Mediendom© Herr­mann

360°-Vi­de­os für Zu­hau­se

von Lena Kuhn

Herr Herr­mann, sagen Sie, was hat es mit dem neuen You­tube-Video des Me­di­en­doms auf sich?

Die­ses Video ist eine Ge­mein­schafts­pro­duk­ti­on ver­schie­de­ner Pla­ne­ta­ri­en. Ko­or­di­niert wurde die Pro­duk­ti­on von Dr. Björn Voss vom Pla­ne­ta­ri­um Müns­ter, Ei­gen­tü­mer und Li­zenz­ge­ber der Show ist der Freun­des­krei­ses Pla­ne­ta­ri­um Bo­chum e.V. Das Video ist eine Pro­duk­ti­on, die re­gu­lär bei uns im Pla­ne­ta­ri­um ge­spielt wird. Des­we­gen ist es auf You­tube auch in 360°-Optik und dreh­bar. Es wurde jetzt be­schlos­sen, dass für den Zeit­raum der Co­ro­na-Pan­de­mie eine Kurz­fas­sung die­ses ei­gent­lich län­ge­ren Vi­de­os auf You­tube öf­fent­lich ge­zeigt wer­den darf. Damit möch­ten wir dem Pla­ne­ta­ri­ums-Pu­bli­kum eine Freu­de ma­chen.

Das heißt, das Video wird von meh­re­ren Pla­ne­ta­ri­en ver­öf­fent­licht?

Der­zeit haben neben dem Me­di­en­dom die Pla­ne­ta­ri­en von Müns­ter, Bo­chum und Ber­lin das Video hoch­ge­la­den. Ei­ni­ge haben sich eine ei­ge­ne Ver­si­on davon ge­baut. Im Video des Pla­ne­ta­ri­ums Müns­ter ist in der un­te­ren Bild­hälf­te das Pla­ne­ta­ri­um Müns­ter zu sehen. Bei der Ber­li­ner Ver­si­on sieht man ent­spre­chend das Pla­ne­ta­ri­um Ber­lin. Bo­chum hat die neu­tra­le Ver­si­on, genau wie wir. Ich ar­bei­te aber ge­ra­de an einer Ver­si­on, in der man auch unten den Me­di­en­dom sieht. Es gibt also di­ver­se Pla­ne­ta­ri­en, die das Video jetzt für ihr Pu­bli­kum hoch­ge­la­den haben.

Wie sind die Rück­mel­dun­gen von Zu­schau­er*innen?

Bis­her haben wir noch nicht so viele Rück­mel­dun­gen. Aber wir haben schon ge­se­hen, dass sich das ei­ni­ge an­ge­schaut haben. Die An­zahl der Views steigt. Die Rück­mel­dun­gen, die wir bis­her be­kom­men haben, sind auf jeden Fall po­si­tiv. Viele haben sich ge­freut, dass wir ihnen etwas an­bie­ten kön­nen, auch in der Zeit, in der sie nicht zu uns kom­men kön­nen. Wir sind am Über­le­gen, was wir noch dar­bie­ten kön­nen, das muss aber zum Teil noch kon­zep­tu­ell und tech­nisch er­ar­bei­tet wer­den.

Woran tüf­teln Sie denn ge­ra­de?

Es ist eine neue Ver­si­on die­ses Vi­de­os in Ar­beit, in dem der Me­di­en­dom zu sehen ist. Das ist ein­fach hüb­scher, un­se­re Be­su­cher*innen ken­nen diese An­sicht. Ich baue ge­ra­de den kom­plet­ten Me­di­en­dom in einem 3D-Pro­gramm nach. Die obere Hälf­te, die Kup­pel des Doms, werde ich mit dem Vi­deo­ma­te­ri­al der Pla­ne­ten-Show fül­len. Es wird im Prin­zip aus­se­hen wie die Ver­si­on, die ge­ra­de on­line ist, nur mit dem Me­di­en­dom als Um­ge­bung.

Also sitzt man von der Per­spek­ti­ve her dann im Me­di­en­dom?

Man hat im neuen Video die Per­spek­ti­ve, als würde man im Sitz A8 sit­zen. Das ist der Sitz im Me­di­en­dom, von dem aus man di­rek­te Blick­rich­tung zu un­se­rem Süd­pol hat. Im 3D-Pro­gramm ist die Ka­me­ra so ar­ran­giert, dass man aus die­ser Sitz­po­si­ti­on guckt, leicht zu­rück­ge­lehnt. Wenn man sich um­schaut, sieht man dann auch die Kopf­stüt­ze hin­ter sich.

