Ein Mann in blauem Jackett lächelt, vor eingen grünen Baumkronen, freundlich in die Kamera.© FH Kiel

Alles kein He­xen­werk

von Jana Tresp

Bi­lan­zen ver­ra­ten viel über ein Un­ter­neh­men – nicht zu­letzt, ob es gut wirt­schaf­tet oder nicht. Der Weg zur fer­ti­gen Bi­lanz führt über die Buch­hal­tung und die ist für viele eine eher tro­cke­ne An­ge­le­gen­heit. Dr. Kars­ten Ei­sen­schmidt al­ler­dings mag sie, weil sie so schön lo­gisch ist. Seit dem 1. Sep­tem­ber 2013 ist er Pro­fes­sor für „ABWL und Ex­ter­nes Rech­nungs­we­sen“ am Fach­be­reich Wirt­schaft.

Jana Tresp (JT): Was be­inhal­tet Ihr Ar­beits­ge­biet?

Kars­ten Ei­sen­schmidt (KE): Die meis­ten ver­bin­den mit Buch­hal­tung und Bi­lan­zie­rung tro­cke­ne In­hal­te. Mit die­sem Vor­ur­teil kann ich lei­der nicht kom­plett auf­räu­men. Trotz­dem sind Rech­nungs­we­sen und Rech­nungs­le­gung eine Spra­che, die die Stu­die­ren­den am Ende be­herr­schen soll­ten. Die Bi­lan­zen sind das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­stru­ment. Sie „er­zäh­len“, wie ein Un­ter­neh­men funk­tio­niert, und ob es pro­fi­ta­bel ist. Wer Geld in ein Un­ter­neh­men in­ves­tie­ren möch­te, schaut sich des­sen Zah­len an.  Da­hin­ter steckt viel Logik. Wer also gerne lo­gisch denkt, wird sich in die­sem Fach wie­der­fin­den. Mit Aus­wen­dig­ler­nen kom­men die Stu­die­ren­den da­ge­gen nicht weit. Es ist aber alles kein He­xen­werk.

JT: Was möch­ten Sie Ihren Stu­die­ren­den ver­mit­teln?

KE: In ers­ter Linie wün­sche ich mir, dass sie Freu­de am Fach ent­wi­ckeln – dann kommt der Ehr­geiz von ganz al­lei­ne. Rech­nungs­we­sen wird immer eine etwas tro­cke­ne­re An­ge­le­gen­heit blei­ben. Aber es ist auch eine Frage der Ein­stel­lung: Die Stu­die­ren­den soll­ten offen an die The­ma­tik her­an­ge­hen und ver­su­chen, die Sys­te­ma­tik da­hin­ter zu ver­ste­hen, sonst haben sie es spä­ter im Be­rufs­le­ben schwer. Denn ein Grund­ver­ständ­nis von Buch­hal­tung und Rech­nungs­we­sen wird in allen be­triebs­wirt­schaft­li­chen Be­rei­chen vor­aus­ge­setzt.

Ich möch­te ihnen die Re­le­vanz des Fa­ches für ihr spä­te­res Be­rufs­le­ben auf­zei­gen. Aber dazu ge­hö­ren na­tür­lich immer zwei: Leh­ren­de, die die The­ma­tik hof­fent­lich gut rü­ber­brin­gen, und Stu­die­ren­de, die auch nach dem Un­ter­richt noch etwas tun. Sie soll­ten sich je­doch auch aktiv am Un­ter­richt be­tei­li­gen und sich nicht nur be­rie­seln las­sen. Ich hoffe sehr, dass meine Ver­an­stal­tun­gen eine In­ter­ak­ti­on wer­den und kein end­lo­ser Mo­no­log.

JT: Woher stammt Ihr In­ter­es­se an der Lehre?

KE: In Leip­zig habe ich zwei Jahre als Tutor ge­ar­bei­tet, was mir viel Spaß ge­macht hat. Zu leh­ren fühlt sich für mich nicht wie Ar­beit an. Meine Pra­xis­er­fah­run­gen sind na­tür­lich auch wich­tig, denn in die­ser Zeit habe ich wahn­sin­nig viel ge­lernt. Lei­der hatte ich je­doch kaum Zeit für wis­sen­schaft­li­ches Ar­bei­ten, ob­wohl ich im Rah­men eines dop­pel­ten Mo­dells pro­mo­viert habe: Im Win­ter habe ich ge­ar­bei­tet, im Som­mer an der Pro­mo­ti­on ge­schrie­ben. Als ich damit je­doch fer­tig war, blieb mir keine Zeit mehr für die For­schung. An der Hoch­schu­le kann ich mich ne­ben­bei sogar wei­ter­bil­den und so up to date blei­ben.

JT: Warum haben Sie sich für die FH Kiel ent­schie­den?

KE: Die Aus­schrei­bung pass­te von den An­for­de­run­gen her sehr gut und ich hatte schon län­ger vor, wie­der zu­rück in die Wis­sen­schaft und Lehre zu gehen. Auch bei mei­nem vor­he­ri­gen Ar­beit­ge­ber, der Wirt­schafts­prü­fungs­ge­sell­schaft KPMG AG, habe ich un­ter­rich­tet. Leip­zig und Kiel lie­gen zwar nicht be­son­ders nah bei­ein­an­der, aber ich konn­te mir gut vor­stel­len, an die Küste zu zie­hen.

JT: Was ver­bin­den Sie mit Kiel?

KE: Bis­lang nur die Förde, aber ich hoffe, hier eine neue Hei­mat zu fin­den. Auf­ge­wach­sen bin ich in Thü­rin­gen zwi­schen Wäl­dern und Ber­gen. Land­schaft­lich schön, aber ganz an­ders als Kiel. Hier sind mir zu­nächst die Fäh­ren und Kreuz­fahrt­schif­fe auf­ge­fal­len. Ich mag das Mö­wen­ge­schrei – das hat Ur­laubs­fee­ling. Mir ge­fällt auch die Größe der Stadt.

Kurz­bio­gra­phie

seit Sep­tem­ber 2013
 Pro­fes­sor für ABWL und Ex­ter­nes Rech­nungs­we­sen an der FH Kiel

2012 Pro­mo­ti­on zum Dr. rer. pol. an der Uni­ver­si­tät Leip­zig

2008 - 2013 As­sistant Ma­na­ger bei der KPMG AG Wirt­schafts­prü­fungs­ge­sell­schaft; Re­fe­rent an der KPMG Busi­ness School

2002 - 2008 Stu­di­um der Be­triebs­wirt­schafts­leh­re an der Uni­ver­si­tät Leip­zig; Aus­lands­se­mes­ter an der Eu­ro­med Mar­seil­le

1999 - 2002 Aus­bil­dung zum Bank­kauf­mann bei der KSK Saale-Orla; Kun­den­be­ra­ter Pri­vat­kun­den­ge­schäft

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