Mit einem Studienkredit die eigene Bildung selbst finanzieren
An der Fachhochschule Kiel gibt es keine Studiengebühren. Der Beitrag für das Semesterticket, den AStA und das Studentenwerk, der jedes Semester fällig wird, ist auch nicht hoch. Trotzdem ist ein Studium für viele Studierende eine finanzielle Belastung. Da nicht alle Studierenden aus dem Elternhaus unterstützt werden können und auch nur eine geringe Anzahl von ihnen berechtigt ist, BAföG zu empfangen, sind Angebote von Bildungsfonds, Studienbeitragsdarlehen und Studienabschlussdarlehen eine Alternative. Die bekanntesten Angebote sind Studienkredite, bei denen monatlich ein festgesetzter Betrag auf das persönliche Konto eingeht.
Wer an Kredite denkt, hat schnell Grundstücke, Häuser und Autos im Sinn. Dass auch ein Studium mit einem Kredit finanziert werden kann, ist ein alternatives Angebot für Studierende, die monatlich auf ein sicheres Einkommen setzen wollen, sich aber auch nicht davor scheuen, das geliehene Geld nach ein paar Jahren zurückzuzahlen.
Da ein Studium grundsätzlich weniger kostet als das Eigenheim, lohnt sich der Blick auf die verschiedenen Angebote der gängigen Anbieter.
Was genau ist ein Studienkredit?
Bei einem Studienkredit übernimmt der Kreditgeber die Kosten, die eine Studentin oder ein Student selbst nicht tragen kann. Das sind Lebenshaltungskosten, die ganz individuell sind, Semesterbeiträge und eventuell Studiengebühren. Studierende erhalten mit Beginn des Kredits einen festgelegten Betrag ausgezahlt, monatlich oder pro Semester, um ihre Kosten zu decken. So kann man sein Studium beenden, ohne in Geldsorgen zu geraten.
Ist die Laufzeit des Kredits beendet, beispielsweise weil das Studium abgeschlossen oder das vierzehnte Semester überschritten ist, zahlt die/der Kreditnehmende das geliehene Geld zurück. Wichtig hierbei ist, dass man nicht nur die Summe des Kredits zurückzahlt, sondern auch Zinsen, die sich aus Sollzins und Effektivzins zusammensetzen.
Der Sollzins gibt an, wie viel Zinsen jährlich für einen Kredit zu zahlen sind. Der Effektivzins berücksichtigt eventuelle sonstige Kosten. Zusammen ergeben Effektiv- und Sollzins den Jahreszins, der in den Angeboten der Kreditgeber mit per anno (p.a.) ausgeschrieben wird.
Welche Studienkredite gibt es überhaupt?
Die Angebote für einen Studienkredit unterscheiden sich im Zinssatz, den Voraussetzungen und den Einzelkriterien für die Förderung.
Je nach Bundesland gibt es verschiedene Angebote, die sich darin unterscheiden, ob man
- nur die Studiengebühren finanzieren möchte,
- eine monatliche Auszahlung wünscht,
- eine Einmalzahlung benötigt,
- eine Einmalzahlung im Auslandsstudium braucht oder
- ein komplettes Auslandsstudium finanziert haben möchte.
Hier kann auch zählen, ob man bereit ist, einen Nachweis über die Studienleistungen zu erbringen und wie viel Flexibilität man bei der Rückzahlung benötigt. Laufzeiten der Kredite und die maximale Auszahlungssumme können sich ebenfalls unterscheiden.
Das bekannteste Angebot ist der staatliche KfW-Studienkredit, bei dem die Rahmenbedingungen immer gleich sind. Beim Angebot des Sparkassenverbunds und der Volksbanken/Raiffeisenbanken gibt es gelegentlich regionale Unterschiede. Beispielsweise wird das Angebot auf den Standort der Hochschule zugeschnitten, denn andere Regionen haben andere Lebenshaltungskosten. Andere Anbieter wie Future Finance, Deutsche Bank oder DKB haben eigene Konzepte, nach denen sie hochschulspezifische Kredite mit einem günstigen Zinssatz anbieten.
Wie gehe ich vor, wenn ich einen Kredit brauche?
Zuerst sollte man genau berechnen, wie viel Geld man für das Studium wirklich braucht. Das umfasst wirklich alle Ausgaben, die anfallen können: Studiengebühren, Miete, Nebenkosten, Rundfunkbeitrag, Auto, Haushalt und Lebensmittel, Telefon und Internet, weitere Kosten. Kennt man den eigenen individuellen Bedarf und weiß auch darüber Bescheid, wie viel man aus einem Nebenjob, von den Eltern oder aus anderen Finanzierungsquellen erhält, kann man die Anbieter vergleichen.
