Skulptur von Brigit Lindemann© K. Fed­der­sen
Bir­git Lin­de­mann: O.T., Höhe 44 cm, Ter­ra­cot­ta be­malt, 2017

„Alle Tage Mensch“ – Bir­git Lin­de­mann zu Gast im Bun­ker-D der FH Kiel

von Frau­ke Schä­fer

Täu­schend echt sehen sie aus, die Fi­gu­ren von Bir­git Lin­de­mann: Ihre lie­be­voll aus­ge­ar­bei­te­ten Ton-Plas­ti­ken schei­nen di­rekt im All­tag an­ge­hal­ten wor­den zu sein. Sie ver­har­ren ge­dul­dig auf ihren So­ckeln, Sitz­ge­le­gen­hei­ten oder Po­des­ten und schau­en an uns vor­bei in die Ferne oder in sich hin­ein: Frau­en in som­mer­li­chen Klei­dern, Tü­chern im Haar oder Hüt­chen auf dem Kopf; Män­ner in T-Shirts, Ja­cken oder Hoo­dies, nach­denk­lich sit­zend oder im Ste­hen war­tend. Men­schen mit ver­schränk­ten Armen oder an­ge­win­kel­tem Bein, hier in kind­li­cher Freu­de an einer Kau­gum­mi­bla­se, dort mit erns­ten Ge­dan­ken und stren­gem Blick. Meist in viel­leicht fried­vol­ler Kon­tem­pla­ti­on. Man­che flip­pen aber auch aus.

In der Aus­stel­lung „Alle Tage Mensch“, die am Don­ners­tag, 7. März 2024, um 18 Uhr im Bun­ker-D er­öff­net wird, zeigt Bir­git Lin­de­mann einen Quer­schnitt ihrer Ar­bei­ten. Die Bild­haue­rin ar­bei­tet vor­wie­gend mit Ter­ra­cot­ta, einem gro­ben und po­rö­sen Ton (wört­lich „ge­ba­cke­ne Erde“), der un­gla­siert bleibt. Dank der Be­ma­lung mit far­bi­gen Pig­men­ten und durch rea­lis­ti­sche Pro­por­tio­nen schafft Lin­de­mann trotz rauer Ober­flä­chen eine bei­na­he un­heim­li­che An­nä­he­rung an die Rea­li­tät. „Meine Fi­gu­ren hal­ten für einen Au­gen­blick im Leben inne, viel­leicht ein Mo­ment des Er­ken­nens der ei­ge­nen Ge­schich­te“, er­klärt die Künst­le­rin. „Diese Be­geg­nung mit dem Ge­gen­über kann bei der Be­trach­tung auch dazu ein­la­den, sich dem un­sicht­ba­ren Kon­text der Si­tua­ti­on zu wid­men, viel­leicht auch ei­ge­ne An­tei­le oder Ge­mein­sam­kei­ten zu er­ken­nen.“

Neben ihren Ter­ra­cot­ta-Büs­ten, Torsi und Ganz­kör­per-Fi­gu­ren un­ter­schied­li­cher For­ma­te wirft die Künst­le­rin in ihren jüngs­ten Wand­in­stal­la­tio­nen auch ak­tu­el­le Fra­gen nach dem zu­künf­ti­gen Zu­sam­men­le­ben auf. Er­gänzt wird die Schau durch zwei di­gi­tal ge­steu­er­te Licht­ob­jek­te, die sich mit Frak­ta­len be­fas­sen.

Aus­stel­lungs­dau­er: 07. März bis 17. April 2024
Die Ga­le­rie ist mon­tags bis frei­tags von 10.00 bis 14.00 Uhr
und mitt­wochs von 10.00 bis 20.00 Uhr ge­öff­net.

 

Zur Künst­le­rin

Bir­git Lin­de­mann, geb. 1957 in Stade, aus­ge­bil­de­te Gärt­ne­rin, mach­te ihr Vor­di­plom Kunst­ge­schich­te an der Chris­ti­an-Al­brechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel 1987, bevor sie in die Bild­hau­er­klas­se von Prof. Jan Ko­bla­sa an die Muthe­si­us Hoch­schu­le (jetzt Muthe­si­us Kunst­hoch­schu­le) wech­sel­te. 1990 war sie ERAS­MUS-Sti­pen­dia­tin des DAAD für die ESBAL in Lis­sa­bon. 1998 Di­plom. Sie ist Mut­ter einer Toch­ter und lebt mit ihrem Mann, dem Künst­ler Kai Fed­der­sen, in der Nähe von Rie­se­by, Schles­wig-Hol­stein.

http://​www.​birgit-​lindemann.​com

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