein Bei­spiel. Sol­che Klei­nig­kei­ten sum­mier­ten sich zu Fol­gen, mit denen die Be­trei­ber nicht rech­ne­ten. So ver­schob sich die Er­öff­nung vom Sep­tem­ber in den No­vem­ber – und damit in den Zeit­raum sich er­neut ver­schär­fen­der Co­ro­na-Re­geln. „Wir waren noch im Som­mer guter Dinge, dass so etwas durch die Imp­fun­gen eher nicht mehr pas­sie­ren würde“, so die Ge­schäfts­füh­re­rin. „Da­durch haben wir ak­tu­ell deut­lich we­ni­ger Gäste, als wir ur­sprüng­lich ein­ge­plant haben. Das trübt die na­tür­lich die Stim­mung etwas.“

Am Frei­tag, 10. De­zem­ber 2021, gab es dann eine echte Schreck­se­kun­de für die junge Be­trei­be­rin. In der Gro­ß­raum­dis­ko­thek ‚Atri­um‘, zwei Stock­wer­ke über der La­ser­tag-Arena, brach ein Feuer aus. „Auf ein­mal stand hier ein Gro­ßauf­ge­bot der Feu­er­wehr und es hieß, wir müss­ten das Ge­bäu­de ver­las­sen“, er­in­nert sich Ger­tung. Sie, ihr Ge­schäfts­part­ner und eine neue Hilfs­kraft, die an die­sem Tag ei­gent­lich an­fan­gen soll­te in der Sky­zo­ne zu ar­bei­ten, war­te­ten bange Stun­den in der Kälte vor der Tür. „Man ist im Kopf alle Sze­na­ri­en durch­ge­gan­gen“, so Ger­tung. Am Ende konn­te sie je­doch auf­at­men: „Es gab bei uns nur einen klei­ne­ren Was­ser­scha­den durch das Lösch­was­ser, das bis zu uns durch­ge­lau­fen ist. Zum Glück waren wir da­ge­gen ver­si­chert und haben den Scha­den er­stat­tet be­kom­men.“ Schon am nächs­ten Tag konn­ten in der Sky­zo­ne wie­der wilde Laser-Ge­fech­te statt­fin­den.

Ent­mu­ti­gen lässt Ger­tung sich weder durch Was­ser­schä­den noch durch die vier­te Co­ro­na-Welle. Sie schaut in die Zu­kunft. Die Bar soll künf­tig zu­sam­men mit einem wei­te­ren Raum auch se­pa­rat zum Spiel­be­trieb ge­öff­net und für pri­va­te Ver­an­stal­tun­gen zu mie­ten sein. „Wenn es wie­der rich­tig los­geht mit dem Fei­ern, wenn auch wie­der mehr Men­schen in die Dis­ko­thek über uns kom­men, kann man bei uns vor­her zu­sam­men­sit­zen und was trin­ken.“ Dazu sind Cock­tail-Ra­batt­ak­tio­nen ge­plant, even­tu­ell auch ge­mein­sa­me An­ge­bo­te mit der Dis­ko­thek. Au­ßer­dem sol­len So­ci­al-Media-Kam­pa­gnen für wei­te­re Be­kannt­heit sor­gen.

Bei all die­ser Ar­beit führt Ali­cia Ger­tung ihr Ba­che­lor-Stu­di­um an der Fach­hoch­schu­le Kiel fort und will es auch ab­schlie­ßen. Durch die Er­fah­run­gen mit der Selb­stän­dig­keit hat die Ma­che­rin in kur­zer Zeit viel Pra­xis­wis­sen da­zu­ge­won­nen. Aber sie sagt auch, dass sie ihrem Stu­di­um viel ver­dankt: „Durch die Zeit an der FH habe ich meine Per­sön­lich­keit wei­ter­ent­wi­ckelt und wich­ti­ge Fä­hig­kei­ten ge­lernt, die mir im Beruf hel­fen. Ich bin bei­spiels­wei­se bes­ser in der Lage, mir Dinge selbst­stän­dig an­zu­eig­nen, von denen ich erst­mal kei­nen Plan habe.“ Nach­dem Ger­tung ihren Ba­che­lor in der Ta­sche hat, will sie sich voll und ganz auf die Sky­zo­ne kon­zen­trie­ren: „Ich bin ge­spannt, wo wir damit hin­kom­men – ich freu‘ mich drauf.“

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