Aus wel­cher Per­spek­ti­ve ist denn das ak­tu­el­le Video?

In der ak­tu­el­len Ver­si­on ist ein fik­ti­ves Pla­ne­ta­ri­um als Hin­ter­grund mo­del­liert. Man sitzt quasi mit­tig auf dem Ster­nen­pro­jek­tor und schaut auf die Kup­pel. Für die Pro­duk­ti­on ist das ein­fa­cher. Aber ich finde, die Per­spek­ti­ve ist un­ge­wohnt. Ei­gent­lich sitzt man ja nie auf 2,50 m Höhe unter der Kup­pel. Des­we­gen bas­te­le ich an einer Ver­si­on, die die ge­wohn­te Per­spek­ti­ve im Me­di­en­dom dar­stellt.

Sind wei­te­re ge­mein­sa­me Vi­de­os mit den an­de­ren Pla­ne­ta­ri­en in Pla­nung?

Das ist ein biss­chen schwie­rig, weil Pro­duk­tio­nen für das Me­di­um Pla­ne­ta­ri­um immer ex­trem lange dau­ern. Man muss mit gro­ßen Bild­for­ma­ten und gro­ßen Da­ten­men­gen han­tie­ren. Aber es gibt viel­leicht die Mög­lich­keit, In­hal­te zu strea­men. Evans&Suther­land, der Her­stel­ler von un­se­rem Pla­ne­ta­ri­ums­sys­tem, hat ge­ra­de dazu etwas ver­öf­fent­licht, um einen Stream zu er­mög­li­chen. Das ge­schieht al­ler­dings im gän­gi­gen 16:9-For­mat, wie ein nor­ma­les Fern­seh­vi­deo. Das ist für You­tube ei­ner­seits ganz gut, weil si­cher nicht jeder eine VR-Bril­le hat, mit der man die 360°-Vi­de­os gut an­se­hen kann. An­de­rer­seits lie­gen un­se­re Ver­an­stal­tun­gen für den Me­di­en­dom im Full­do­me-For­mat vor und sind nicht für das 16:9-For­mat op­ti­miert, des­we­gen müss­ten wir um­fang­rei­che An­pas­sun­gen an den Shows vor­neh­men. Ich prüfe ge­ra­de, ob das mach­bar ist, und ob wir den Auf­wand stem­men kön­nen. Der Wille ist auf jeden Fall da!

Was ge­schieht denn am Me­di­en­dom, wenn keine Zu­schau­er da sind?

Im Be­reich Tech­nik wer­den zum Bei­spiel War­tungs­ar­bei­ten durch­ge­führt. Ge­ra­de haben wir einen al­ter­na­ti­ven Fest­plat­ten­satz ein­ge­baut, der mit dem ak­tu­el­len Be­triebs­sys­tem Win­dows 10 läuft. Da er­ge­ben sich na­tür­lich tech­ni­sche Hür­den, die wir meis­tern müs­sen. Dann kön­nen wir die­sen Fest­plat­ten­satz nach der Pan­de­mie dau­er­haft ein­set­zen. Durch den Ein­satz von SSD-Fest­plat­ten läuft das Sys­tem ein biss­chen schnel­ler und La­de­zei­ten sind ver­kürzt. Wir kön­nen damit jetzt Vi­de­os und an­de­re Me­di­en, wie zum Bei­spiel Bild­schirm­aus­ga­be an­de­rer Com­pu­ter sta­bi­ler und mit ge­rin­ger La­tenz di­rekt in den Me­di­en­dom strea­men. Es ist ganz gut, Zeit zu haben, um sich um tech­ni­sche Dinge zu küm­mern, für die sonst keine Luft ist.

Aber selbst­ver­ständ­lich wird auch im Be­reich Mar­ke­ting wei­ter­ge­ar­bei­tet. Es wer­den stän­dig neue Pro­jek­te ent­wi­ckelt, um un­se­re Gäste wäh­rend und nach der Co­ro­na-Krise über den Me­di­en­dom zu in­for­mie­ren. In Ko­ope­ra­ti­on mit der Lan­des­haupt­stadt Kiel, Kiel-Mar­ke­ting und dem Stadt­teil­bü­ro des Ost­ufers er­ar­bei­ten wir in­no­va­ti­ve Mög­lich­kei­ten, „Di­gi­ta­le Kul­tur vom Kie­ler Ost­ufer“ zu prä­sen­tie­ren. Dazu ge­hö­ren auch die zuvor be­schrie­be­nen tech­ni­schen neuen Ent­wick­lun­gen.

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