Ich bin si­cher! – Schutz­kon­zep­te aus der Sicht von Ju­gend­li­chen und Be­treu­ungs­per­so­nen

Pro­jekt­da­ten

Lauf­zeit
Juni 2013 - Juni 2016

Pro­jekt­ver­ant­wort­li­che

Prof. Dr. Wolf­gang Schrö­er, Uni­ver­si­tät Hil­des­heim
Prof. Dr. Mecht­hild Wolff, Hoch­schu­le Lands­hut
Prof. Dr. Jörg M. Fe­gert, Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm

Kon­takt

Pro­jekt­ko­or­di­na­ti­on so­phie.do­mann(at)uni-hil­des­heim.de/

tanja.​rusack(at)uni-hil­des­heim.de

 

www.​projekt-​ich​bins​iche​r.​de

www.​die​bete​ilig​ung.​de

Hin­ter­grund des Pro­jekts

Das Pro­jekt knüpft an die Dis­kus­si­on über Schutz­ko­zep­te in päd­ago­gi­schen Ein­rich­tun­gen an, die seit ei­ni­gen Jah­ren in Theo­rie und Pra­xis ge­führt wird. Zahl­rei­che Ein­rich­tun­gen haben be­reits wert­vol­le Ar­beit ge­leis­tet. In die­sen Pro­zes­sen und der For­schung wur­den al­ler­dings bis­her kaum die Sicht­wei­sen der Ju­gend­li­chen auf­ge­nom­men. Das An­lie­gen von "Ich bin si­cher!" ist es nun, die Wahr­neh­mun­gen, An­sich­ten und Ideen der un­mit­tel­bar Be­trof­fe­nen, d.h. der Kin­der und Ju­gend­li­chen sowie deren Be­treu­ungs­per­so­nen in sta­tio­nä­ren Ein­rich­tun­gen (Heim­er­zie­hung, In­ter­na­te, Kli­ni­ken), bes­ser ken­nen zu ler­nen.

Fra­ge­stel­lung

Was macht ein si­che­res und selbst­be­stimm­tes Leben für die Be­treu­ungs­per­so­nen, Kin­der und Ju­gend­li­che in sta­tio­nä­ren Er­zie­hungs­hil­fen, In­ter­na­ten und Kli­ni­ken aus?

Auf wel­ches Hand­lungs­wis­sen grei­fen beide Ziel­grup­pen zu­rück?

Wel­che schüt­zen­den Fak­to­ren neh­men sie in ihren Ein­rich­tun­gen be­reits wahr?

Stu­die

Die zwei Ziel­grup­pen des Pro­jekts sind ei­ner­seits Kin­der und Ju­gend­li­che zwi­schen elf und 18 Jah­ren, an­de­rer­seits Be­treu­ungs­per­so­nen, die in fol­gen­den Ein­rich­tun­gen tätig sind und keine Lei­tungs­funk­ti­on be­klei­den: Ei­rich­tun­gen der sta­tio­nä­ren Er­zie­hungs­hil­fe (fa­mi­li­en­ähn­li­che Wohn­grup­pen, de­zen­tra­le Ein­rich­tun­gen, Gro­ß­ein­rich­tun­gen), In­ter­na­te, (Kur-) Kli­ni­ken, bzw. Kin­der- und Ju­gend­psych­ia­tri­en.

Das Ver­bund­pro­jekt rea­li­sier­te On­line­be­fra­gun­gen (Mess­zeit­punkt 1), sowie pa­pier­ba­sier­te Fol­ge­be­fra­gun­gen (Mess­zeit­punkt 2), die Ju­gend­li­che ab 14 Jah­ren bzw. Be­treu­ugs­per­so­nen an­onym be­ar­bei­te­ten. Dazu kamen 30 deutsch­land­wei­te Grup­pen­dis­kus­sio­nen, die in ge­schlech­ter­ge­misch­ten und ge­trenn­ten Klein­grup­pen (ca. sechs Per­so­nen) je­weils mit Kin­dern (elf bis 14 Jahre) bzw. Ju­gend­li­chen (15 bis 18 Jahre) und Be­treu­ungs­per­so­nen statt­fin­den.

