Eine Frau© M. Staudt

Alum­ni im Por­trät: Aylin Bi­cak­ci

von Su­san­ne Meise

Vier äu­ßerst span­nen­de, aber auch an­stren­gen­de Jahre lie­gen hin­ter Aylin Bi­cak­ci. Nach ihrem Ba­che­lor und Mas­ter in Me­cha­tro­nik an der Fach­hoch­schu­le Kiel hat die 31-Jäh­ri­ge im April an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Ber­lin pro­mo­viert.

Als Toch­ter eines Elek­tro­meis­ters in­ter­es­sier­te sich Aylin Bi­cak­ci schon in der Schu­le sehr für Tech­nik. „In Phy­sik war ich ganz gut, aber Mathe habe ich mir nicht so rich­tig zu­ge­traut“, er­zählt sie. So wähl­te sie im Ab­itur Deutsch und Ge­schich­te als Leis­tungs­kur­se. Mit dem Ab­schluss in der Ta­sche ent­schied sie sich für das Stu­di­um der Elek­tro­tech­nik an der Chris­ti­an-Al­brechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel. Ihr Vater hatte sie er­mu­tigt, sich in dem Fach­ge­biet aus­zu­pro­bie­ren. Und das war gut so. „Es mach­te mir Spaß, war mir aber zu theo­re­tisch“, sagt Dr.-Ing. Aylin Bi­cak­ci. „Dann hatte ich vom Me­cha­tro­nik-Stu­di­um an der FH Kiel er­fah­ren, das hörte sich für mich pas­sen­der an, und ich habe hier­her ge­wech­selt. Und ich habe es nicht be­reut.“ Zu jeder Vor­le­sung habe es das pas­sen­de Labor ge­ge­ben. „So konn­te ich nach­voll­zie­hen, was in der Vor­le­sung ge­lehrt wurde – ich bin ein prak­tisch ver­an­lag­ter Mensch“, er­klärt die Kie­le­rin, die die enge Zu­sam­men­ar­beit im Labor zu schät­zen weiß. „An der Uni hatte ich nie das Ge­fühl, dass ich zu einem Pro­fes­sor gehen und ihn etwas fra­gen kann. Das ist hier ganz an­ders“, hat sie fest­ge­stellt.

Als sie eine Vor­le­sung zur Küh­lung elek­tro­ni­scher Sys­te­me von Pro­fes­sor Dr. Ro­land Ei­se­le hörte und er stu­den­ti­sche Un­ter­stüt­zung für einen Auf­tritt der FH auf der PCIM such­te, der grö­ß­ten Fach­mes­se für Leis­tungs­elek­tro­nik und deren An­wen­dun­gen in Nürn­berg, tauch­te Aylin Bi­cak­ci in die Welt der Leis­tungs­elek­tro­nik ein und kam nicht mehr her­aus. Schon da­mals reif­te ihr Ent­schluss, bei Pro­fes­sor Ei­se­le am In­sti­tut für Me­cha­tro­nik zu pro­mo­vie­ren. In ihrer Mas­ter­ar­beit wid­me­te sie sich der Op­ti­mie­rung der ther­mi­schen Ei­gen­schaf­ten von Leis­tungs­mo­du­len, was schlie­ß­lich im vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung ge­för­der­ten Pro­jekt Iso­Power mün­de­te. Ziel war es, ein Ma­te­ri­al zu fin­den, das an­ders als Ke­ra­mik eine best­mög­li­che Küh­lung bei kleinst­mög­li­chem ther­mi­schem Wi­der­stand bie­tet, um so die Tem­pe­ra­tur von Halb­lei­tern zu re­du­zie­ren und ihre Nut­zungs­dau­er zu ver­län­gern. Die Lö­sung fand Bi­cak­ci in Epo­xid­fo­lie, deren Ver­wen­dung je­doch eine geo­me­tri­sche An­pas­sung des ge­sam­ten Mo­du­l­auf­baus er­for­der­lich mach­te.

