Maike Schwagerick hat zwei Semester lang in Schweden studiert – einem der teuersten Länder Europas. Wegen der hohen Preise war sie am Anfang schon ein bisschen nervös, gesteht sie. Und dennoch hatte sie eine wunderbare Zeit, mit vielen tollen Erinnerungen und ganz ohne Kredit und Gerichtsvollzieher. Wieso jeder ein Auslandssemester finanzieren und mit welchen Tricks man ganz leicht Geld sparen kann, das verrät sie in diesem Artikel.
Förderung ohne Wenn und Aber
Zuallererst einmal bekommt jede*r Student*in für ein Auslandssemester in der Europäischen Union Geld vom Erasmus-Programm. Je nachdem, wie hoch die Lebenserhaltungskosten in dem jeweilen Land sind, bekommst man pro Monat 490 €, 540 € oder 600 € (wie zum Beispiel für Schweden und Norwegen). Und das ist meiner Meinung nach schon mal eine ganze Menge. Hier in Schweden konnte ich damit meine Miete bezahlen (350 €) und hatte dann noch 250 € übrig für Lebensmittel. Natürlich kommt dann immer noch etwas dazu, aber ist ja in Kiel auch nicht anders. Das Semesterticket könnt ihr euch übrigens vom AStA zurückerstatten lassen. Somit kommt man schon mal gut über die Runden. Zusätzlich dazu gibt es dann noch das Auslands-BAföG, Stipendien oder 50 € vom Erasmus-Programm, wenn ihr umweltfreundlich reist.
Lebensmittel
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich das erste Mal in einem schwedischen Supermarkt stand und fast aus den Latschen gekippt bin. Lebensmittelpreise in Skandinavien sind tatsächlich nicht mehr lustig. Und dennoch gibt es hier ein paar Tricks. Als erstes lohnt es sich immer, eine Mitgliedschaft abzuschließen oder die App des Ladens runterzuladen. Dadurch habe ich viele Rabatte bekommen und nicht selten sogar Produkte umsonst. Außerdem ist es sehr ratsam, sich einfach mal damit zu beschäftigen, was die Einheimischen gerne essen. Lebensmittel, die lokal produziert werden, kann man meist zu ganz normalen Preisen kaufen. Ich zum Beispiel habe meine Ernährung in Schweden ein bisschen angepasst und angefangen, mehr Kartoffelgerichte auszuprobieren. Das macht übrigens am meisten Spaß, wenn man Leute zu einem Kochabend einlädt. So lernt man neue Rezepte kennen, neue Freunde, und spart sich obendrein noch das Geld für ein Restaurant.
Kleidung
Dieser Moment, wenn man verzweifelt vor seinem Koffer steht und keine Ahnung hat, wie zur Hölle da alles reinpassen soll... Tatsächlich ist meist der erste Gedanke, sich einfach neue Klamotten im Ausland zu kaufen. Blöd nur, dass das viel Geld kostet und du bei der Rückreise dann wieder vor demselben Problem stehst. Zum Glück gibt es aber eine Lösung, die sowohl für mich als auch für meine Freunde wunderbar funktioniert hat. Schnappt euch einfach einen Karton und füllt ihn mit all den Klamotten, die ihr nicht sofort brauchen werdet. Und diesen schicken deine Eltern oder Freunde dann mit der Post, wenn es so weit ist. Bei mir war das ein Winterpaket mit dickem Anorak, Schal und Stiefeln, das mir meine Mutter nach Schweden schickte, als es langsam kälter wurde. Falls du aber dennoch ein T-Shirt oder einen warmen Hoodie im Herbst benötigst, dann schau einfach mal im Campusshop vorbei. Vielleicht sind die Klamotten dort etwas teurer, aber dafür bekommst du dann ein Kleidungsstück und ein schönes Andenken in einem.
