Visualisierung von Veloroute übers Wasser© Özer / Tes­dorff

An­ge­hen­de In­ge­nieu­re pla­nen Brü­cke über die Schwen­ti­ne­mün­dung

von Su­san­ne Meise

Nicht fik­tiv, son­dern real mit Bezug zum spä­te­ren Be­rufs­le­ben - das sind die Auf­ga­ben­stel­lun­gen, die die Stu­die­ren­den am In­sti­tut für Bau­we­sen der FH Kiel be­wäl­ti­gen. Nach­dem es im ers­ten Se­mes­ter den Bau eines Park­hau­ses aus­zu­ar­bei­ten galt und im zwei­ten Se­mes­ter die Pla­nung eines Ein­fa­mi­li­en­hau­ses, durf­ten die an­ge­hen­den In­ge­nieur*innen im Win­ter­se­mes­ter ent­wi­ckeln, wie eine Fuß- und Rad­we­ge­ver­bin­dung über die Schwen­ti­ne­mün­dung aus­se­hen könn­te. Die Er­geb­nis­se stell­ten sie am Diens­tag­nach­mit­tag in der Ro­tun­de des Bau­am­tes im Kie­ler Rat­haus vor.

„Ich bin über­rascht, was für eine große Auf­merk­sam­keit wir heute auf uns zie­hen“, sagte Dr. Ste­phan Görtz, Pro­fes­sor für Kon­struk­ti­ven In­ge­nieur­bau, zu Be­ginn der Prä­sen­ta­ti­on, zu der neben Doris Grond­ke, Stadt­rä­tin für Stadt­ent­wick­lung, Bauen und Um­welt, und Peter Ben­der, Lei­ter des Tief­bau­am­tes, wei­te­re Mit­ar­bei­ter aus dem Rat­haus, Aus­bil­der und Ver­tre­ter von Part­ner­be­trie­ben der FH Kiel ge­kom­men waren. In den Bau­Ing-Pro­jek­ten lern­ten die Stu­die­ren­den, sich ei­gen­stän­dig in neue The­men­ge­bie­te ein­zu­ar­bei­ten, sich in der Grup­pe zu or­ga­ni­sie­ren und dis­zi­pli­niert zu pla­nen, er­klär­te Görtz und schick­te vor­weg, dass er er­staunt sei, wie die Stu­die­ren­den des drit­ten Se­mes­ters die jüngs­te, sehr kom­ple­xe Auf­ga­be an­ge­gan­gen seien.

Die hatte es in sich - galt es doch, bei der Pla­nung einer Schwen­ti­ne­que­rung eine Menge an Her­aus­for­de­run­gen zu be­rück­sich­ti­gen wie die auf der Tras­se ver­keh­ren­de Schwen­ti­ne­fäh­re, den Fähr­an­le­ger sowie pri­va­te An­le­ger, die eben­falls in der Schwen­ti­ne fest­ma­chen­den For­schungs­schif­fe vom GEO­MAR Helm­holtz­zen­trum und den Tra­di­ti­ons­seg­ler Thor He­yer­dahl. Drei Va­ri­an­ten wur­den er­ar­bei­tet, wobei zwei die Vor­ga­be hat­ten, eine mög­lichst kos­ten­güns­ti­ge Lö­sung zu pla­nen, und eine den Fokus auf das städ­te­bau­li­che Er­schei­nungs­bild legen soll­te.

Die Stu­die­ren­den hat­ten in ihren Teams, die immer aus Ver­kehrs­pla­ner, Ob­jekt­pla­ner, Ar­chi­tekt und Kon­struk­teur, Trag­werks­pla­ner, Fach­pla­ner be­weg­li­che Brü­cke/ Bau­stoff­tech­no­lo­ge und Bau­grund­sach­ver­stän­di­gen be­stan­den, al­le­samt meh­re­re Va­ri­an­ten ge­prüft und sich dann für eine fa­vo­ri­sier­te Brü­cken­form ent­schie­den. So wäre eine Stahl­hohl­kas­ten­brü­cke mit Stan­dard­ge­län­der eben­so mög­lich wie eine zu öff­nen­de Schub­brü­cke oder eine ar­chi­tek­to­nisch at­trak­ti­ve Klapp­brü­cke. Die Bau­kos­ten kön­nen zum jet­zi­gen Zeit­punkt nur sehr grob ge­schätzt wer­den. Diese hän­gen sehr stark von der je­wei­li­gen Va­ri­an­te ab und wer­den nach Schät­zun­gen der Stu­die­ren­den ten­den­zi­ell zwi­schen 6 und 12 Mil­lio­nen Euro netto lie­gen, zu­züg­lich der Pla­nungs­kos­ten. Ob sich die Pro­gno­se der Stu­die­ren­den be­wahr­hei­tet, dass wird die Zu­kunft be­zie­hungs­wei­se die kon­kre­te Pla­nung zei­gen.

Nach der Prä­sen­ta­ti­on zeig­ten sich die Zu­hö­rer*innen be­ein­druckt. „Dass sie so­et­was hin­be­kom­men in nur drei Mo­na­ten Be­ar­bei­tungs­zeit neben fünf wei­te­ren Fä­chern, das ist schon ein­zig­ar­tig“, sagte Di­plom-In­ge­nieur Klaus Rei­chen­ber­ger, Vor­sit­zen­der des Lan­des­ver­bands der Be­ra­ten­den In­ge­nieu­re (VBI). Und wei­ter: „Ich finde es toll, dass die Stu­die­ren­den so schon in frü­hen Se­mes­tern an die Pra­xis her­an­ge­führt wer­den.“ In den In­ge­nieur­bü­ros im Land sei es zu spü­ren, dass die Fach­kräf­te feh­len. So freue es ihn, dass die Fach­hoch­schu­le Kiel wie­der im Bau­we­sen aus­bil­det. „Die In­ge­nieur­bü­ros wer­den davon pro­fi­tie­ren“, ist Rei­chen­ber­ger über­zeugt, „wer hier stu­diert hat, bleibt in der Re­gi­on.“

Peter Ben­der, Lei­ter des Tief­bau­am­tes, dank­te den Stu­die­ren­den für die „tat­säch­lich doch über­zeu­gen­den Mög­lich­kei­ten“ und stell­te in Aus­sicht, dass die Stadt gern für wei­te­re Bau­Ing-Pro­jek­te The­men­ge­ber sein wird. „Sie haben mit uns einen An­sprech­part­ner, der gern auf Ihre Ex­per­ti­se zu­rück­greift“, er­klär­te Ben­der.

„Schön, dass es auf sol­che Re­so­nanz trifft und wir es nicht nur für die Profs ma­chen“, sagte Fa­bi­an Tes­dorff, der in­dus­trie­be­glei­tet stu­diert mit be­trieb­li­cher Ein­bin­dung beim Lan­des­be­trieb Stra­ßen­bau und Ver­kehr (LBV). Ein so gro­ßes In­ter­es­se hatte er nicht er­war­tet. „Es hat Spaß ge­macht“, fügt Kom­mi­li­to­ne Flo­ri­an Gan­zen­mül­ler hinzu. „Wir sind sehr stolz, was wir uns in­ner­halb nur eines Se­mes­ters er­ar­bei­tet haben.“

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