Re­si­li­enz und Si­cher­heit (ReSi) - Kom­pe­tenz­för­de­rung bei Kin­dern in Kitas und die Qua­li­fi­zie­rung päd­ago­gi­scher Fach­kräf­te zum Thema se­xu­el­ler Miss­brauch

Pro­jekt­da­ten

Pro­jekt­lauf­zeit
Sep­tem­ber 2013 - Ja­nu­ar 2017

Pro­jekt­ver­ant­wort­li­che

Prof. Dr. Si­mo­ne Pfef­fer, Tech­ni­sche Hoch­schu­le Nürn­berg

Prof. Dr. Chris­ti­na Storck

Kon­takt

si­mo­ne.pfef­fer(at)th-nu­ern­berg.de           

chris­ti­na.storck(at)th-nu­ern­berg.de

 

www.​projektresi.​de

 

Hin­ter­grund des Pro­jekts

Be­son­ders für den Vor­schul­be­reich ste­hen im deutsch­spra­chi­gen Raum bis­her nur we­ni­ge wis­sen­schaft­lich über­prüf­te Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me zum Thema se­xu­el­ler Miss­brauch zur Ver­fü­gung. Daran an­knüp­fend wurde im Rah­men des Pro­jekts ReSi ein wis­sen­schaft­lich fun­dier­tes Prä­ven­ti­ons­kon­zept ent­wi­ckelt und eva­lu­iert wer­den, das die Ent­wick­lungs­vor­aus­set­zun­gen von Vor­schul­kin­dern be­rück­sich­tigt und sich an den Be­dürf­nis­sen der Pra­xis ori­en­tiert. Das Vor­ha­ben ba­sier­te auf einem re­si­li­en­z­ori­en­tier­ten An­satz: Es ging also darum, die psy­chi­sche Wi­der­stands­fä­hig­keit der Kin­der zu stär­ken und sie so zu be­fä­hi­gen, Kri­sen er­folg­reich zu be­wäl­ti­gen. Hier­bei steht der Auf­bau von Schutz­fak­to­ren im Sinne von Le­bens­kom­pe­ten­zen im Mit­tel­punkt. Im Rah­men des ReSi-Kin­der­pro­gramms sol­len daher die so­zi­al-emo­tio­na­len, kör­per­be­zo­ge­nen und sprach­lich-er­zäh­le­ri­schen Kom­pe­ten­zen der Kin­der ge­för­dert und gleich­zei­tig al­ters­an­ge­mes­sen Hand­lungs­stra­te­gi­en und Re­geln zur Si­cher­heit ver­mit­telt wer­den, z.B. von Er­eig­nis­sen oder Über­grif­fen er­zäh­len zu kön­nen und sich Hilfe zu holen.
Zu­gleich sind sich Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten darin einig, dass Kin­der nicht nur in Ihren Kom­pe­ten­zen ge­för­dert wer­den soll­ten, son­dern dass sie gleich­zei­tig den Schutz Er­wach­se­ner be­nö­ti­gen. Das Pro­jekt ziel­te daher dar­auf ab, ein um­fas­sen­des pri­mär­prä­ven­ti­ves Kon­zept gegen se­xu­el­len Miss­brauch durch die Stär­kung der Schutz­funk­ti­on von Er­wach­se­nen in den Ein­rich­tun­gen zu eta­blie­ren.

Fra­ge­stel­lung

In­wie­weit stärkt das ReSi-Kin­der­pro­gramm Kin­der in ihren so­zi­al-emo­tio­na­len, kör­per­be­zo­ge­nen und sprach­li­chen Kom­pe­ten­zen und ver­mit­telt Wis­sen über Ge­füh­le, Kör­per und Re­geln der Si­cher­heit?

Wie be­wer­ten die durch­füh­ren­den Fach­kräf­te das ReSi-Kin­der­pro­gramm?

In­wie­weit kön­nen Fort­bil­dun­gen zum Thema Prä­ven­ti­on und In­ter­ven­ti­on bei se­xu­el­lem Miss­brauch päd­ago­gi­schen Fach­kräf­ten Wis­sen zu die­sem Thema ver­mit­teln und sie in ihrer Hand­lungs­si­cher­heit stär­ken?

Wie be­wer­ten die teil­neh­men­den Fach­kräf­te die an­ge­bo­te­nen Fort­bil­dun­gen zum Thema Prä­ven­ti­on und In­ter­ven­ti­on bei se­xu­el­lem Miss­brauch hin­sicht­lich Nut­zen und Um­set­zung?