Wohnen
Genau wie bei unserem Studentenwerk bekommt man im Ausland häufig eine Liste an Wohnheimen, von denen man sich eins aussuchen kann. Meine grundsätzliche Empfehlung lautet hier, sich Räume mit anderen Studierenden in einer WG zu teilen. Das mag für viele erstmal ungewohnt sein, aber du bist nie komplett auf dich alleine gestellt und kannst obendrein noch viel Geld sparen. Und ja, natürlich kann man hier auch Pech haben mit seinen Mitbewohner*innen. Viel viel öfter habe ich bisher aber das Gegenteil gesehen. Denn meist ist es am Ende dann doch nicht so entscheidend, dass die Teller mal einen Tag länger in der Küche stehen, wenn man die Leute dafür einfach gernhat. Ich war schon in einer WG, wo sich die Studierenden am Ende des Semesters sogar ein Gruppentattoo haben stechen lassen. Alles ist möglich. Und sollte es dir doch nicht gefallen, dann sitzt du nach fünf Monaten sowieso schon wieder auf deiner gemütlichen Couch in Kiel.
Fahren
Hier kommt es natürlich immer darauf an, in welchem Land und welcher Stadt du studierst. Falls du die Möglichkeit hast, würde ich dir aber immer empfehlen, dein Fahrrad mitzunehmen oder dir second hand eins zu besorgen. Ich hatte das Glück, dass ich mein Fahrrad ganz einfach hinten an den Flixbus anhängen konnte. Das kostet nur 9 € mehr und hat mir im Sommer und Herbst viele Fahrkarten erspart. Zusätzlich dazu kann man noch viel
mehr von der Stadt entdecken, wenn man nicht immer auf der Hauptstraße mit demselben Bus unterwegs ist. Auch Skateboard oder Inliner können sehr nützlich sein, wenn dir das Spaß macht. Doch wenn in Schweden dann irgendwann -10°C sind und auf dem Radweg 20 Zentimeter Schnee liegen, dann muss man sich etwas anderes einfallen lassen. Für den Verkehr mit Bus und Bahn ist es meistens die beste Option, sich eine Monatskarte zum Studententarif zu kaufen. Und auch hier gilt: Immer gleich nach der passenden App suchen. Das macht das Leben so viel leichter, vor allen Dingen im Ausland.
Freizeit
Was Hobbys und Freizeit angeht, gibt es tatsächlich tolle und kostenlose Angebote, von denen ich gerne schon früher gewusst hätte. Vor allen Dingen in den skandinavischen Ländern, wo die Menschen viel Zeit in der Natur verbringen, gibt es sehr gute Leihsysteme, von denen wir aktuell in Deutschland noch träumen. Das beste Beispiel hierfür ist „Fritidsbanken“ - eine Bibliothek für Sport- und Outdoorequipment, die in jeder großen Stadt in Schweden zu finden ist. Von Skiern über Skateboards bis hin zu Winkingerschach, jeder kann sich dort etwas für 14 Tage kostenlos ausleihen. Darüber hinaus bin ich ein großer Fan von „Green Kayak“ geworden. Über die App kannst du kinderleicht ein Kajak buchen und mit Freuden lospaddeln. Statt Geld zu bezahlen, sammelt ihr Müll ein, falls ihr etwas im Fluss entdeckt. Doch auch in anderen Ländern kann man eine Menge Spaß haben, ohne viel Geld dafür auszugeben. Meistens gibt es an den Unis Student Associations, die coole Events organisieren. Dafür am besten gleich mal nach Social Media-Seiten suchen, dann verpasst ihr ganz sicher nichts.
Reisen
Wer erstmal seine Komfortzone in Kiel verlassen hat, der möchte schon bald am liebsten die ganze Welt bereisen. Viele meiner Freunde sind während ihres Auslandssemesters auch noch in andere Städte und Länder geflogen – was prinzipiell nicht schlecht ist. Reisen ist eine wunderschöne Sache, doch es muss gar nicht immer meilenweit weg sein. Oftmals fahren wir zu den berühmten Orten und vergessen dabei völlig unsere eigene Umgebung. Ich nenne es „Mikroabenteuer“, wenn ich einfach mal versuche, auf diesen Berg am Stadtrand raufzukommen oder mit dem Bus bis zur Endhaltestelle zufahren. Das kostet weder viel Zeit noch Planung oder Geld. Und oft sind die besten Geschichten doch die, die man vorher nicht geplant hat. Probiere es gerne mal aus. Und für alle längeren Reisen ist nach wie vor Flixbus und BlaBlaCar eine günstige und praktische Art, in größere Städte zu fahren. Beide Dienste sind mittlerweile in vielen Ländern verfügbar, und Flixbus bietet sogar auf verschiedenen Webseiten Rabattcodes für Studierende an.
