Zwei Frauen und eine Mann sitzen zusammen, bei Sonnenschein, auf einer Bank im Grünen.© L. Berndt
Selina Raumel, Johanna Diekhoff und Lennart Rick wagen das Abenteuer Auslandssemester.

Auf und davon - ein Auslandssemester in Südafrika

von Laura Berndt

Vor über zehn Jahren unterzeichneten die Fachhochschule Kiel (FH Kiel) und die südafrikanische Stellenbosch University einen fachbereichsübergreifenden Kooperationsvertrag.  So haben Studierende die Chance, ein Semester an einer der renommiertesten Universitäten Afrikas zu studieren. Drei der begehrten Plätze haben Selina Raumel, Johanna Diekhoff und Lennart Rick ergattert. Kurz vor ihrer Abreise nach Kapstadt traf Laura Berndt die Drei zum Interview.*

Laura Berndt (LB): Haben Sie schon länger den Wunsch, im Ausland zu studieren oder ist dieser Gedanke erst während des Studiums an der FH Kiel entstanden?

Selina Raumel (SR): Für uns alle stand schon vor Studienbeginn in Kiel fest, dass wir die Gelegenheit eines Auslandssemesters wahrnehmen wollen. Wohin die Reise gehen würde, wussten wir da natürlich noch nicht. Wenn wir später erstmal im Berufsleben stehen, werden wir kaum die Möglichkeit haben, für eine längere Zeit in ein anderes Land zu gehen, daher wollten wir jetzt die Chance nutzen.

Lennart Rick (LR): Selina und Johanna waren bereits während der Schulzeit für eine längere Zeit in den Vereinigten Staaten. Auch ich möchte diese besondere Erfahrung schon seit einigen Jahren machen und jetzt ist die Zeit dafür gekommen. Durch das Semester an der Stellenbosch University  kann ich das Land, die Menschen und ihre Kultur viel intensiver kennenlernen, als es während eines Kurzurlaubs möglich wäre.

LB: Was haben Sie letztendlich getan, um dem Ziel Auslandsstudium ein Stück näher zu kommen?

Johanna Diekhoff (JD): Zunächst einmal haben wir uns beim International Office über ein Studium im Ausland informiert. Die FH Kiel kooperiert mit 94 Hochschulen innerhalb und außerhalb Europas, die Auswahl ist wirklich groß. Zunächst mussten wir uns online bewerben, persönliche Daten und die Fächer angeben, die wir hier zu dem Zeitpunkt belegt haben. Darüber hinaus mussten wir aus dem Fächerkatalog der Stellenbosch University die Kurse aussuchen, an denen wir gerne teilnehmen würden und diese mit unseren Betreuerinnen und Betreuern am Fachbereich absprechen. Im zweiten Teil des Bewerbungsverfahrens haben wir ein Motivationsschreiben angefertigt, ein Gutachten eines Lehrenden und eine Krankenversicherungsbestätigung besorgt und uns um einen gültigen Pass gekümmert. Mit diesen Unterlagen haben wir uns gleichzeitig für PROMOS-Stipendien der FH Kiel beworben, die vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) zur Verfügung gestellt werden.

LB: Was bedeutet das PROMOS-Stipendium für Sie?

LR: PROMOS bedeutet „Programm zur Steigerung der Mobilität von deutschen Studierenden“. Die FH Kiel fördert damit finanziell unter anderem Auslandsaufenthalte von drei bis sechs Monaten. Für uns heißt das eine Reisepauschale von 1.075 Euro und die Zahlung von pauschal insgesamt 600 Euro. Das deckt natürlich nicht die Gesamtkosten, aber durch die Zwischenvermietung der Kieler Wohnung ist ein plus minus null am Ende möglich.

LB: Müssen Sie an der Stellenbosch University Studiengebühren zahlen?

SR: Ja, aber die sind für uns deutlich geringer als für reguläre internationale Studierende außerhalb einer Kooperation. Normalerweise verlangt die Universität Studiengebühren in Höhe von circa 5.000 Euro pro Semester. Als Austauschstudierende zahlen wir nur circa 2.000 Euro, aber das müssen wir natürlich privat stemmen. Dafür machen wir aber Erfahrungen, die uns niemand mehr nehmen kann.

LB: Warum haben Sie sich für ein Auslandssemester an dieser Universität entschieden?

JD: Das Studium an der Stellenbosch University klingt sehr attraktiv. Wir können dort nicht nur unsere Fächer weiter studieren, das Angebot drum herum ist auch sehr spannend. Es gibt unzählige Sportangebote und Kapstadt ist nur 50 Kilometer entfernt und schnell erreichbar. So können wir nicht nur Zeit auf dem riesigen Campus verbringen, sondern uns auch mal die nähere Umgebung anschauen. Außerdem ist natürlich das gute Wetter in Südafrika sehr verlockend.