Stu­die

Auf der Ebene kind­be­zo­ge­ner In­ter­ven­tio­nen er­hiel­ten die teil­neh­men­den Kin­der­gär­ten das ReSi-Kin­der­pro­gramm und die Mit­ar­bei­ter_in­nen wur­den in der Durch­füh­rung des Pro­gramms ge­schult. Zu drei Mess­zeit­punk­ten (vor Pro­gramm­durch­füh­rung, nach der Durch­füh­rung und etwa sechs Wo­chen nach Pro­gramm­ende) wur­den durch Fra­ge­bö­gen die so­zi­al-emo­tio­na­len, kör­per­be­zo­ge­nen und sprach­lich-er­zäh­le­ri­schen Kom­pe­ten­zen der Kin­der er­fasst. Zwi­schen dem zwei­ten und drit­ten Mess­zeit­punkt wur­den auch das Kör­per­wis­sen der Kin­der, ihr Wis­sen über Emo­tio­nen und über die ver­mit­tel­ten Re­geln und Hand­lungs­stra­te­gi­en zur Si­cher­heit im Rah­men eines Kin­der­in­ter­views ab­ge­fragt. Zudem wur­den im Rah­men einer Pro­zes­seva­lua­ti­on par­al­lel zu der Durch­füh­rung des Kin­der­pro­gramms die Ak­zep­tanz und Prak­ti­ka­bi­li­tät des An­sat­zes aus Sicht der durch­füh­ren­den Fach­kräf­te und deren Be­wer­tung der Übun­gen er­fragt.
Auf Ebene der er­wach­se­nen­be­zo­ge­nen In­ter­ven­ti­on wurde über­prüft, in­wie­weit eine Wei­ter­qua­li­fi­ka­ti­on der Fach­kräf­te ge­lingt und mit­tels Fra­ge­bö­gen deren Hand­lungs­si­cher­heit im Ver­dachts­fall sowie Wis­sen über se­xu­el­len Miss­brauch und Prä­ven­ti­on er­fasst. Im Rah­men des ReSi-Pro­jekts er­hal­ten die teil­neh­men­den Fach­kräf­te eine Fort­bil­dung zu Prä­ven­ti­on se­xu­el­len Miss­brauchs, zum Vor­ge­hen bei Ver­dachts­fäl­len, grenz­wah­ren­dem Um­gang in der Ein­rich­tung und Ver­hal­ten bei Über­grif­fen unter Kin­dern. Nach Ab­schluss der Fort­bil­dung wur­den die Fach­kräf­te über Fra­ge­bo­gen be­fragt und mit einer Grup­pe ver­gli­chen, die die Fort­bil­dung erst zu einem spä­te­ren Zeit­punkt er­hie­len. Im Rah­men einer Pro­zes­seva­lua­ti­on wur­den die Fort­bil­dungs­teil­neh­mer_in­nen um ihre Ein­schät­zung des Nut­zens und der Um­set­zung der Fort­bil­dung ge­be­ten.  

