Ent­wick­lung, Im­ple­men­tie­rung und Eva­lua­ti­on eines schul­ba­sier­ten Grup­pen­pro­gramms

zur Prä­ven­ti­on von se­xua­li­sier­ter Ge­walt in der Pri­mar­stu­fe (IGEL)

Pro­jekt­da­ten

Lauf­zeit
Sep­tem­ber 2012 - Juli 2015

Pro­jekt­ver­ant­wort­li­che
Prof. Dr. Ull­rich Bauer, Uni­ver­sti­tät Duis­burg-Essen Fa­kul­tät für Bil­dungs­wis­sen­schaf­ten
Prof. Dr. Petra Kolip, Uni­ver­si­tät Bie­le­feld, Fa­kul­tät für Ge­sund­heits­wis­sen­schaf­ten

Kon­takt

ull­rich.bauer(at)uni-bie­le­feld.de

petra.​kolip(at)uni-bie­le­feld.de

Hin­ter­grund des Pro­jekts

Schul­ba­sier­te Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me zur Vor­beu­gung se­xua­li­sier­ter Ge­walt gegen Kin­der ge­hö­ren na­tio­nal und in­ter­na­tio­nal zu den zen­tra­len Hand­lungs­fel­dern der Prä­ven­ti­ons­for­schung. Für Deutsch­land lie­gen al­ler­dings nur we­ni­ge stan­dar­di­sier­te und vor allem kaum eva­lu­ier­te Pro­gram­me mit schu­li­schem Bezug vor. Hier knüpft das schul­ba­sier­te IGEL-Pro­gramm zur Prä­ven­ti­on von se­xua­li­sier­ter Ge­walt in der Pri­mar­stu­fe an. Das IGEL-Vor­ha­ben baut auf einer in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Ko­ope­ra­ti­on zwei­er An­trags­stel­ler_in­nen (Prof. Bauer und Prof.'in Kolip) auf und ent­hält Ent­wick­lungs- und Eva­lua­ti­ons­an­tei­le. Die Pla­nung und Ent­wick­lung des Prä­ven­ti­ons­ma­nu­als ba­sier­te auf psy­cho­lo­gi­scher und er­zie­hungs­wis­sen­schaft­li­cher Grund­la­ge. Die Im­ple­men­tie­rung im schu­li­schen Set­ting wurde so­zi­al- und er­zie­hungs­wis­sen­schaft­lich be­glei­tet, wäh­rend die Eva­lua­ti­on des Vor­ha­bens mit­hil­fe ge­sund­heits-, so­zi­al­wis­sen­schaft­li­cher und psy­cho­lo­gi­scher For­schungs­me­tho­den er­folg­te. Die in­ter­dis­zi­pli­nä­re Aus­bil­dung und pro­fes­sio­nel­le Ver­or­tung bei­der An­trag­stel­ler_in­nen spie­gel­te sich so im Ge­samt­vor­ha­ben wider.

Fra­ge­stel­lung

Kann Schu­le nied­rig­schwel­li­ge Prä­ven­ti­ons­an­sät­ze und eine Kul­tur der Auf­merk­sam­keit in das Schul­ge­sche­hen in­te­grie­ren?

Kann ein Pro­gramm auf Grund­la­ge wis­sen­schaft­li­cher Evi­denz auf­ge­baut wer­den und mög­lichst breit Lehr­kräf­te und Schü­le­rin­nen und Schü­ler adres­sie­ren?

Kön­nen An­sät­ze des Kin­der­schut­zes di­rekt in ein pri­mär­prä­ven­ti­ves Kon­zept zur Ver­hin­de­rung von se­xua­li­sier­ter Ge­walt in­te­grei­ert wer­den?

