Wie man Ungewissenheit nach dem Studium angst- und stressfrei besiegt
Die Thesis ist abgegeben, die Abschlussfeier vorüber, der Studierendenausweis nicht mehr in der Tasche – ist nun die schönste Zeit des Lebens vorbei? Viele Studierende, die kurz vor ihrem Abschluss stehen oder diesen gerade gemacht haben, stehen ihrer beruflichen Zukunft nach der Hochschulzeit sorgenvoll gegenüber. Was, wenn die Bewerbungen nur Absagen bringen? Was, wenn man immer noch nicht weiß, was einem liegt? Wie soll man genug Geld verdienen? Was, wenn man arbeitslos wird? Was sollen dann bloß Freunde und Familie denken? Die viel.-Redaktion erklärt euch, wie ihr die Angst vor der Ungewissheit und dem Unbekannten besiegt und euch nicht stressen lasst.
Natürlich ist die Idealvorstellung aller Studierenden, direkt nach der Abschlussarbeit in den neuen Beruf zu starten. Dieser Job soll aber nicht nur genug Geld einbringen, um das gewünschte Leben zu finanzieren, sondern auch glücklich machen, erfüllend sein und dafür sorgen, dass man sich gebraucht fühlt. Akademiker und Akademikerinnen suchen heute also nicht mehr nur ihren Beruf, sondern ihre Berufung. Das sind keine geringen Ansprüche.
Keine Angst vor dem Arbeitsamt
Realistisch betrachtet müssen in den meisten Fällen nämlich BAföG, ein Studienkredit oder die Schulden bei der Familie zurückbezahlt werden; der Krankenkassenbeitrag erhöht sich; das Kindergeld fällt weg; viele Vergünstigungen, die man während des Studiums erhält, sind hinfällig. Die größte Furcht: sich arbeitslos melden zu müssen.
Dabei liegt die Akademiker(-innen)-Arbeitslosigkeit in Deutschland laut Studie des Hochschul-Informations-Systems GmbH (HIS) nur bei rund zwei Prozent. Spätestens fünf Jahre nach dem Abschluss haben 95 Prozent aller Absolventen eine Stelle gefunden.
Trotzdem ist der Gang zum Arbeitsamt für die meisten Studierenden nach dem Bachelor oder Master keine Seltenheit. Und das „sich arbeitslos melden“ ist überhaupt nicht schlimm: Es hängt zum Beispiel stark vom Studienfach ab, wann man einen Job bekommt. Ingenieure und Ingenieurinnen, Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler schaffen den direkten Berufseinstieg aufgrund der hohen Nachfrage am Arbeitsmarkt viel schneller als Studierende mit einem Abschluss in den Geistes- oder Sozialwissenschaften.
Leerlauf nutzen
Bleibt der schnelle Erfolg also nach dem Abschluss erst einmal aus, braucht niemand den Kopf in den Sand zu stecken. Hat man sich bei seinem zuständigen Arbeitsamt als „arbeitssuchend“ gemeldet, kann man für die Zeit des Leerlaufs…
- weiterqualifizierende Kurse besuchen (die oft durch die Arbeitsagentur gefördert werden),
- sich eigenständig weiterbilden (zum Beispiel über Online-Angebote),
- ein Praktikum absolvieren,
- eine Sprachreise unternehmen oder
- sich für einen Work & Travel Aufenthalt entscheiden.
Sich Klarheit verschaffen
Oft wissen Leute, die nach dem Studium direkt in den ersten Beruf starten, gar nicht genau, wohin es sie überhaupt führen soll. Dabei ist man gerade dann für Unternehmen attraktiv, wenn man für sich festgelegt hat, was man will, wohin man möchte und welche Prioritäten man für das eigene Leben gesetzt hat. Kein Problem also, wenn man für den Weg nach dem Abschluss länger braucht! Ecken, Kanten und ein individuelles Profil machen interessant.
Traumjob? Lieber klein anfangen!
Entspannt kann man auch sein, wenn es darum geht, den einen Traumjob zu finden: Soll denn nicht noch Luft nach oben bleiben? Die erste Arbeitsstelle muss nicht zwangsläufig allem entsprechen, was man sich gewünscht hat. Der langsame, aber stetige Weg in die richtige Richtung ist viel erstrebenswerter.
Passende Jobs für frische Absolventinnen und Absolventen können auch Volontariate, Trainee-Stellen oder Junior-Einstellungen sein. Hier lernt man das Unternehmen und die Berufswelt auf einer Ebene kennen, die noch einen gewissen „Welpenschutz“ mit sich bringt. Nicht die schlechteste aller Möglichkeiten, oder?
Erst sich selbst und dann die Berufswelt verstehen
Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen wissen um die Sorgen und Ängste der Studierenden und stellen sich auf die Bedürfnisse der neuen Generationen ein. Flexible Arbeitszeitmodelle werden bekannter, man erhält mehr Gestaltungsfreiraum in den einzelnen Tätigkeiten.
Damit man diesen Angeboten auch entsprechend begegnen kann, sollte man für sich festlegen:
- Was sind meine Stärken?
- Was ist mir im Leben wirklich wichtig?
- Wie will ich Leben?
- Wie viel Geld will ich wirklich verdienen?
- Möchte ich eine Familie gründen?
Kompromissbereit zu bleiben und offen auf die neue Arbeitssituation zu reagieren – diese Fähigkeiten vereinfachen den Einstieg in die Berufswelt ebenfalls enorm.
Punkten im Lebenslauf
Euren Lebenslauf könnt ihr schon während des Studiums aufbessern, um eure Chancen zu erhöhen, zügig nach dem Hochschulabschluss eine Arbeitsstelle zu ergattern.
Wer als Werkstudentin oder -student tätig war, ein Praxissemester genommen hat, verschiedene Projektarbeiten realisiert hat und Erfahrung im Ausland sammeln konnte, ist schon bestens gerüstet. Es lohnt sich ebenfalls, euer persönliches Netzwerk auszubauen, Menschen auf fachspezifischen Veranstaltungen anzusprechen und kennenzulernen oder auch bei Online-Plattformen wie Xing und LinkedIn nach beruflichem Austausch zu suchen. Gestaltet eure Bewerbung individuell. Stellt klar, was ihr wollt. Und: Schreibt sie für die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber eurer Wünsche, nicht für euch. So zeigt ihr zum Beispiel, womit ihr das Unternehmen bereichern könnt.
Julia Königs