Interview mit Thomas Boßmann: "Der Rucksack ist gepackt!"
Thomas Boßmann arbeitet seit knapp vier Jahren am Fachbereich Wirtschaft - doch nun hat er andere Pläne: Er verlässt die Hochschule zum Ende diesen Jahres. Heute wird er über seine anstehende Reise nach Zentralamerika interviewt, die in ein paar Tagen beginnt. Thomas Boßmann hat sich freundlicherweise bereit erklärt, einige Fragen zu beantworten, die uns seine Beweggründe zeigen.
Guten Tag Herr Boßmann - würden Sie sich bitte vorstellen?
Ich bin Thomas und bin 34 Jahre alt und arbeite seit knapp vier Jahren in der Fachhochschule am Fachbereich Wirtschaft.
Wie sieht Ihre Arbeit an der Fachhochschule in Kiel aus?
Ich habe im Prinzip zwei Teilzeitstellen. Seit April 2020 betreue ich hier im Büro die Online-Studiengänge im Bachelor. Ich kümmere mich um die Vorlesungs- und Raumpläne der Studierenden und berate und betreue sie während des Studiums. Im Online-Studiengang ist der Altersunterschied relativ groß. Einige Studierende sind Anfang 20, andere sind schon Eltern und/oder haben einen festen Job. Vorteil der Online-Kurse ist, dass es für alle Studierenden sehr flexibel und gut vereinbar mit anderen Verpflichtungen ist.
Seit September letzten Jahres kam noch eine zweite Teilzeitstelle dazu. Die Stelle als Qualitätsreferent. In dieser Position arbeite ich mehr in der Verwaltung als in der Studierendenbetreuung. Zu meinen Aufgaben gehört beispielsweise die Mitarbeit bei Evaluationen, Reakkreditierungen und der Moduldatenbankpflege.
Was gefällt Ihnen an diesem Beruf am besten?
Der Austausch mit den Studierenden, aber auch mit den Kolleginnen und Kollegen. Ich finde, es ist ein sehr familiäres Verhältnis an unserem Fachbereich. Ich berate gerne Studierende, die anfangs noch Schwierigkeiten haben, sich im Onlinestudium zurecht zu finden, am Ende aber doch einen Abschluss erreichen. Das ist eine sehr sinnvolle Arbeit.
Außerdem veranstalten mein Kollege, Prof. Jens Langholz, und ich zusammen die Erstsemesterbegrüßung, bei der wir unsere neuen Studierenden direkt kennenlernen und informieren können. Wir betreuen in den Onlinestudiengängen BWL und Wirtschaftsinformatik ca. 500 Studierende am Fachbereich Wirtschaft.
Kommen wir auf Ihre Reise zu sprechen: Wie wird die Reise ablaufen?
Nachdem ich Anfang 2023 für eine Staff-Work-Training Woche an unserer Partnerhochschule in Finnland zu Besuch war, hat mich wieder die Lust zu Reisen gepackt. Auch wenn ich meinen Beruf sehr mag und auch gerne an der FH Kiel arbeite, wusste ich, wenn ich wieder länger reisen möchte, dann sollte ich das nicht zu lange aufschieben. Wer weiß schon, wie oft man noch die Chance dazu hat. Am 18. Dezember legen wir in Teneriffa mit dem Traditionssegelschiff „Roald Amundsen“ ab und kommen nach ca. 4 Wochen in Zentralamerika an. Ich werde insgesamt ein halbes Jahr unterwegs sein.
Warum haben Sie sich für Mittelamerika und nicht für ein anderes Land entschieden?
Im letzten Jahr habe ich mit dem Segeln auf dem Traditionssegelschiff „Roald Amundsen“ angefangen, mit dem die FH Kiel eine Kooperation beim Programm „Studieren unter Segeln“ hat. Passender Weise fährt das Schiff im Dezember über den Atlantik in die Karibik. Da ich noch nie dort war und ich schon länger mal den Atlantik überqueren wollte, passte das ganz gut.
Welche Stadt werden Sie besuchen? Für wie lange?
Wir kommen mit dem Schiff auf Martinique an. Dort werde ich von Bord gehen und mit verschiedenen Fähren und Schiffen die umliegenden Inseln besuchen, bis ich irgendwann in Mexiko auf dem Festland ankomme. Es ist noch nicht allzu viel geplant. Nur eine grobe Richtung. Unterwegs lernt man ja meistens viele Leute kennen, die oft gute Tipps und Reiseziele haben.
Was werden Sie vor Ort alles machen?
Ich freue mich darauf Land und Leute kennenzulernen. Noch dazu wird in vielen Gegenden, in die ich reise, spanisch gesprochen. Ich finde diese Sprache toll und möchte sie gerne besser kennenlernen. Ich habe zwar schon ein paar Spanischkurse an der FH Kiel bei José Martinez gemacht, aber ich hoffe, mich nach meiner intensiven Zeit in Mittelamerika auf spanisch verständigen zu können. Neben der schönen Landschaft und der Sprache freue ich mich auch sehr, so oft wie möglich surfen zu gehen. Viele der geplanten Inseln und Länder eignen sich sehr gut für das Wellenreiten und ähnlich wie mit meinen Spanischkenntnissen hoffe ich, auch hier ein paar Fortschritte zu machen.
Da mich auf längeren Reisen irgendwann auch die Lust packt, an Projekten mitzuwirken, habe ich hier in Kiel bereits Kontakt zum Team von „Images of Lateinamerika“ aufgenommen. Die Mitarbeiter*innen von „Images of…“ haben mich mit engagierten Menschen in Mexiko vernetzt, die verschiedene Umweltprojekte durchführen. Ich freue mich schon sehr darauf, das Team in Mexiko persönlich kennenzulernen und sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Was könnte zwischen Deutschland und Zentralamerika anders sein?
Ich kenne die Unterschiede nur durch Zeitschriften, Artikel oder Dokumentationen. Ich denke, dass die Mentalität und die Natur vor Ort sehr unterschiedlich sein werden. Ich freue mich auch sehr auf das lokale Essen und die warmen Temperaturen. Ich bin sehr dankbar für das Privileg, so eine Reise überhaupt machen zu dürfen.
Was werden Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen auf dieser Reise sein?
Alleine reisen hat seine Vor- und Nachteile. Man hat zwar sehr viele Freiheiten, muss sich aber auch selbst organisieren und seinen Tag strukturieren. Mir gefällt am Reisen, dass ich mich komplett außerhalb meiner gewohnten Routinen jeden Tag aufs Neue zurechtfinden muss und ganz automatisch aus meiner Komfortzone heraus komme. Bei solchen Erfahrungen lernt man viel dazu und sieht so manche Dinge, die einen vorher vielleicht beschäftigt haben, aus einem anderen (meist entspannteren) Blickwinkel.
Vielen Dank für das Interview, Herr Boßmann. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft!
Text: Enora Placide
(veröffentlicht: 13.12.2024-ra)