Da­ne­ben gab es drei Work­shops mit Ex­per­t_in­nen­der Heim­er­zie­hung (Ju­gend­li­che und Fach­kräf­te), der Kin­der- und Ju­gend­psych­ia­tri­en (lei­ten­de Ärz­t_in­nen, Psy­cho­lo­g_in­nen und Pfle­ge­per­so­nal) und mit Po­li­cy-Ma­kern. Alle Pro­jekt­er­geb­nis­se wur­den in einem Werk­buch pu­bli­ziert (Wolff/Schrö­er/Fe­gert 2017).

Aus­ge­wähl­te Er­geb­nis­se

  • Kin­der und Ju­ged­li­che haben ein an­de­res Ver­ständ­nis von Se­xua­li­tät und Ge­walt als Mit­ar­bei­ter_in­nen in sta­tio­nä­ren Ein­rich­tun­gen.
  • Schutz­kon­zep­te sind breit ein­ge­führt, aber nicht wirk­lich im All­tag derer an­ge­kom­men, denen sie zu­gu­te komme sol­len.
  • Schutz­kon­zep­te dür­fen nicht iso­liert be­trach­tet wer­den, son­dern müs­sen im Rah­men eines se­xu­al­päd­ago­gi­schen Kon­zep­tes im Sinne einer über­grei­fen­den Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung par­ti­zi­pa­tiv ent­wi­ckelt wer­den.
  • Schutz­kon­zep­te müs­sen di­gi­ta­le Me­di­en mit ein­be­zie­hen - hier herrscht in der Pra­xis viel Ver­un­si­che­rung.
  • Be­stehen­de Schutz­in­stru­men­te, auf die breit zu­rück­ge­grif­fen wird, sind em­pi­risch auf ihre Wir­kung kaum ge­prüft.

Pra­xis­be­zug

Schutz­kon­zep­te müs­sen die Per­spek­ti­ve der Kin­der und Ju­gend­li­chen sowie ihrer Be­treu­ungs­per­so­nen be­rück­sich­ti­gen. Sie soll­ten in die Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung und damit in die Struk­tu­ren einer In­sti­tu­ti­on ein­be­zo­gen wer­den. Zudem müsse die in päd­ago­gi­schen Ein­zel­or­ga­ni­sa­tio­nen ent­wi­ckel­ten Schutz­kon­zep­te auf eine über­grei­fen­de re­gio­na­le Ju­gend­hil­fe­in­fra­struk­tur zu­rück­grei­fen kön­nen.

Pu­bli­ka­tio­nen

All­rog­gen, Marc; Do­mann, So­phie; Strahl, Ben­ja­min; Schloz, Ca­ro­lin; Fe­gert, Jörg M.; Kam­pert, Meike (2016): How much In­se­cu­ri­ty does Se­cu­ri­ty need? - The Dis­crepan­cy in Ases­sing the Sense of Se­cu­ri­ty of Child­ren, Ado­le­s­cents and Ca­re­gi­vers in In­sti­tu­ti­ons. In: Child & Youth.

Do­mann, So­phie; Eßer, Flo­ri­an; Ru­sack, Tanja; Klepp, Nele; Löwe, Ca­ro­lin (2015): Ju­gend­li­che in der Heim­er­zie­hung zwi­schen Ver­bo­ten, in­for­mel­len Re­geln und Klatsch. Um­gangs­wei­sen mit Kör­per­kon­takt. In: Neue Pra­xis, 45. S. 503-518.

Wolff, Mecht­hild; Schrö­er, Wolf­gang; Fe­gert, Jörg M. (Hrsg.): (2017): Schutz­kon­zep­te in Theo­rie und Pra­xis. Ein be­tei­li­gungs­ori­en­tier­tes Werk­buch. Wein­heim und Basel: Beltz Ju­ven­ta.

Wolff, Mecht­hild; Kam­pert, Meike (2015): Schutz und Si­cher­heit in Er­zie­hungs- und Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen. Ver­trau­en und Miss­trau­en in päd­ago­gi­scher Be­zie­hungs­ar­beit. In: Frühe Kind­heit, 6. S. 29-35.