Aus­ge­wähl­te Er­geb­nis­se

Kin­der, die das ReSi-Kin­der­pro­gramm durch­lau­fen haben, zeig­ten im Ver­gleich zur Kon­troll­grup­pe in den durch­ge­führ­ten Kin­der­in­ter­views ein deut­lich bes­se­res Wis­sen zu Kör­per­tei­len (Kör­per­tei­le zei­gen und Kör­per­tei­le be­nen­nen) sowie zur Un­ter­schei­dung und Be­nen­nung von Ge­füh­len (Ge­fühls­bil­der er­ken­nen). Bei vor­ge­ge­be­ne Fall­bei­spie­len (Tante gibt un­er­wünsch­te Küsse, Frem­der will das Kind im Auto mit­neh­men) konn­ten Kin­der nach Pro­gramm­durch­füh­rung mehr sinn­vol­le Hand­lungs­mög­lich­kei­ten be­nen­nen als die Ver­gleichs­grup­pe. Fra­ge­bö­gen zu den so­zi­al-emo­tio­na­len und kör­per­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen der Kin­der, die durch die Fach­kräf­te im Kin­der­gar­ten aus­ge­füllt wur­den, zeig­ten einen Ein­fluss des Kin­der­pro­gramms auf die Be­rei­che Selbst­be­haup­tung, Stress­be­wäl­ti­gungs­kom­pe­ten­zen, In­ter­ak­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kom­pe­ten­zen, Kon­flikt­lö­se­kom­pe­ten­zen und kör­per­be­zo­ge­nen Kom­pe­ten­zen der Kin­der. Emo­tio­na­le La­bi­li­tät und Ängst­lich­keit nah­men im Ver­gleich zu Kin­dern, die nicht das Pro­gramm durch­lau­fen haben, stär­ker ab.
Hin­sicht­lich der Fort­bil­dung der Fach­kräf­te konn­te fest­ge­stellt wer­den, dass es durch die an­ge­bo­te­ne Fort­bil­dung nicht ge­lang das Wis­sen der Teil­neh­mer_in­nen zum Thema se­xu­el­ler Miss­brauch zu er­hö­hen. Dem­ge­gen­über ist eine Zu­nah­me der sub­jek­ti­ven Hand­lungs­si­cher­heit im Be­reich Prä­ven­ti­on und beim Ver­hal­ten in Ver­dachts­fäl­len zu ver­zeich­nen. Wei­ter­hin zei­gen sich hö­he­re Werte im Be­reich er­wünsch­ter Hal­tun­gen/Ein­stel­lun­gen ge­gen­über Prä­ven­ti­on und In­ter­ven­ti­on im Kon­text se­xu­el­len Miss­brauchs.

Pra­xis­be­zug

Mit dem ReSi-Kin­der­pro­gramm liegt ein eva­lu­ier­tes Pro­gramm zur Prä­ven­ti­on se­xu­el­len Miss­brauchs für Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen vor. Es kann dazu bei­tra­gen, so­zi­al-emo­tio­na­le, kör­per­be­zo­ge­ne und sprach­lich-er­zäh­le­ri­sche Fä­hig­kei­ten bei Kin­dern im Alter von drei bis sechs Jah­ren zu för­dern und Si­cher­heits­re­geln zu ver­mit­teln.

Pu­bli­ka­tio­nen

Ver­öf­fent­licht:

Pfef­fer, Si­mo­ne; Storck, Chris­ti­na (2017): Re­si­li­enz und Si­cher­heit (ReSi) - Kom­pe­tenz­för­de­rung und Prä­ven­ti­on se­xua­li­sier­ter Ge­walt im Kin­der­gar­ten. Göt­tin­gen: Hog­re­fe.

Pfef­fer, Si­mo­ne; Storck, Chirsti­na; Han­sen, Jen­ni­fer; Feld­mann, Julia (2015): ReSi – Re­si­li­enz und Si­cher­heit: Pri­mär­prä­ven­ti­on im Vor­schul­al­ter. In: DPT  - Deut­scher Prä­ven­ti­ons­tag (Hrsg.): Prä­ven­ti­on rech­net sich. Zur Öko­no­mie der Kri­mi­nal­prä­ven­ti­on. Kon­gress­ka­ta­log zum 20. Deut­schen Prä­ven­ti­ons­tag am 8./9.06.2015 in Frank­furt a. M. Laat­zen: Stepp­at Druck. S. 660.

In Vor­be­rei­tung:

Storck, Chris­ti­na; Pfef­fer, Si­mo­ne: Pri­mär­prä­ven­ti­on se­xu­el­len Miss­brauchs bei Kin­dern im Vor­schul­al­ter. In: Ret­kow­ski, Alex­an­dra; Trei­bel, An­ge­li­ka; Tui­der, Eli­sa­beth (Hrsg.): Hand­buch Se­xua­li­sier­te Ge­walt und päd­ago­gi­sche Pra­xis. Theo­rie, For­schung, Pra­xis. Wein­heim: Ju­ven­ta. In Ar­beit.

Feld­mann, Jen­ni­fer; Pfef­fer, Si­mo­ne; Storck, Chris­ti­na: Prä­ven­ti­ons­an­sät­ze in Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen. In: Andre­sen, Sa­bi­ne (Hrsg.): Se­xu­el­le Ge­walt in Kind­heit und Ju­gend. Theo­re­ti­sche, em­pi­ri­sche und kon­zep­tio­nel­le Er­kennt­nis­se und Her­aus­for­de­run­gen er­zie­hungs­wis­sen­schaft­li­cher For­schung. Son­der­heft der Zeit­schrift für Päd­ago­gik 2018. In Ar­beit.