Die meisten Studierenden entscheiden sich für den Studienkredit der KfW, da die Voraussetzungen immer gleich bleiben. Die KfW bietet
- 3,5% p.a. Jahreszins bei einer Höchstgrenze von 54.600 Euro
- Förderung von Erst- und Zweitstudium, eines postgradualen Masters und auch der Promotion
- flexible Auszahlungen zwischen 100 und 650 Euro pro Monat bis zum 14. Semester
- eine Finanzierung, die unabhängig vom eigenen Einkommen ist,
- eine gewünschte Anpassung des Auszahlungsbetrags zweimal im Jahr und
- flexible und moderate Rückzahlungsmodalitäten mit einem festgelegten Zinssatz und einem Standardrückzahlungsplan über zehn Jahre.
Dabei ist es egal, ob man in Vollzeit, in Teilzeit, fern, online oder berufsbegleitend studiert. Auslandssemester werden ebenfalls mitfinanziert, wenn man gleichzeitig noch an einer deutschen, staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule immatrikuliert bleibt. Dieser Kredit ist auch mit BAföG kombinierbar. Besonders ansprechend ist, dass nicht nur deutsche Staatsbürger finanziert werden, sondern auch EU-Bürger/-innen, die seit drei Jahren in Deutschland gemeldet sind oder EU-Bürger/-innen, die Angehörige einer seit drei Jahren gemeldeten Person sind. Auch Bildungsinländerinnen und -inländer, also Personen aus dem Ausland, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erlangt haben, können diesen Kredit in Anspruch nehmen. Man muss jedoch als Kreditnehmer/-in immer zwischen 18 und 44 Jahren alt sein.
Wie viel wird mich ein Kredit wirklich kosten?
Mit einem Beispiel zeigen wir euch, wie so ein Kredit aussehen kann.
Wir legen fest, dass unsere beispielhafte Studierende
- 350 Euro Miete plus 50 Euro Nebenkosten zahlen muss,
- 100 Euro für Versicherungen benötigt,
- 200 Euro für Lebensmittel und Haushalt ausgibt,
- 25 Euro für Zugfahrten oder Busfahrten zusätzlich berechnet,
- 30 Euro für Internet und Telefon braucht,
- 18 Euro für den Rundfunkbeitrag ausgibt,
- 20 Euro für Lernmittel einplant,
- 50 Euro extra für alle Fälle berechnet und
- 129,50 Euro Semesterbeitrag pro Semester an die Hochschule zahlt.
Damit hat sie in der Summe monatliche Lebenshaltungskosten von 843 Euro. Im Studium, das sieben Semester dauert, wird sie inklusive Semesterbeitrag (129,50 Euro x 7) 36.312,50 Euro an Lebenshaltung ausgeben.
Von ihren Eltern bekommt sie nun 150 Euro Unterstützung, besitzt 2.000 Euro eigene Ersparnisse und verdient mit ihrem Nebenjob in einer Bar 450 Euro.
Sie hat über ihre Studienzeit also Einnahmen von 27.200 Euro.
Setzt man diese beiden Summen in Relation, benötigt sie eine Kreditfinanzierung von monatlich ca. 215 Euro, was einem Gesamtbedarf von 9030 Euro entspricht.
Diese Zahlen benötigt sie, um sich über ihren Kredit zu informieren. Sie legt fest:
- Datum der ersten Auszahlung: 01.05.18
- Turnus der Auszahlung: pro Monat
- Auszahlungsbetrag: 215 Euro
- Auszahlungsdauer: 42 Monate (7 Semester)
- Zinssatz pro Jahr in der Auszahlungsphase: 3,5%
Sie entscheidet sich dafür, die Zinsen erst in der Rückzahlungsphase zu zahlen, damit sich ihr Auszahlungsbetrag pro Monat nicht verringert.
Für die Karenzzeit wählt sie ein Jahr. Das bedeutet, dass sie die Rückzahlung des Kredits ein Jahr ruhen lassen kann, ehe sie fällig wird. Allerdings verändert sich so auch gegebenenfalls die Auszahlungssumme, wenn sie keinen festen Zinsbetrag vereinbart hat.
Für ihre Rückzahlung legt unsere Studierende fest:
- Rückzahlung erfolgt monatlich
- Monatlicher Betrag: 150 Euro
- Zinssatz: 3,5%
So kommt sie auf eine Rückzahlungssumme von 11.014,01 Euro – weil ihre Zinskosten (1.984,01 Euro) geringer ausfallen als die Summe aller ausgezahlten Beträge, beides aber zurückgezahlt werden muss. Es lohnt sich also, einen genauen Blick darauf zu werfen, welche Bedingungen und Konditionen die jeweiligen Kreditgeber angeben, wie hoch die Zinsen ausfallen und welches Modell am besten zu den persönlichen Bedürfnissen passt.
Wer ausrechnen will, wie hoch der persönliche Bedarf angesetzt werden sollte und wie viel der eigene Studienkredit kosten könnte, kann das kostenfrei unter http://www.studienkredit.de testen.