LB: Werden Ihnen Ihre Kurse zurück in Kiel eigentlich angerechnet oder verlieren Sie durch das Auslandssemester Zeit?

SR: Teil der Bewerbung war eben auch die Abgabe eines Learning Agreements, das heißt, wir haben uns die Kurse an der Stellenbosch University rausgesucht, die wir an der FH auch hätten, wenn wir nicht ins Ausland gehen würden. Demnach wird uns alles angerechnet und wir können direkt ins sechste Semester wechseln, sobald wir wieder zurück sind.

LR: Ich werde vermutlich etwas Zeit verlieren, weil ich wahrscheinlich nur zwei Kurse angerechnet bekomme, die Themengebiete in der Elektrotechnik sind dort anders strukturiert als an der FH. Für die Erfahrungen, die ich in Südafrika sammeln kann, nehme ich das aber gerne in Kauf. Unabhängig davon, finde ich es übrigens sehr gut, dass wir Credit Points auch in fächerübergreifenden Wahlmodulen sammeln können. Auch wenn ich also etwas Zeit verliere, profitiere ich von dem Semester in Südafrika, weil ich Englischkurse belegen kann und so meine Sprachkenntnisse verbessere.

LB: Wie lange planen Sie denn in Südafrika zu bleiben und wollen Sie auch andere Teile Afrikas bereisen, solange Sie vor Ort sind?

SR: Das offizielle Semester geht von Juli bis Anfang Dezember. Ende Dezember folgt dann eine zweite Prüfungsphase. Johanna und ich werden bis Februar bleiben und versuchen, über Südafrika hinaus noch andere Teile Afrikas zu bereisen. Mir schweben vor allem Mosambik, Sansibar und Ghana vor.

JD: Ich würde mir außerdem gerne Zimbabwe und Botswana anschauen. Vor acht Jahren war ich schon einmal mit meinen Eltern in Südafrika im Urlaub. Wir haben Freunde von uns besucht und die werden uns sicherlich das ein oder andere Highlight zeigen, das normale Reisende vielleicht nicht unbedingt zu Gesicht bekommen.

LR: Ich denke, dass ich noch bis April in Südafrika bleiben werde, um den Sommer mitzunehmen. So habe ich genug Zeit die Vielfalt des Landes zu erleben, vor allem die Natur und die Tierwelt.

LB: Auf was freuen Sie sich am meisten und was sind Ihre Wünsche für die Zeit des Aufenthalts?

JD: Ich freue mich unglaublich darauf, neue Leute kennenzulernen und zu sehen, wie es ist, an einer riesengroßen Fakultät zu studieren. Ich könnte mir vorstellen, dass das Campusleben dort doch ganz anders ist als an der Fachhochschule. Außerdem bin ich auf die Reisen gespannt und darauf, das Land zu entdecken.

LR: Ich hoffe, dass ich nette Menschen treffe und die Gelegenheit bekomme, mir die Townships in Kapstadt anzugucken, auch diese sind ja ein Teil Südafrikas. Viel Sport, vor allem Wassersport und Klettern, steht auch auf meiner To-do-Liste.

SR: Mein Study Buddy und alle, mit denen ich bislang an der Universität Kontakt hatte, waren sehr offen und hilfsbereit. Mal sehen, ob die meisten Südafrikanerinnen und Südafrikaner so sind.

LB: Gibt es etwas, wovor Sie Angst haben?

SR: Nein. Uns wird immer gesagt, dass ausländische Frauen besonders vorsichtig in Südafrika sein sollten, vor allem abends und nachts. Ich denke schon, dass wir auf gewisse Dinge achten sollten, zum Beispiel zu gewissen Uhrzeiten nicht alleine auf der Straße zu sein, aber ich möchte immer noch offen und unvoreingenommen sein. Mir kann überall etwas passieren, auch in Kiel. Ich denke, solange ich mich an gewisse Regeln halte, bin ich auf der sicheren Seite.

*Selina Raumel (21) studiert im 4. Semester Internationales Vertriebs- und Einkaufsingenieurwesen, Johanna Diekhoff (22) im 4. Semester Maschinenbau, Lennart Rick (22) im 4. Semester Elektrotechnik. Das Interview haben wir bereits im Juli geführt. Aufgrund der Semesterferien haben wir entschieden, es erst jetzt zu veröffentlichen, damit es möglichst viele Studierende sehen (die Pressestelle).

Zusatzinformationen 

Bewerbungstermin für das Auslandssemester: 15. Januar (für den Start im Sommer desselben Jahres); Zeitraum des Auslandssemesters: Juli - Dezember

Bewerbungsort: International Office, www.fh-kiel.de/international

Darüber hinaus können sich Studierende beim International Office um ein PROMOS-Stipendium bewerben, Bewerbungstermin: 15. Januar 
www.fh-kiel.de/international/promos 

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