Stu­die

Das IGEL-Ma­nu­al mit dem Un­ter­richts­ma­te­ri­al für Schü­le­rin­nen und Schü­ler, den Ba­sis­in­for­ma­tio­nen für Lehr­kräf­te und den El­tern­ma­te­ria­li­en wur­den auf Grund­la­ge ver­füg­ba­rer in­ter­na­tio­na­ler und na­tio­na­ler Er­kennt­nis­se im Be­reich der Prä­ven­ti­on se­xua­li­sier­ter Ge­walt ent­wi­ckelt. Die Prü­fung des Ma­te­ri­als sowie die di­dak­ti­sche Um­set­zung wur­den von einem ge­misch­ten Team aus Lehr­kräf­ten, Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern vor­ge­nom­men.
Ziel der Eva­lua­ti­on war die Über­prü­fung der Wirk­sam­keit und Durch­führ­bar­keit des IGEL-Pro­gramms. Dazu wurde so­wohl eine sum­ma­ti­ve (Er­geb­nis-) Eva­lua­ti­on als auch eine for­ma­ti­ve (Pro­zess-) Eva­lua­ti­on durch­ge­führt. Be­fragt wur­den Dritt­kläss­ler_in­nen von acht In­ter­ven­ti­ons- und vier Kon­troll­schu­len im Ruhr­ge­biet sowie ihre El­tern/Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten über stan­dar­di­sier­te Fra­ge­bö­gen zu drei Er­he­bungs­zeit­punk­ten (vor der In­ter­ven­ti­on, im An­schluss an die In­ter­ven­ti­on, drei Mo­na­te spä­ter). Ver­wert­ba­re An­ga­ben lie­gen von 291 Kin­dern und 328 El­tern­tei­len bzw. Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten vor. Er­ho­ben wur­den in Fall­vi­gnet­ten und Fra­ge­bö­gen die fol­gen­den As­pek­te: Wis­sen, Ängst­lich­keit, das Ein­schät­zen von Si­tua­tio­nen und Hand­lungs­op­tio­nen und Be­rüh­rungs­aver­si­on sowie Ängst­lich­keit und Be­rüh­rungs­aver­si­on bei den El­tern.

Aus­ge­wähl­te Er­geb­nis­se

Das IGEL-Pro­gramm hat zu deut­li­chen Wis­sens­zu­wäch­sen bei den Kin­dern ge­führt. Auch die im Rah­men der Fall-Vi­gnet­te er­frag­ten Hand­lungs­op­tio­nen konn­ten si­gni­fi­kant häu­fi­ger kor­rekt be­ant­wor­tet wer­den. Die Si­gni­fi­kan­zen für den IGEL-Ef­fekt blei­ben auch nach der Ad­jus­tie­rung für Alter, Ge­schlecht und Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund be­stehen.
Fra­gen zu „Was ist se­xu­el­ler Miss­brauch?“ konn­ten häu­fi­ger kor­rekt be­ant­wor­tet wer­den, die Dif­fe­renz war aber nicht si­gni­fi­kant mit der Pro­gramm­teil­nah­me er­klär­bar. Die aus an­de­ren Stu­di­en z. T. be­rich­te­te Zu­nah­me von Ängst­lich­keit und Be­rüh­rungs­aver­si­on der Kin­der konn­te für die IGEL-In­ter­ven­ti­on nicht be­stä­tigt wer­den - das gilt für die Kin­der- und für die El­ter­n­an­ga­ben. 

Pra­xis­be­zug

Das IGEL-Pro­gramm hat sich als wirk­sam er­wie­sen. Die Eva­lua­ti­ons­er­geb­nis­se wur­den in Fach­zeit­schrif­ten und auf der In­ter­net­sei­te des For­schungs­trans­fer­pro­jekts "Kin­der­schutz­por­tal" (www.​schulische-prä­ven­ti­on.de) ver­öf­fent­licht.
Der Trans­fer in die päd­ago­gi­sche Pra­xis und in Schu­len steht jetzt an.

Pu­bli­ka­tio­nen

Kör­ner, Wil­helm; Bauer, Ull­rich; Kreuz, Ina (2016): Prä­ven­ti­on von se­xua­li­sier­ter Ge­walt in der Pri­mar­stu­fe. Ma­nu­al für Leh­re­rin­nen und Leh­rer. Das IGEL Pro­gramm. Wein­heim: Beltz-Ju­ven­ta.