Leben und Kultur
Es ist ganz normal: Jeder, der in ein neues Land zum Studieren kommt, versucht ganz automatisch erstmal, sich ein kleines Stückchen Deutschland aufzubauen. Verantwortlich dafür ist diese innere Stimme, die für unsere Sicherheit zuständig ist und es nicht so super findet, dass du gerade dein Leben auf den Kopf stellst. Doch nach einer gewissen Zeit kann man mit dieser Stimme reden und Kompromisse finden. Und ab diesem Punkt, an dem du damit beginnst, dich der Kultur und dem Leben der Menschen langsam anzupassen, wird alles viel leichter werden – und oftmals auch günstiger. Ich habe mich dafür einfach mal mit einheimischen Studenten unterhalten und sie gefragt, was sie essen, wo sie einkaufen, wie sie feiern, welche Fahrkarten Sinn machen und welche Apps mir noch fehlen. Das hat mir am Anfang sehr geholfen, mich einzuleben und noch dazu kein unnötiges Geld
auszugeben. Denn eins ist mal Fakt: Auf Vorurteile, Stereotypes und Fernsehberichte sollte man sich besser nicht verlassen. Dann doch lieber ein Auslandssemester machen und es selber ausprobieren.
Sachen
Die Sache mit den Sachen: Was brauche ich alles, was nehme ich mit, was kaufe ich vor Ort, … und was kann ich selber machen? Tatsächlich kann man schon mit einfachen DIY-Hacks sein leeres Zimmer in ein gemütliches Zuhause verwandeln. Mein erster Tipp: In der Uni schöne Fotos und Bilder ausdrucken und sie mit Klebestreifen an die Wand bringen. Tipp Nummer zwei sind alte Gläser aus der WG-Küche. Ich zum Beispiel habe eine Saftflasche ausgewaschen und sie als Vase benutzt für trockenes Gras. Aber auch ein Windlicht lässt sich ganz leicht basteln, wenn du eine Kerze in ein Marmeladenglas stellst. Und für alles weitere kann es nie schaden, einfach mal die Nachbarn zu fragen. TEILEN wird unter den Austauschstudenten großgeschrieben. Irgendjemand hat immer eine Auflaufform in der Küche, die man sich mal borgen kann. Sogar mein Fahrrad habe ich in Schweden mit einem Freund geteilt. Manche Unis haben auch Swap-Räume, wo Studierende ihre Sachen abgeben und mitnehmen können. Du musst also nicht alles neu kaufen, denn vieles ist bestimmt schon da.
Kreditkarte
Banken, Konten, Wechselkurse – wer nicht gerade BWL studiert, der kriegt wahrscheinlich eher Kopfschmerzen davon. Und jetzt stell dir vor, du bist so talentiert wie ich und verlierst auch noch die Kreditkarte deines Vaters im Ausland… Es ist alles schon passiert, und es gibt für alles eine Lösung. Die erste Frage, die du dir stellen musst, lautet immer: Kann ich in meinem Wunschland mit Euro bezahlen? Beantwortest du diese Frage mit ja, dann kannst du dir jetzt ganz entspannt einen Kaffee machen gehen. Solltest du in ein Land mit einer Fremdwährung reisen, dann ist es auf jeden Fall sinnvoll, eine VISA-Karte (und evtl. Bargeld) mit an Bord zu haben. Mit der Giro-Karte hingegen musst du oft noch zusätzlich Gebühren bezahlen. Solltest du keine VISA-Karte haben, könntest du vielleicht auch die Karte deiner Eltern mit Apple Wallet oder Google Pay verknüpfen. Das geht tatsächlich kinderleicht und die Gefahr ist geringer, dass man/ Maike sie verliert. Ja, das mit dem Geld kann am Anfang verwirrend sein, aber wenn du erstmal dein System gefunden hast, dann denkst du nicht mehr drüber nach.
Also fassen wir es nochmal zusammen: Im Ausland musst du Geld ausgeben, genau wie in Kiel auch. Je nach Land kann das mehr oder weniger sein. Doch mit der finanziellen Förderung des Erasmus-Programms ist ein Großteil deiner Kosten abgedeckt. Wenn du dich dann noch etwas an das Leben der Einheimischen anpasst und einige dieser Tipps ausprobierst, steht deinem Auslandssemester nichts mehr im Wege. Und ja, es lohnt sich auf
jeden Fall!