Von Un­ter­neh­mens­sei­te be­glei­te­te Dan­fo­ss Si­li­con Power aus Flens­burg das Pro­jekt, wo Bi­cak­ci in­zwi­schen in der Pro­zess­ent­wick­lung ar­bei­tet, Ver­fah­ren neu auf­setzt und mit Blick auf die Qua­li­täts­si­che­rung op­ti­miert. Über den dor­ti­gen For­schungs­lei­ter Pro­fes­sor Dr.-Ing. Frank Os­ter­wald, ihren Men­tor, war der Dok­tor­va­ter ge­fun­den: Pro­fes­sor Dr. Klaus-Die­ter Lang, Lei­ter des Fraun­ho­fer-In­sti­tuts für Zu­ver­läs­sig­keit und Mi­kro­in­te­gra­ti­on (IZM) in Ber­lin, dem grö­ß­ten Fraun­ho­fer-In­sti­tut in Deutsch­land. In re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den galt es, dort über den Fort­schritt des Pro­jek­tes zu be­rich­ten. Bi­cak­ci: „Von der klei­nen FH an so ein gro­ßes In­sti­tut zu kom­men, das war sehr auf­re­gend. Ich bin aus jeder Be­spre­chung ein biss­chen schlau­er und ein biss­chen de­mü­ti­ger her­aus­ge­gan­gen.“

Eben­so auf­re­gend war die Ver­tei­di­gung der Dok­tor­ar­beit vor fünf Prü­fern: Neben Pro­fes­sor Ei­se­le von der Fach­hoch­schu­le Kiel ge­hör­ten Pro­fes­sor Dr.-Ing. Rolf Schuh­mann, Lei­ter des Fach­ge­biets „Theo­re­ti­sche Elek­tro­tech­nik“ am In­sti­tut für Tech­ni­sche In­for­ma­tik und Mi­kro­elek­tro­nik der TU Ber­lin, Pro­fes­sor Dr.-Ing. Mar­tin Schnei­der-Ra­me­low, stell­ver­tre­ten­der In­sti­tuts­lei­ter des IZM Ber­lin und Pro­fes­sor an der TU-Ber­lin, Pro­fes­sor Dr.-Ing. Dr. sc. techn. Klaus-Die­ter Lang, Di­rek­tor des Fraun­ho­fer-In­sti­tut für Zu­ver­läs­sig­keit und Mi­kro­in­te­gra­ti­on IZM Ber­lin und Pro­fes­sor an der TU-Ber­lin, sowie Pro­fes­sor Dr.-Ing. Tho­mas Zerna, TU Dres­den, zur Prü­fungs­kom­mis­si­on. Auf den halb­stün­di­gen Vor­trag der Pro­mo­ven­din folg­te eine ein­stün­di­ge Be­fra­gung. „Als ich dann her­ein­ge­ru­fen wurde und hörte, ich habe be­stan­den, das war ein sehr gutes Ge­fühl. Aber es braucht etwas, bis man das rea­li­siert hat“, sagt die Alum­na. „So lange ar­bei­tet man dar­auf hin, geht durch Höhen und Tie­fen und hat über Jahre die­sen ex­tre­men Druck“, ver­rät sie wei­ter. „Aber auf­ge­ben war nie eine Op­ti­on. Es hat auch irr­sin­nig Spaß ge­macht, in einem tol­len Team an der FH zu ar­bei­ten.“ Dem­entspre­chend sei der Tren­nungs­schmerz schon groß ge­we­sen, sagt Aylin Bi­cak­ci und lacht. Hin und wie­der führt ihr Weg aber noch auf den Cam­pus in Diet­richs­dorf – die FH ist Pro­jekt­part­ne­rin bei einem wei­te­ren Pro­jekt von Dan­fo­ss Si­li­con Power.

„Es ist nicht nur für mich eine große Freu­de“, sagt Pro­fes­sor Ei­se­le über diese ge­lun­ge­ne ko­ope­ra­ti­ve Pro­mo­ti­on, „son­dern auch für die wis­sen­schaft­li­che Ar­beits­fä­hig­keit an der FH eine Be­stä­ti­gung un­se­res Weges und un­se­rer Ziele, den In­dus­trie­part­nern Lö­sun­gen auf höchs­tem Ni­veau zu lie­fern.“

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